Review

Christoph Schlingensief aus Oberhausen ist – zum Glück – keine bedeutende Größe in der Szene, sondern steht mit seinen grotesken Werken klar im Abseits, auch wenn er in den Medien bereits sehr viel Aufmerksamkeit erregen konnte. Vielleicht mag der Mann privat sehr nett sein, aber seine „politische Einstellung“ und seine Filme finde ich einfach nur zum Kotzen. Zum einen ist er ein gnadenloser Sozialist bzw. fast schon Anarchist, der an der BRD und ihrem Regierungssystem kein gutes Haar lässt. Generell soll mir Politsatire stets willkommen sein, solange sie ein wenig hintersinnig und nicht völlig substanzlos ist. Wer aber so weit geht, dass er allen Ernstes Altkanzler Helmut Kohl mit den Verbrechern des NS-Regimes auf eine Stufe stellt (so geschehen in TERROR 2000), der hat meiner Meinung nach keine kritische Botschaft vorzuweisen, sondern übt sich nur in Provokation um der Provokation willen und suhlt sich in pseudointellektueller Polemik. Zum anderen hält sich Schlingensief für so eine Art Aktions- und Schockkünstler, weshalb all seine öffentlichen Auftritte und auch Filme wie die ätzendsten modernen Bühnenstücke inszeniert sind. Soll heißen: Jeglicher Inhalt und jeder Hauch von Handlung wird in gnadenlosem Overacting und bizarrsten Szenen ersäuft. Da weiß man bald schon nicht mehr, wo vorne und hinten ist. Bsp.: Schlingensiefs kurzlebige Sendung auf MTV vor ein paar Jahren, wo er in der U-Bahn von Kopf bis Fuß mit Kunstblut verschmiert rum lief und wahllos Passanten anschrie: „Wir sind devot! Wir sind devot!“ Solch abgedrehte Kunst hat eventuell ihre Liebhaber, aber ich halte solche Aktionen einfach nur für bescheuert. Jedenfalls wird dieser seltsame Mann von vielen Intellektuellen regelrecht vergöttert, die ach so viel in seinen Werken sehen, weil sie es vermutlich von vornherein darin sehen wollen.

DAS DEUTSCHE KETTENSÄGENMASSAKER
Was habe ich mir damals unter dem Titel vorgestellt und was war ich schon nach wenigen Minuten bitter enttäuscht über den tatsächlichen Film, den ich mir für viel zu viel Geld als Videotape bestellt hatte. Diese Ausgabe bereue ich bis heute.
Dabei ist die Grundidee – eine Hommage an TCM als derbe Parodie auf die deutsche Wiedervereinigung – gar nicht mal so dumm. Der Stoff hätte in anderen Händen ein richtiger kleiner Kultfilm werden können. Doch Schlingensief macht absolut nichts Taugliches daraus. Er lässt lieber eine Truppe von selbstverliebten Bühnendarstellern eine Stunde lang wie die Irren wild durcheinander tanzen und schreien, und das soll dann eine Aussage haben. Da werden historische Zitate wie „Wir sind das Volk!“ vollkommen unmotiviert irgendwelchen bizarren Figuren in den Mund gelegt, ohne dass eine klare Stellungnahme dahinter erkennbar ist. Die Sippe von Wahnsinnigen fängt unbedachte Ossis knapp hinter der ehemaligen Westgrenze ab, jagt sie mit Kettensägen (die nicht mal laufen!) kurz durch den Wald, es folgen teils grottenschlechte FX und am Ende wird auf einen getöteten Zoni mit Schweinsmaske auf dem Kopf mit Brettern eingeprügelt, während solche alberne Phrasen abgelassen werden wie:
X: „In einer Zeit, in der alles möglich ist…“
Y: „… ist es unwichtig, …“
Z: „…ob etwas gut ist oder schlecht.“
Sorry, aber ich kann und mag in dem gesamten Film keine echte politische Aussage oder eine einzige Szene mit satirischen Qualitäten erkennen. Ich sehe nur ein riesiges verschenktes Potential, pseudointellektuelles Geschwafel von selbsternannten Systemgegnern und buchstäblich verwurstete Elemente eines Horrorklassikers. Für Freunde von Kettensägen und Terrorfilmen ebenso bitter enttäuschend wie für alle anderen Konsumenten in Erwartung eines unterhaltsamen und kurzweiligen Films. Ich hasse dieses Dreckswerk aus tiefstem Herzen und kann es nur mit der Vorspultaste ertragen. Trotz der relativ kurzen Laufzeit ist jede einzelne Minute dieses verrückten Streifen eine Höllenqual, weil Schlingensief seine Darsteller so unerträglich und stümperhaft agieren lässt, dass es wirklich schon physisch spürbar wehtut. Spannung gibt es nicht, eine erkennbare Handlung im Grunde auch nicht, die Motivationen der Figuren sind nicht erkennbar, die Musik ist grauenvoll, etc.
Wie Udo Kier sich für so einen Schrott hergeben konnte, ist mir rätselhaft.
1 von 10.

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