When the world is ruled by violence, and the soul of mankind fades,
the children's path shall be darkened, by the shadows of the neon maniacs.
Joseph Mangine (18.06.1933 – 02.11.2006) war bei zahlreichen coolen B-Movies für den Bereich Kamera verantwortlich. Zum Beispiel war er Director of Photography bei Filmen wie Squirm (Squirm - Invasion der Bestien, 1976), Alligator (Der Horror-Alligator, 1980) oder Alone in the Dark (Zwei Stunden vor Mitternacht, 1982), und wenn man sich diese (wunderbaren) Filme zu Gemüte führt, kann man nur zu einem Schluß kommen: Dieser Mann verstand sein Handwerk blendend. Zweimal versuchte sich Joseph Mangine aber auch als Regisseur. 1968 drehte er Smoke and Flesh, einen obskuren Exploitationfilm, von dem ich weder je etwas gehört, geschweige denn ihn gesehen habe. Und in den Mittachtzigern inszenierte er den irren Heuler Neon Maniacs. Nach Ansicht dieses schrägen Machwerks bewahrheitet sich wieder einmal der alte Spruch. Schuster, bleib bei deinen Leisten!
In Neon Maniacs geht es um dämonische Kreaturen, die in der berühmten Golden Gate Bridge leben und nachts rauskommen, um die Straßen von San Francisco unsicher zu machen. Jedes dieser Wesen hat ein eigenes, unverwechselbares Aussehen (inklusive schicker Kostüme) und bevorzugt eine bestimmte Waffe, mit der es ahnungslose Menschen heimtückisch meuchelt. Da gibt es zum Beispiel einen Dämon, der einem Terracotta-Samurai aus dem alten Japan ähnelt. Ein anderer scheint geradewegs aus dem Labor von Dr. Frankenstein entfleucht zu sein, ein weiterer sieht aus wie ein haariger Neandertaler, und eine reptilienartige Zyklopenkreatur wälzt sich auch noch schwerfällig durch die Gegend. Und bewaffnet sind diese Dinger mit Axt, Henkerschlinge, Messer, Schwert, Maschinengewehr, Armbrust und dergleichen. Daß sie es verstehen, mit ihren Waffen umzugehen, beweisen sie gleich zu Beginn, als sie ein halbes Dutzend extrem unsympathischer Teenager einfallsreich ins Jenseits befördern. Lediglich die blonde Natalie (Leilani Sarelle, Basic Instinct) überlebt das Massaker, doch natürlich schenkt ihr niemand Glauben, schon gar nicht die Polizei. Niemand? Nein. Der in Natalie verschossene Lieferjunge und Hobbyrockstar Steven (Clyde Hayes, Friday the 13th: The Final Chapter) sowie die junge, horrorfilmbesessene Paula (Donna Locke) schlagen sich auf Natalies Seite, schließlich haben sie die schrille Dämonentruppe mit eigenen Augen gesehen. Da die "Neon Maniacs" die Absicht haben, weiter im Verborgenen zu leben, machen sie Jagd auf die unerwünschten Zeugen. Besonders geschickt stellen sie sich dabei allerdings nicht an. Und so hat Steven dann den Geistesblitz, der Horrorbande bei einem gut besuchten Bandwettbewerb der High School eine Falle zu stellen.
Ich bin ja grundsätzlich kein Mensch, der sich an logischen Patzern in Horrorfilmen groß stört, aber was in Neon Maniacs abgeht, lädt zum fassungslosen Kopfschütteln ein. Ich will niemandem den Spaß verderben, diese herrlichen Fehlgriffe selbst zu entdecken, deshalb nur ein schönes Beispiel. Die "Neon Maniacs", die ja an und für sich nahezu unverwundbar sind, haben eine unangenehme Schwachstelle. Sie vertragen kein Wasser. Kommen sie mit Wasser in Berührung, schmelzen sie im wahrsten Sinne des Wortes dahin. Wo schlägt man also sein Lager auf, wenn Wasser für einen tödlich ist? Genau, in einer Brücke natürlich, nur ein, zwei Spuckweiten von dem Element entfernt, dessen bloßer Kontakt einen ein für alle Mal ausradieren kann. Jetzt könnte man natürlich einwenden, daß Drehbuchautor Mark Patrick Carducci (Pumpkinhead) eine flotte Horrorkomödie im Sinn gehabt hatte, als er sein Skript mit solch haarsträubend blöden Ideen würzte. Und wißt ihr was? Das mag durchaus stimmen. Nur leider ist dieser Umstand nicht bis zu Regisseur Mangine durchgedrungen, denn der setzt das bizarre Spektakel ausgesprochen straight um. Zwar nicht verbissen ernst, aber doch ernst genug, sodaß die daraus resultierende unfreiwillige Komik den Streifen zu einem echten Leckerbissen für Trash-Movie-Fans macht. Möglicherweise liege ich mit dieser Einschätzung aber auch völlig daneben, und Mangine hat das alles ganz bewußt so inszeniert, um die Fans aufs Glatteis zu führen. Vielleicht ist die unfreiwillige Komik ja gar nicht unfreiwillig, sondern nur geschickt als solche getarnt? Who knows? Wenn ja, dann wäre Mangine wohl ein verkanntes Genie. Auf mich macht Neon Maniacs allerdings den Eindruck, als ob da allerhand furchtbar schief gelaufen wäre.
