Jeremy Saulnier hatte nach dem missratenen MURDER PARTY mit BLUE RUIN angenehm überrascht. Die Rachegeschichte um einen Obdachlosen, der mit den Konsequenzen einer falschen Entscheidung umgehen muss, hat vor allem auf der emotional-psychologischen Ebene berührt, was nicht zuletzt an der hervorragenden Performance von Hauptdarsteller Macon Blair lag. Genau jener war auch bei GREEN ROOM am Start, dazu Imogen Poots und "Jean Luc Picard" Patrick Stewart. Insofern durfte Großes erwartet werden.
Leider erwies sich aber schon der Plot als uninteressant. Eine abgebrannte Punk-Band spielt im Niemandsland von Oregon vor einer Hundertschaft von Neonazis ausgerechnet den Dead Kennedys-Klassiker "Nazi punks fuck off", wird im Green Room Zeuge eines brutalen Mordes an einer jungen Frau und wird dann von Darcy, dem Besitzer des Clubs (P. Stewart), festgehalten und schließlich von seinen Schergen mittels Waffengewalt und Kampfhunden angegriffen. Im Laufe des Films kristallisiert sich das Motiv für den Mord heraus und auch ein weiterer Grund dafür, dass von den unfreiwilligen Mitwissern keiner überleben soll.
Ohne Frage ist das ordentlich inszeniert und vor allem von Patrick Stewart, der seinen Darcy mit einer Mischung aus oberflächlicher Freundlichkeit und unterschwellig zu verspürender Mordlust gibt, sowie von Macon Blair überzeugend gespielt. Leider setzt Saulnier vorrangig auf explizite Brutalität und reiht eine übertriebene Gewaltsamkeit an die nächste. Die eingeschlossenen Musiker zeigen sich davon jedoch wenig beeindruckt und reißen fröhlich Witze, so grassiert z.B. als "running gag" die Frage, welche Band man auf eine einsame Insel mitnehmen möchte. Ein angesichts der lebensbedrohenden Situation natürlich existenzielles Problem. Da lacht das Splatter-Kasperle. FSK 6.
Spannend ist der Film auch kaum, die Handlungen der Akteure mitunter unglaubwürdig und vor allem lässt die Figurengestaltung jegliche emotionale Tiefe vermissen, sprich, die Charaktere sind einem einfach egal.
Jeremy Saulnier hat sich offenbar von den falschen Leuten beraten lassen und letztlich ein belangloses Werk abgeliefert, das nur Oberflächenreize setzt. Von MURDER PARTY zu BLUE RUIN waren es vier Schritte nach vorne, mit GREEN ROOM geht es wieder drei zurück.
3/10