Review
von Leimbacher-Mario
Staffel 2
Staffel 2
Hinkt noch immer etwas hinterher
"Fear the Walking Dead" hat es nach wie vor schwer, sich gegen seine große, wenig an Popularität einbüßende Mutterserie zu behaupten. Und trotzdem scheinen Erfolg & Zombiefantum groß genug zu sein, um AMZ zu veranlassen sogar schon Staffel 3 zu bestellen. Diese zweite, auf 16 Folgen aufgemotzte Staffel, schließt am Strand von L.A. genau da an, wo wir die Multikulti-Gruppe verlassen haben - auf einer Yacht vor der brennenden Küste, versuchend, die Zombieapokalypse hinter sich zu lassen & unbetroffene Gebiete zu finden. Doch nicht die komplette Staffel spielt auf der Luxusyacht, zum Glück, und unsere bisher recht blasse Gruppe wird recht schnell mit schwimmenden (!) Walkern, internen Streitigkeiten & anderen Gefahren konfrontiert.
Einerseits machen Zombies immer Spaß, besonders wenn sie so klasse aussehen wie bei beiden Walking Dead-Serien. Für einen blutigen Zwischensnack & kurzweilige, oft unbehaglich soapige Unterhaltung genau richtig. Und "Fear the Walking Dead" Season 2 hat definitiv seine starken Momente, in denen man denken könnte, dass die Serie endlich ihren Weg gefunden hat. So z.B. ein wütendes Finale, ein glaubhaft schwules Pärchen oder ein feuriges Midseason-Finale. Doch genauso schnell stellt sich wieder Langeweile & Leere ein, vor allem auf Grund wenig Dramatik, wenig guter Charakter, zu schnell gelöster Probleme & zum Teil haarsträubend schlecht geschriebener Dialoge oder ganzen Charakterentwicklungen. Teilweise dachte ich in der Mitte der Staffel, dass so manch eine Entscheidung oder geistige Entwicklung einiger Charakter so gegen deren bisherigen Strich gehen, dass es hier doch ein paar Writerwechsel zu viel gegeben haben muss. Wirklich ärgerlich!
Gelungen finde ich weiterhin das sonnige Westküsten-Setting & ganz kurz kam manchmal sogar etwas die Südsee-Zombie-Atmo eines Lucio Fulci auf - nicht zuletzt weil eine der härteren Szenen der bisherigen Serie an seinen berühmtesten Gore-Moment erinnert. Die Darsteller sind zum Großteil top, vor allem der Mini-Johnny-Depp Frank Dillane & Cliff Curtis als verzweifelnder Vater reißen phasenweise mit. Aus pfützenflachen Charakteren holen sie Einiges heraus. Trotzdem tut es weiterhin in allen Bereichen gut, vom Look über die Personen bis zur Härte, nicht dauernd mit "TWD" zu vergleichen. "FTWD" verbreitet keine Angst, ist eher in zweiter oder dritter TV-Reihe zu finden, doch Fans der Untoten könnten langsam gefallen finden. Trotz dem helleren, frischeren Setting, hat die Serie noch immer fast genauso viel Schatten wie Licht. Ein Slow-Burn, bei dem die Macher neue Wege gehen (wollen) - wer hier weiter mitziehen will, braucht jedoch auch in Staffel 2 noch eine Menge Geduld & muss einige lahmarschige Filler-Episoden ertragen. Staffel 3 schaltet dann hoffentlich endlich ein bis vier Gänge rauf.
Fazit: Staffel 2 ist länger, härter & abwechslungsreicher als die 6 Einführungsfolgen. Doch leider gleichzeitig fast noch zäher, langweiliger & gefüllt mit wenig interessanten Charakteren - kein Vergleich zu seiner großen Schwesterserie. Für Zombiefans aber noch immer ein sonniger Happen & sandig-salziger Appetizer auf den Hauptgang. (6/10)