Und tatsächlich war die Produktion schwierig. So mußten die Dreharbeiten u. a. für einige Monate unterbrochen werden, und als es dann endlich weiterging, standen einige der "Neon Maniacs" nicht mehr zur Verfügung, weshalb verschiedene Figuren gleich von mehreren Darstellern gespielt wurden. Und wo wir gerade bei den "Neon Maniacs" sind... ein richtig lustiger Haufen ist das. Hätten sie nicht so fiese dämonische Fressen und würden sie sich nicht ständig fröhlich durch die Gegend metzeln, könnte man glatt denken, sie wären vom letzten Karnevalsumzug übrig geblieben. Wieso sie gerade "Neon Maniacs" heißen, wird mit keinem Wort erwähnt; ebenso wenig wird auf ihre Ursprünge oder auf ihre Absichten eingegangen, oder wieso zum Teufel coole Trading Cards von ihnen existieren!? Eine dichte Wolke des Duftes Mysterium umhüllt diese merkwürdigen Kreaturen. Effekttechnisch weiß Neon Maniacs auf schlockige Weise zu überzeugen. Es gibt einige schleimig-schöne Schmelzszenen zu bestaunen, und einem der Monster wird der Kopf mit einem Wasserstrahl glatt weggespritzt! Die Morde sind recht kreativ umgesetzt, aber ziemlich blutleer. Ein Mädel wird bei einem Blowjob enthauptet, ein Typ mit Schwert zweigeteilt, einem Teenie wird ein Pfeil durch den Kopf geschossen, dessen Spitze aus dem Mund austritt, und ein Zombiechirurg (Andrew "Wishmaster" Divoff in einer seiner ersten Rollen) entnimmt seinem betäubten Patienten ein paar Organe. Die Attacke in der U-Bahn ist recht ordentlich geraten, die Traumszene (Blutregen!) ist toll, und das Finale beim "Battle of the Bands"-Contest macht ebenfalls gehörig Laune. Denn wie nicht anders zu erwarten geht Stevens "Geistesblitz" mit Karacho in die Hose und ein nettes Gemetzel ist die logische Folge.
Daß mit Paula ein Horrorfilmfreak mit von der Heldenpartie ist (eine schöne Parallele zum wesentlich besseren The Deadly Spawn), die gerne Amateur-Movies dreht und deren Zimmer mit Postern und Gruselmasken vollgestopft ist, hat mir ebenfalls gut gefallen. Weniger gelungen sind die musikalischen Beiträge beim "Battle of the Bands"; da heißt es dann The Outlaw Boys vs. Jaded, und beide Rockbands sind furchtbar schlecht. Ansonsten bekommt man viel Synthesizer-Gedudel geboten. Und während die Ohren bluten, tränen die Augen. Spätestens wenn sich einer der "Neon Maniacs" als Zugführer versucht, ein abgetrennter Arm ein lästiges Eigenleben entwickelt, Unmengen an grünem Schleim aus dem Halsstumpf eines seines Kopfes verlustig gegangenen Dämons spritzt und den Kreaturen mit Spritzpistolen und Wasserschläuchen zu Leibe gerückt wird, sollte kein Auge mehr trocken bleiben. Ganz vorzüglich ist jedenfalls das unvergleichliche Achtziger-Jahre-Flair, das diesen Streifen für Fans dieser Epoche fast schon in den Must-See-Status katapultiert. Neon Maniacs ist ein liebenswert-schlockiger Mix aus Slasher-Movie und Creature Feature, dessen unbeholfener Charme ebenso verzückt wie seine skurrilen Antagonisten. Da ist es dann auch völlig egal, daß er sich mehr schlecht als recht, spannungslos und irgendwie unrund dem erlösenden Abspann entgegenschleppt. Ein guter Film ist das nie und nimmer, höchst amüsanter Kokolores hingegen sehr wohl. Oder wie die Briten sagen würden: Neon Maniacs is great FUN. Wobei FUN in diesem Fall sowohl für Spaß als auch für "Flotter, Unterhaltsamer Nonsens" stehen könnte.