Review

Der versierte Action- und Thrillerregisseur John Frankenheimer versuchte sich mit „Die Prophezeiung“ an einem Monsterschocker, doch das Ergebnis bietet nicht die gewohnte Frankenheimer-Qualität.
In einem Wald in Maine ist gerade Unruhe angesagt, denn die dortigen Indianer protestieren gegen eine Papiermühle und legen sich offen mit den ebenfalls konfliktbereiten Arbeitern an. Das Gericht will das Ganze über ein Umweltgutachten klären, da bereits Menschen verschwunden sind. Doch bereits der Auftakt, in dem einen Rettungstrupp verhackstückt wird, deutet an, dass keine Menschen für das Verschwinden verantwortlich sind. Genretypisch sieht man das Biest dabei erstmal nicht.
Man beauftragt den Arzt Robert Verne (Robert Foxworth), einen Idealisten mit ökologischem Gespür. Mit seiner Frau Maggie (Talia Shire) fährt er ins Reservat, wo ihn jedoch einige ungute Entdeckungen erwarten…

Frankenheimers Ökoreißer ist halbwegs ambitioniert, bringt die Message aber teilweise mit dem Holzhammer rüber. Die Indianer stehen irgendwo zwischen zivilisiert und dem Bild des edlen Wilden, während die Fabrikarbeiter allesamt gewaltbereit und überheblich sind, die Vorgesetzten sowieso. Erst im Angesicht der Gefahr darf dann Reue gezeigt werden, aber da ist es zu spät. Anfangs lässt der Film offen, ob die Natur aus Rache ein Fabelwesen entlassen hat oder eine Mutation am Werke ist, doch zur Halbzeitmarke findet Robert mit Minimalrecherche aus, was hier Amok kreucht und fleucht.
Doch bis man das Biest endlich zu sehen bekommt, ist der größte Teil des Films bereits vorbei – und bis dato auch mäßig interessant. Das Szenario mit dem möglichen Umweltskandal ist ja noch interessant, das Auffinden einer Monsterkaulquappe und ein Riesenlachs sind nette Omen, doch leider ergeht sich „Die Prophezeiung“ vor allem im Gesabbel von Robert und Maggie über Nachwuchs. Maggie ist schwanger, sagt es aber Robert nicht, weil der auf dem ’Wie kann man nur ein Kind in diese Welt setzen?’-Trip ist.
In der letzten halben Stunde hat das Biest dann dafür Großeinsatz, zumal die Heldentruppe passenderweise allein im Wald ist und nicht auf Rettung hoffen darf. Erfreulicherweise schnetzelt das Biest auch nervige Blagen weg und macht nicht aus Gründen der political correctness halt. Leider sind die Tricks selbst für die damalige Zeit mau, man denke nur, was „Alien“ gerade mal ein Jahr oder „The Thing“ drei Jahre später zeigten. Das Biest in „Die Prophezeiung“ ist in den meisten Aufnahmen ein furchtbar unbewegliches Plastikmodell, weshalb Frankenheimer es meist nur kurz und mit wackeliger Kamera zeigt, was das Vieh aber auch nur unwesentlich beweglicher aussehen lässt.

Doch trotz des Trashfaktors wartet die finale halbe Stunde mit einer veritablen Anzahl von Jagd- und Fressszenen auf, da das Vieh alle paar Minuten aus dem Unterholz bricht. Natürlich werden direkt immer die Leute weggeknuspert, von denen man es erwartet, doch Tempo hat der Monsterquatsch durchaus. Einen vernünftigen Schluss findet „Die Prophezeiung“ aber nicht – Monster tot, Film vorbei. Was aus der Papiermühle wird, kann man sich noch denken, aber es bleiben wichtigere Fragen offen. *SPOILER* Ist Maggies ungeborenes Kind zu starker Schadstoffbelastung ausgesetzt gewesen? Hat John Hawks (Armand Assante) den Tatzenhieb überlebt oder ist er hinüber? *SPOILER ENDE*
Talia Shire steht zwar als erste auf der Besetzungsliste („Der Pate“, „Rocky“ sowie deren Sequels sei dank), ist aber mal wieder das Frauchen hinter dem Helden und hat dementsprechend wenig zu tun. Robert Foxworth als Held ist ganz ordentlich, aber nicht weniger einprägsam, so wie die meisten Darsteller hier. Nur Armand Assante als Anführer des Indianerprotests kann hier noch Akzente setzen.

„Die Prophezeiung“ ist ein Schnellschuss, denn sowohl Drehbuch als auch FX hätten mindestens eine Überarbeitung nötig gehabt. Doch interessante Ansätze sind da, im Finale wird halbwegs flott gemeuchelt und einen gewissen Trashcharme hat das Ganze doch, sodass Frankenheimers Kuriosum noch ganz nett goutierbar ist.

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