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Nach bspw. der Horrorkomödie Back to the Beyond (1987) und vor Story of Nam (1989), Handcuff Me, Brother (1989), und The Iron Butterfly (1989) veröffentlichtes Actiondrama als Telemovie von TVB (Television Broadcasts Limited); gedreht vom in Sachen Film anders als die später noch aktiven Raymond Lee oder Johnnie To weitgehend unbekannten Lee Ting-Leun; wobei Lee bis dato zumeist als Produzent für den Sender tätig war, aber u.a. auch die File Noir (1988, mit Donnie Yen) gedreht hat oder an Heaven Sword and Dragon Sabre (1978) mitgewirkt. Lee, der 1960 seinen Abschluss an der Chi Heng Secondary School (Grundschule) in Wan Chai gemacht hat, kam bereits in den 1970er Jahren als Direktor zu TVB; wo er 1979 zum ausführenden Produzenten befördert wurde und bis zum Verlassen des Fernsehsenders 1990, also quasi die Hochphase der Achtziger Jahre auch aktiv, wenn auch vermehrt im Bereich von Kostümdramen, Verfilmungen von Jin Yong bspw. blieb:

Als May [ Pauline Yeung ], die schwangere Ehefrau des Sicherheitsbeamten Lin Zijun [ Alex Man ], eines Nachts eher zufällig Zeuge eines Mordes an einem Drogendealer wird, gerät sie in das Visier der Verbrecher und wird durch diese auch getötet. Zusammen mit seinem Freund Chu Liuhua [ Leon Lai ] schwört Lin Rache, und erfährt über Lei Sen [ Alex To ] auch eine Querverbindung zum thailändischen Drogenbaron Jin ; wobei ihnen der örtliche Kontakt Jenny [ Ellen Chan ] hilft, sich in der unbekannten Umgebung zurechtzufinden. Allerdings stoßen sie auch schnell auf den schießwütigen Luo Ayong [ Francis Ng ].

Viel Gewusel in der Großstadt, viel Bewegung, Kommunikation ganz unterschiedlicher Art, schon mit dem tragbaren, damals natürlich noch wesentlich größeren, wie als Schlaginstrument aussehenden Telefon. Geplant wird hier und beschattet, Verbrechen angeleiert und observiert, konspirative Treffen geschmiedet und die Einsatztruppe hergekarrt. Die einen nehmen den Fahrstuhl, die anderen spurten die Treppen hinauf, ein Geschäftsdeal wird gestört, bald gibt es Schießereien und Stunts zuhauf.

Eine Frau führt das Kommando der Gangster, um eine Geiselnahme wird sich nicht geschert, ein ganzes Hotel für einen Moment als Ort der Auseinandersetzung, als gefährlicher Aufenthalt; bis Alex Man als ausnahmsweise positive Gestalt die Lage mit beherztem Eingriff klärt. Die Polizeiaktion ist etwas Hoppladihopp, aber nicht ohne Effektivität, sie könnte etwas länger dauern, wird aber in der Schnelligkeit erledigt, in der Kürze die Würze hier, es wird noch viel erzählt. Als eine 'rein fiktive Geschichte' stellt sich die Handlung dar, darauf weist man im Titel extra hin, man hat 'alte' und neue, kommende Stars in der Besetzung, erfahrene 'Hasen' und 'Greenhorns'. Manche waren in den Achtzigern die große Nummer und zahlreich vertreten, auch auf der Leinwand, andere sind später nachgezogen, die Neunziger, das neue Jahrtausend, manche heute noch aktiv.

Leon Lai wird hier schon als Frauenschwarm eingesetzt, noch blutjung vom Auftreten her, mit den ersten Gehversuchen, am Anfang der Karriere. TVB damals als Anlauf- und Ausbildungsstelle für zahlreiche Kinostars, heute wird der Sprung nicht mehr vollzogen, wird sich im eigenen kleinen Kreis gedreht quasi, das Größte ist noch die Ablösung in den chinesischen Fernseh- oder Streamingmarkt. Telemovies wie hier bis kurz nach der Jahrtausendwende werden auch nicht mehr produziert, die Geschichten bleiben durchaus gleich, werden aber grundsätzlich zu Serien mit 20 - 30 Episoden ausgedehnt, der Neunzigminüter theoretisch machbar, praktisch ausgestorben und ausgedient.

Die Wohnungen und insgesamt die Locations sind hier teilweise edler als üblich, die Produktion angemessener, natürlich dennoch im Videolook, in der analogen Optik, die die Herkunft nicht verleugnen kann und nicht verleugnet, die den Fernsehfilm kennzeichnet. Dialoglastig auch die ersten Minuten, wird rekapituliert, wird weiter gedacht und die Situation analysiert, erst der Alltag, dann die Veränderung. Die Einführung verschiedener Personengruppen, anfangs mehr Fragen als Antworten, ein wenig abgehakt das Geschehen, und gleichzeitig ausdauernd, es wird im Nachtclub und eine feststehende Schwangerschaft gefeiert.

Das Verbrechen findet hier währenddessen statt, im Hinterhof, in Seitengassen, die Ausschaltung von Mitwissern oder Störfaktoren, einmal war man unfreiwillig Zeuge auch. Ein Actionkrimi erst, dann der Rachethriller, alles mit ein bisschen Vorlauf auch, mit einem Anschlag per Auto, die Fahrertür wird abgerissen, die Frau zum Glück im Wagen noch, eine Kronzeugin wider Willen und wider besseres Wissen. Ein Attentat folgt dem nächsten, diesmal heimtückischer gar noch gehandelt, noch hinterhältiger, Spannungsmotive installiert, ein wenig mit dem Wissen des Zuschauers und dem Unwissen der Figuren gespielt.

Eine (die Wohnung zerreißende) Bombe und ein Grabstein als die Folge, etwas Trost wird gespendet, die Explosion selber ist gleich mehrfach im Film, in den Zwischentiteln nämlich eingespeist. Die Trauer währt kurz, die Vergeltung dafür lang, wird die Unterwelt aufgemischt, erst die kleinen Spießgesellen, in zumeist erbarmungswürdigen Gegenden. Der offiziellen Polizei passt das nicht so, Selbstjustiz ist gegen das geltende Recht, das Thema wird deutlich angesprochen, der Vigilante zur Rede gestellt und verwarnt, Ein Mann sieht rot auf kantonesisch. Die Inszenierung dessen ist gängig, sie ist routiniert, manchmal auch persönlich, sie kümmert sich um das Drama dahinter, sie interessiert sich für ihre Figuren. Es werden neue Szenen geboten, keine Wiederholenden, keine Wiederholten, zuweilen sind die Vorgänge und die Entwicklungen auch offensichtlich; nur diese nicht, wie und warum man nach Bangkok kommt. Der Flieger dahin wird zumindest zur Hälfte der Laufzeit genommen.

Ausflüge haben den Telemovies zu der Zeit öfters gemacht, als zusätzlichen Anreiz, Kanada wie in Dead End, die Niederlande in Tulips in August, Ungarn in Déjà-vu in Budapest, hier wirkt es eher zufällig, wie als Urlaubstrip, mit entsprechenden Bildern natürlich auch, eine Auszeit vom Kriminellentum, ein bisschen Shopping zur Ablenkung, die Ortsveränderung hilft nicht wirklich, es scheint dem Fortkommen auch nicht förderlich. Dass man dann dennoch zur Sache kommt, liegt in der Natur dieser, eine kleine Auseinandersetzung auf dem Hotelzimmer, eine Vorstellung bei den lokalen Schurken, die ihre Villengrundstücke schwer bewaffnen lassen, eine Infiltration unter falscher Identität, mit Tarnung. Ein Sprachenwirrwarr folgt, eine Verfolgung auf dem Fluss, ebenfalls eher kurz abgehandelt, zumindest erzeugt man die Aufmerksamkeit der Gaffer, der einheimischen Bevölkerung.

Zudem wird ab da an auch Francis Ng in das Spiel gebracht, Ng hier als Henchman, fix mit der Pistolet, noch dem Fernsehsender verpflichtet, fast am Beginn seiner Laufbahn, gab es filmisch gesehen nur The Last Conflict (1988, ebenfalls TVB) und ein Auftritt im Drama Midnight Girls (1986) eher; die gesamte Besetzung im Nachhinein sowieso erstaunlich, nur das Tempo leider nicht. Ein früher Vertreter des Heroic Bloodshed Genres, hier noch am Üben, es werden mehr Waffen gezeigt als abgefeuert, die Narration entwickelt sich über die Dialoge, nicht unbedingt die Bilder. Angriffe gibt es dann später, ein Sterben und Hauen und Stechen und Boxen in der Sportarena, die ganze Welt wird aggressiver. Größere Actionszenen hier sind eher nachlässig gehandhabt, kurze Stürmungen, schnelle Fluchten, ein Schuss und drei Tote, nach dem Motto, trotz des überaus erfahrenen Yuen Bun in der Verantwortung keine wirkliche Besonderheit. Der Film bleibt gesucht, als Rarität, wegen des reißerischen (englischen) Titels (der so auch gar nicht stimmt, es wird ein Rückflug bereitgestellt), aufgrund der bekannten Gesichter, dem Versprechen einer berechtigten, nicht gänzlich eingelösten Aufmerksamkeit.

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