Nie hätte man geglaubt, dass die Volksrepublik Vietnam mal als sicherer Hafen für US-Bürger gilt, oder? Aber genau dorthin muss Ingenieur Jack Dwyer, der für ein amerikanisches Unternehmen in einem südostasiatischen Land arbeitet, fliehen, als Unruhen ausbrechen und sich die Gewalt des Mobs gegen Ausländer im Allgemeinen und seine Firma im Speziellen richtet. Das Hotel, in dem Jack mit Frau und zwei Töchtern seit dem Umzug aus den USA lebt, wird quasi im Handstreich genommen und aus den Nachbarzimmern dringt der Lärm brutaler Exekutionen. Die übereilte Flucht der Dwyers führt hinauf auf das vermeintlich sichere Dach und von da aus mitten hinein in das Chaos bürgerkriegsähnlicher Zustände. Der Familie zur Hilfe kommt der geheimnisvolle Hammond, der sich offenbar bestens mit Waffen auskennt...
Der bereits 2014 in Thailand gedrehte, aber in einem fiktiven asiatischen Staat spielende „No Escape“ behandelt ein brandaktuelles, brisantes Themen-Konglomerat, welches zurzeit weltweit aus den Schlagzeilen nicht mehr wegzudenken ist: Bürgerkrieg, Unruhen und Terror. Ob nun die Ost-Ukraine, der Jemen oder (noch schlimmer) Syrien – alles hat auf einmal Kontur, plötzlich kann der sich im wohlig-komfortablen (Heim)Kino befindliche (nicht nur US-)Zuschauer mehr als lebhaft vorstellen, wie es ist, mittendrin in solchem Chaos, Schlamassel, Krieg zu stecken. Obwohl es in „No Escape“, der natürlich kein wirkliches Abbild solcher Schrecken sondern immer noch ein auf Einspielergebnisse ausgerichtetes Unterhaltungsprodukt aus Hollywood ist, auch durchaus ruhigere Phasen gibt, wirkt die Flucht der Dwyers authentisch und praktisch atemlos-gehetzt. Der (auch in Hinblick auf die Inszenierung) beeindruckendste Teil des Films ist dabei das Überrennen des Hotels bis hin zur Flucht auf ein benachbartes Hausdach. Hier ist Angst und Panik regelrecht spür- und erfahrbar; die mitunter hektische aber nie überblicklose Kamera gibt keinen festen Rahmen vor, den man als Mensch zur Orientierung nun mal so braucht. Die pointiert eingesetzte Zeitlupe sorgt zudem dafür, dass man mitunter schweißnasse Hände bekommt, wenn Vater Jack seine Kinder packt und vor Verzweiflung aufs nächste Hausdach wirft. In diesen Szenen zeigt Regisseur John Erick Dowdle, dass er sein im Horrorgenre erlerntes Handwerk versteht. Richtig gut ist auch, dass John Dowdle in dem zusammen mit Bruder Drew verfassten Drehbuch nicht Jack Dwyer zu einem Action-Helden mutieren und „No Escape“ letztendlich zu einem Bruder-im-Geiste von „John Rambo“ werden lässt. Nein, gerade der gegen seine bisherigen Rollen als Sunnyboy besetzte Owen Wilson macht seine Sache als getriebener Familienvater sehr, sehr überzeugend und brilliert quasi erstmals in einer durch und durch ernsten Rolle. Für das Gunplay hier ist (fast) ausnahmslos Pierce Brosnan als der undurchsichtige Hammond zuständig. Auch wenn dieser Part nur weitaus oberflächlich und kurz angelegt ist, scheint doch gerade auch durch die Besetzung praktisch ein bisschen Anti-James-Bond durch, was „No Escape“ wiederum gut zu Gesicht steht. Sehenswert. Bildformat: 1,78:1. Des weiteren mit Lake Bell, Sterling Jerins, Claire Geare u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin