Review

Staffel 1

Staffel 1


Gelungene Westküsten-Cousine

Das die momentan erfolgreichste Serie im TV, die eigenhändig den lebenden Toten den dritten Frühling beschert & durch die Comics noch enorm viel Ideen & Material hat, irgendwann eine Spin Of-Serie beschert bekommt, war abzusehen. Das diese es schwer haben wird, da das Original samt Rick, Darryl & Co. so beliebt ist & mittlerweile perfekt funktioniert, war ebenfalls klar. Also dachte man sich wohl, man muss eindeutig erkennen lassen, dass man hier andere Wege gehen will. Das war eine gute Idee & ein vielversprechender Ansatz - aber auch der stößt natürlich nicht nur auf Gegenliebe. Man kann es heutzutage einfach keinem mehr recht machen...

"Fear the Walking Dead" spielt an der komplett anderen Küste der USA, in Los Angeles, wodurch es erstmal unwahrscheinlich erscheint, dass man beide Serien bzw. Gruppen von Überlebenden, irgendwann zusammen führt. Erstrebenswert & cool, wäre es trotzdem. In der Stadt der Engel folgen wir einer wahren Patchwork-Familie, in deren Leben der Ausbruch der Zombieseuche platzt. Die Serie & vor allem erste Staffel (6 Folgen), beleuchtet die Zeit, in der Rick Grimes im Koma lag, in der die Menschheit es ganz frisch mit den auferstehenden Toten zu tun bekommt. Alles ist noch unglaublich, unvorstellbar, wird halb so wild geredet, unterschätzt & teilweise dumm abgetan. Nur Wenige erkennen den Ernst der Lage, die Bevölkerung wird nach kurzer Gegenwehr vom Militär verlassen & der Ausnahmezustand bzw. das Finale für die Spezies Mensch, kann beginnen. 

"Fear The Walking Dead" ist nicht so gut wie seine Vater-Serie - ja, das stimmt. Noch nicht. Aber Potenzial ist durchaus da, die Lücke zu schließen & auf ein ähnlich hohes Niveau zu kommen. Zu viel vergleichen sollte man aber nicht. Und als Zombie-Fan eh einfach mal genießen - die neue Geschichte, das neue Setting, den neuen, viel gediegeneren, spannungsgeladeneren Ansatz & den Fakt, dass die Beißer wieder & immer noch einer der momentanen Fixpunkte/Hypes unserer Popkultur sind. Das kann sich schnell wieder ändern & sollte erstmal zu recht gefeiert werden. Ich finde FtWD hat sogar ein paar Vorteile zu TWD. Die Zombies sind noch viel mehr Mensch & daher mindestens ebenso erschreckend, anders halt. Es gibt noch viel mehr Menschen - und da die in solchen Situationen, wie wir ja auch von TWD wissen, gefährlicher sind als jede Beißerhorde, erhöht das Panik & Spannung. L.A. ist schicker als das Hinterland der Staaten & allgemein ist es äußerst interessant zu sehen, wie die Menschheit wie ein Kartenhaus in sich zusammenbricht. 

Kommen wir zu den Kritikpunkten bzw. Verbesserungsmöglichkeiten. Von den 6 Folgen ist ungefähr die Hälfte gut oder sehr gut, die andere Hälfte humpelt hinterher & wirkt wie Füllmasse. Das darf bei so einer kurzen Laufzeit nicht sein & die Quote muss verbessert werden. Auch wenn bei TWD ebenfalls nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Familie bzw. Gruppe die wir verfolgen, ist, sagen wir es mal vorsichtig, gewöhnungsbedürftig. Eher blass bis gar unsympathisch - daran muss gearbeitet werden. Mehr Kontur, mehr Sympathie, mehr Härte, mehr Coolness. Am besten hat mir noch der Drogensüchtige Sohn gefallen & mich nicht wenig an einen jungen Johnny Depp erinnert. Die Richtung Meer verheißt schonmal keine schlechte Idee. Man muss weiterhin wohlwollend & motiviert an die Serie heran gehen - TWD wurde auch nicht an einem Tag erschaffen! Schaltet man in Staffel 2 öfters einen Gang hoch (das geht an euch Writer!) & hält die Spannung hoch, bin ich sicher dabei! Figuren können immerhin schlauer werden & sich entwickeln!

Fazit: besser als sein schlechter Ruf! Einfach anders & wesentlich ruhiger gestaltet sich dieses Walking Dead-Spin Off, dass durchaus spannend & interessant, den Beginn der Zombieapocalypse schildert. Leider mit ein paar Längen zu viel, und das bei nur 6 Folgen... hat aber Potential! (7/10)

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