John Frankenheimer hat sich in seiner Karriere nicht selten mit politisch angehauchten Themen befasst, aber mit dem skandalumhauchten „The Prophecy“ hat er anno 1979 leider ein Eigentor geschossen.
Der Film wurde als das besondere Mysterium umworben, von dem vorher niemand was wissen durfte, entpuppte sich am Ende aber als blasse Enttäuschung.
Wer den Film heute sieht, weiß auch warum.
„Die Prophezeiung“ ist viel mehr ein gängiger Monster-Tier-Film, wie er in den 70ern üblich war als der ökologisch motivierte Thriller mit übernatürlichen Bezügen, zu dem man ihn machen wollte.
Der Öko-Anspruch ist nämlich hier lediglich ein schwaches Deckmäntelchen, um die Dinge in Gang zu bringen, im Laufe der Handlung gehen diese Themenbereiche unter und lassen den Zuschauer am Ende ratlos zurück.
Zu Beginn ist der Film noch recht vielversprechend: genervt von seiner medizinischen Tätigkeit in einem Slum voller Farbige, lässt sich Robert Foxworth überreden, ein Umweltgutachten über eine Papierfabrik zu erstellen und dabei gleichzeitig in Maine zwei Wochen Urlaub zu machen. Die Fabrik wird von den Indianern bestreikt, die in der Fabrik eine Gefährdung für die Natur sehen und auf die titelgebende Prophezeiung verweisen (Rache der Natur, etc.).
Hineingemischt wird noch Talia Shires Wunsch nach Baby von ihrem vielbeschäftigten Mann.
Sobald man jedoch im Wald angekommen ist, zerfällt der Film in Einzelteile und driftet ins Lächerliche ab. Die freundlichen Fabrikmitarbeiter gehen mit brutaler Gewalt gegen ein paar Indianerprotestler vor, was vollkommen übertrieben wirkt, ein Waschbär reagiert aggressiv, schließlich sichtet Foxworth beim Angeln einen Lachs in Robbengröße. Das Plastikvieh lässt leider schon erahnen, was dann noch für Tricks auf uns zukommen.
In der Fabrik schafft er es, dass sich die Verantwortlichen durch simples hartnäckiges Nachfragen entblößen und dann geht es nächtens auch schon rund, denn ein von Quecksilberabfällen im Wasser mutierter und wie gehäutet aussehender Bär geht „on the rampage“.
Was dann folgt, ist der gebügelte Quark, den uns sogar D-Regisseur Bert I.Gordon schon hundertmal vorgesetzt hat: Der Bär hetzt die Verantwortlichen durch den dunklen Tann und verfrühstückt erst die Firmenverantwortlichen, dann die Indianer und reißt alles um, was nicht schnell genug im Fluchttunnel ist. Da man das Modellvieh immer nur ausschnittweise und bei Nacht sieht, dauert es ein paar von seinen reichlichen Auftritten, bis man die schlechten Masken bemerkt, hier und da rennt sogar mal jemand mit einem Bärenkopf herum, von den biologischen Absurditäten mal ganz abgesehen (Bär bleibt drei Minuten unter Wasser, Bär greift auf Hinterbeinen an.)
Es wird sich also nach Herzenslust verschanzt, man macht sich Vorwürfe und heckt die dümmsten Pläne aus, kann aber drehbuchgemäß zwei Tage nicht aus dem Forst entkommen. Die Dialoge ziehen einem dabei öfters mal die Schuhe aus.
Am Ende nimmt das Vieh eine stabile Holzhütte wie eine Streichholzschachtel, weil Foxworth und Co aus Integritätsgründen die ganze Zeit das Monsterbaby des Bären durchs Unterholz schleppen, was Mutti gar vergrätzt. Und während alle anderen per Tatzenhieb zermetzelt werden, überlebt der wackere Arzt am Ende eine dicke Bärenumarmung und piekst das mit dem Dolche tot. Derweil fragen wir uns die ganze Zeit, was wohl aus seiner schwangeren Frau wird, die munter Fische aus dem See verfrühstückt hat.
Aber, und da ist man konsequent gleichgültig dem Thema gegenüber, das wird gar nicht erst geklärt. Das Vieh ist tot, der Firmenleiter tot, die Papierfabrik nach dem Bericht bald auch.
Foxworth streichelt im Flugzeug den Kopf, was aus dem Baby wird, erfahren wir nicht, ebenso wenig wie etwas über das Schicksal der Indianer.
Hauptsache, die weißen, ehrbaren Leutz aus der Zivilisation haben es überlebt.
Ich weiß nicht, ob das ungeplanter Zynismus ist oder ob die eine Hälfte des Drehbuchs geklaut und nicht wiedergefunden wurde, auf jeden Fall kann man diesen Murks in die Tonne kloppen.
Als Tierhorror ist der Film noch ganz putzig und das Plärren des Monsterbabys ist wirklich nervenzerrend, aber ansonsten fährt man auch mit dem guten alten „Grizzly“ ganz gut.
Unter Kuriositätsgesichtspunkten aber ein lustiges Beispiel, wie man aus einer guten Idee einen Haufen Kasperquatsch machen kann. (4/10)