Wenn Woody Allen Hipster wär
Noah Baumbach ist schon lange eine Art Wunderkind der neuen amerikanischen Welle an kauzigen Komödien - auf meinen Radar kam er erst mit "Frances Ha", einer Komödie irgendwo zwischen der Nouvelle Vague & nervigem Hipstertum, die ich gleichzeitig geliebt & gehasst habe. "Mistress America" ist da schon keine ganz so anstrengend Achterbahnfahrt der Empathie, jedoch ebenfalls alles andere als sympathische, leichte Kost. Eher wie eine nervige Tante, die einen auf jeder Familienfeier vollquatscht & aufregt, der man trotzdem etwas Spezielles zugestehen muss. Hier geht es wenig um die eigentliche Geschichte, geschweige denn das Ziel, viel mehr um die Stimmung, die Chemie zwischen zwei grandiosen Leading Ladies & das Gefühlschaos. Nur so viel: es handelt von zwei jungen bis mittelalten Frauen in New York, die zu Stiefschwestern werden sollen & sich nun während dem Abenteuer Leben, näher kommen.
Der Film & seine Macher, seine Schreiber & seine Darsteller, sind gebildet & schlau - das merkt jeder sofort. Vollgestopft mit angeschnittenen Themen wie Melancholie, Träumen, Schwesterliebe, dem Altwerden & Verlustängsten, bekommt man hier einiges zum Nachdenken. Das der Film seine Cleverness so zur Schau trägt, macht ihn gleichzeitig unsympathisch wie oberflächlich. Genau wie seine, zugegebenermaßen charismatischen, Hauptdarstellerinnen Gerwig & Kirke. Zwei der größten Talente Hollywoods, die hier perfekt ineinandergreifen & Herzstück sind, jedoch super leicht zu hassen. Zu verwirrt, zu eingebildet, zu nichts auf die Reihe kriegend - und vielleicht gerade deswegen so echt? Nobody is Perfect, oder?! Neben den zwei kantigen Schönheiten verblassen selbst einige der abstrusen & sehr witzigen Nebencharakter, von denen es trotz sehr kurzer Laufzeit viele gibt.
Inhaltlich ist der Film also eine gemischte Tüte, die man entweder schluckt oder nicht. Wer "Frances Ha" schon furchtbar fand, wird hier auch nichts als Ärger spüren. Andersrum gilt dasselbe: wer den inoffiziellen Schwesterfilm gut fand, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Der Rest kann immerhin in einem Meer aus Stil & Kunst schwelgen. Der Synthie-Soundtrack schwebt gekonnt über New York, verleiht der Stadt & dem Film eine surreale, traumgleiche Stimmung von: alles geht, wenig muss, nichts passiert. Der Look/Ton ist ebenfalls a la bonheur & verschmilzt Hipstertum mit Screwball-Comedy. Die hauptsächliche Stärke liegt jedoch in den Dialogen, mal witzig, mal nervös machend, die von den zwei Damen gekonnt & pfeilschnell präsentiert werden. Muss man mögen & reinwachsen, intellektuelle Comedy, die manchmal zu selbstbewusst & eingebildet wirkt, abstößt & anzieht zugleich.
Fazit: quirlige & etwas chaotische Hommage an Hipster, New York & das Leben einer Generation, mit allen Möglichkeiten & ohne Ziele. Irgendwie auch Metapher für Amerika als Ganzes & das einhergehende Lebensgefühl. Mir gefiel "Frances Ha" jedoch ein Stück besser, obwohl beide vor unsympathischen Charaktern nur so übersprudeln & trotzdem faszinieren - das ist witzig genug in sich :)