Review

Wieder einmal bestätigt sich ein böses Omen, wenn ein Streifen zwei Jahre nach Fertigstellung erst bei uns erscheint, obgleich das Rape & Revenge- Thema spätestens seit der Neuauflage von "I Spit on Your Grave" recht weit vorne mitmischt. Autorin und Regisseurin Karen Lam geht ihren Rachethriller, gepaart mit asiatischer Mystik sehr versponnen an.

Evangeline (Kat de Lieva) ist neu auf dem Campus und lernt während einer Verbindungsparty den reichen Michael kennen, der sie kurz darauf in die Forsthütte seines Vaters einlädt. Doch nach heimlich verabreichten Drogen jagen Michael und zwei Gefolgsleute die junge Studentin durch den Wald, prügeln auf sie ein und lassen sie sterbend zurück. Kurz darauf fährt ein Dämon in sie und verleiht ihr die Kraft zum Rachefeldzug...

Wird man auch rasch mit der Titelgebenden warm, die als Tochter eines Priesters und dem Trauma der verstorbenen jüngeren Schwester ein wenig naiv und schüchtern rüberkommt, so zündet die selbstverliebte Erzählweise nur selten. Bereits früh mischen sich Inserts, Metaphern und angedeutete Rückblicke zu einem unausgegorenen Wirrwarr, was zuweilen wie eine gequirlte Arthouse-Szenerie ohne klare Linie daherkommt.

Zwar sind die beklemmenden Szenen rund um die Opferrolle von Evangeline durchaus gelungen und es benötigt keine fiesen Details, um Grausamkeiten wirken zu lassen, doch der Rachefeldzug mutet trotz des vorhersehbaren Ablaufes recht willkürlich an, zumal sich der Dämon in ihr nur selten entscheiden kann, ob und inwieweit er gegenüber den Peinigern eingreift. Was es mit dem mordenden Lehrer, den campierenden Obdachlosen im Wald und den sadistisch veranlagten Studenten im Detail auf sich hat, wird zu keiner Zeit offenbart. Stattdessen mehren sich redundante Momente mit schrägen Kameraperspektiven und symbolbehafteten Einstellungen, die sich an den interpretationsfreudigen Betrachter richten, - wer indes blutige Vergeltung erwartet, dürfte massiv enttäuscht werden.

Solide performt wird die Angelegenheit zwar und Kat de Lieva ist treffend besetzt und offenbart ein nuanciertes Spiel, doch Spannung kommt bei dem ein wenig an "The Crow" erinnernden Treiben nur selten auf. Die wenigen Effekte, angedeutete Gewalteinlagen und der an sich recht sensibel abgestimmte Score retten da nicht mehr viel, denn obgleich die Titelgebende gleich dreimal durchs Fegefeuer geht, - aufwühlend gestaltet sich das Ganze wahrlich nicht.
Knapp
4 von 10

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