Review

Auch weiterhin befinde ich mich im Sumpf des Trashigen Endzeitfilms. Im Zuge dessen bin ich auch mal wieder dazu gekommen „Six String Samurai“ zu gucken und muss auch weiterhin sagen, das es einer der ungewöhnlichsten Werke dieses Genres ist.

Der Film spielt in einem parallelen Universum in dem Amerika in den 50er Jahren durch eine Atombombe zerstört wurde und nun von den Russen besetzt ist. Die einzige freie Stadt ist LOST VEGAS und dort ist ELVIS der König. Als er stirbt braucht die Stadt einen neuen KING und etliche Leute machen sich auf den Weg die Nachfolge anzutreten. Hauptpersonen sind dabei der Einzelkämpfer BUDDY, ein Waisenkind dessen Leben BUDDY gerettet hat und der TOD persönlich. Sie alle wollen König von LOST VEGAS werden!

Diesen Film zu beschreiben ist wirklich nicht ganz einfach. Er mixt sehr viele Genres und lässt sich am besten als Martial Arts-Endzeit-Samurai-Italo Western-Rock`n Roll Film beschreiben. Leider hatte der Film von Anfang an finanzielle Probleme, so dass viele „große“ Ideen auf Grund des Geldmangels gestrichen wurden. Die beiden treibenden Kräfte hinter dem Projekt, Regissuer Lance Muniga („Crow:Wicked Prayer“) und der Hong Kong Nebendarsteller und Martial Artist Jeffrey Falcon, gingen sogar soweit das sie viel Privatgeld in den Film Pumpten (Jeffrey Falcon verkaufte sogar seine Spielzeugfirma die er in HK besessen hatte) um den Film überhaupt fertig stellen zu können. Etliche Szenen konnten erst einige Monate nach dem Hauptdreh gefilmt werden. Ob es sich letztendlich Finanziell gelohnt hat darf man zwar bezweifeln, aber für den Zuschauer allemal.

Der Streifen tritt wirklich den Beweis an, dass ein B-Film mit sehr schmalem Budget trotzdem gut sein kann, wenn nur der richtige Mann hinter der Kamera ist. Was Lance Muniga hier an Einfallsreichtum aufbietet ist schon oftmals absurd, aber immer Innovativ und erfrischend anders. Die Ausstattung trifft das Feeling der Situation haargenau und optisch werden einige sehr schöne Bilder geboten. Vor allem seien hier auch die Szenen erwähnt die kurz im Untergrund spielen. Klasse ausgestattet für das Minimale Budget!

Natürlich ist das ganze eine Hommage an den Samuraifilm und dem dreckigen Italo Western (z.B. der Beginn ist im falschen Bildformat aufgenommen, so als ob man einen Widescreen Film im krassen Vollbild anguckt, aber auch spätere kleine Szenen sollen folgen), aber er variiert das alles perfekt und mischt es zu einem neuen ganzen. Dabei wird bei weitem nicht versucht den Geschmack des Mainstream Publikums zu treffen. Etliche Menschen werden den Film vermutlich einfach nur Scheiße finden. Denn ob es die nicht besonders vielen und oftmals einsilbigen Dialoge sind, die merkwürdigen Charaktere wie die Kannibalen Familie, die Killertruppe im Look eines Bowlingteams, die Windmühlenleute oder einfach der Tod selber mit seiner Gang. Das alles wird einfach aufgeboten, ohne irgendwelche Erklärungen zu bieten. Der Zuschauer muss das wilde Universum einfach hinnehmen. Das ganze Geschehen spielt sich in einer dreckigen und staubigen Wüste ab in der es scheinbar keine normalen Menschen mehr gibt. Selbst Buddy(Jeffrey Falcon) oder der Waisenjunge, sind keine der üblichen Figuren die man normalerweise in einen Film zu sehen bekommt. Trotz allem ist Buddy natürlich der Held in dieser zerstörten Welt und schlägt sich durch, um den Thron einzunehmen. Immer bestückt mit Samuraischwert und Gitarre sowie coolen Gesten und den ein oder anderen Oneliner. Auch wenn er eigentlich der typische Einzelgänger ist, der unfreiwillig das (meistens schreiende Kind, welches aber auch normal reden kann) Kind am Hacken hat und es immer wieder versucht loszuwerden. Dabei hat er auch keine Probleme es bei einer völlig kranken Familie zu lassen, aber das Kind sieht in ihm einen neuen Vater und folgt ihm den ganzen Weg bis nach Lost Vegas.

Dem Budget zum trotz, gibt es viele Actionszenen die meistens dadurch resultieren das Buddy immer wieder gegen verschiedenste durchgeknallte Typen antreten muss. Dabei gibt es viel Schwertaction und auch einige nette Martial Arts Szenen indem Jeffrey Falcon zeigt was er so drauf hat. Aus Budgetgründen wurde fast komplett auf Blut verzichtet. Aber das stört hier überhaupt nicht, da man sich sowieso wie in einem abgedrehten Comicheft fühlt. Highlights sind dabei der Kampf mit einer Armee Russen und der Schwertkampf gegen den Tod. Das ist dann der einzige wirklich längere Kampf, da bis dato, Samuraitypisch, der Gegner schnell am Boden liegt. Vor allem dieser Endkampf nimmt, unterlegt mit hervorragender Musik, fast epische Züge an, wie man sie aus Samuraifilmen kennt. Dabei kann man auch nur immer wieder die sehr gute Kameraführung und die einfallsreiche Inszenierung loben.

Absolut genial ist natürlich die Musik des Filmes. Sowohl der Score, der neben Rock`n Roll auch spanische Gitarre oder Surfmusik a la Pulp Fiction bietet, als auch die gesungenen Lieder der RED ELVISES sind Top und immer passend. Diese Untermalung ist das I Tüpfelchen auf dem ganzen und durchzieht den kompletten Film.

Fazit: Ich könnte noch viel schreiben, aber ich glaube es reicht. Abschließend nur soviel: „Six String Samurai“ ist für mich ein absolutes Highlight im B-Film Bereich. Das Movie hat zwar eine dünne, aber unglaublich unterhaltsame Story, die mit oftmals absurden Ideen aufgepeppt wird, bietet tolle Bilder, hat super Musik , liefert viel Action, präsentiert einen Hauptdarsteller den man so eine Leistung nach seinen blassen Auftritten im HK Actionkino gar nicht zugetraut hätte, zeigt ein etwas anderes Ende und wartet mit einer innovativen Regie auf, die das absolut beste aus dem Film macht. Dem, auf Independent Festivals mit Preisen ausgezeichnete, Film sehe ich sogar als kleinen Kultfilm, obwohl ich immer sehr vorsichtig mit Worten wie „Kult“ bin. Wenn Lance Muniga nur teilweise so einfallsreich bei „Crow:Wicked Prayer“ gearbeitet hat, dann könnte es ein richtig guter Film werden. Aber er ist ja erst 33 und ich hoffe das noch mal so ein Knaller folgt wie „Six String Samurai“!

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