"Wir brauchen Verstärkung. Wir brauchen Kung Fury."
Miami 1985. Als ein Arcade-Automat zum Leben erwacht und Amok läuft, nimmt sich Kung Fury (David Sandberg) der Sache an. Der ehemalige Polizist hat durch einen Unfall außergewöhnlich Kung Fu Kentnisse erworben und scheint nunmehr unbesiegbar. Im Anschluss bedroht aber schon der nächste die Polizei selbst. Adolf Hitler (Jorma Taccone) beschießt durch ein Telefon die Polizeiwache. Kung Fury kann den Anschlag unterbinden und beschließt Hitler in der Vergangenheit zu beseitigen. Als ihn aber Hackerman (Leopold Nilsson) in der Zeit zurück schickt, geht etwas schief.
Crowdfunding-Projekte werden immer populärer und ermöglichen es kleinen Gesellschaften ihre innovativen Ideen zu finanzieren und einer kleinen Zielgruppe zugänglich zu machen. "Kung Fury" ist eines dieser Projekte. Die Idee einer Hommage an die Trash-Actionfilme der 80er fand (sogar im Freundeskreis des Rezensenten) regen Anklang und ermöglichte einigen Schweden die Produktion. Was dabei heraus kam, ist eine tubulente Traumwelt mit verdichteten Klischees der damaligen Popkultur.
Der Einstieg in den ca. 30 Minuten langen Kurzfilm ist geradezu phänomenal. Hochfrequentiert torpediert "Kung Fury" das Publikum mit einer Actionmontage, die detailfreudiger und selbstverliebter kaum sein könnte. Jenseits der physikalischen Möglichkeiten werden Polizeiwägen durch die Gegend geschleudert, bewegen sich Personen durch die Lüfte oder führen Bewegungen aus, die zwar geschmeidig aber auch sehr durchchoreographiert wirken. Es ist wie ein Ausschnitt aus einem dieser 80er Jahre Action-Trash Streifen, nur in brillanter Optik. Dieses Niveau kann "Kung Fury" aber nicht durchgängig halten.
Es ist selbstverständlich, dass ein Film in so kurzer Zeit und mit der Ambition zu parodieren nicht viel Inhalt bietet. Der Protagonist definiert sich durch extrem trockene Sprüche, Nebenfiguren sind zum verpulvern oder Stichwort geben da. Nicht ganz verständlich ist eine Reise zurück in die Steinzeit, die dem Film so rein garnichts, außer alberner Dialoge, hinzufügt. Und zum Schluss wirken wiederholte Szenen repetitiv.
Wenn David Hasselhoff das Titellied beisteuert, Neonlichter das Bild reflektieren und ein eingängiger Synthie Pop Soundtrack nebenher dudelt, dann ist die 80er Jahre Atmosphäre perfekt. Schamlos inkludiert "Kung Fury" Elemente aus "Knight Rider", "E.T. - Der Außerirdische", "Terminator", "Karate Kid", "Beverly Hills Cop", "Zurück in die Zukunft", "Predator" und "Conan". Natürlich sind Nazis die Bösen und Charaktere mit selbsterklärenden Namen ihrer Fähigkeiten versehen. Trash pur.
Die überdrehte Action ist ein echtes Highlight. Neben der flotten Einstiegssequenz gibt es kurze Splattereinlagen, die optisch überaus gut aussehen, sowie eine an Beat 'em up Videospiele erinnernde Nahkampfsequenz. Für Variation ist vom Finale abgesehen gesorgt. Selbst vor einer Zeichentricksequenz ganz im Stil der 80er schreckt "Kung Fury" nicht zurück.
Die Qualität der Effekte ist schwankend. Zahlreiche deutlich aus dem Rechner erkennbare Hintergründe wirken anorganisch mit den eingefügten Darstellern. Bei Explosionen, Blut und Splatter dagegen gibt sich der Film keine Blöße. Liebevolle eingestreute VHS-Abnutzungseffekte werten die Atmosphäre auf.
Für einen schauspielunerfahrenen Cast agiert dieser solide, selbstverständlich aber auch ohne groß Emotionen zu vermitteln. Bekannte Gesichter finden sich nicht.
Bester Film oder totaler Unfug? Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Es ist nicht einfach einen Film zu kritisieren, der so liebevoll ein ganzes Jahrzehnt persifliert und unglaublich viele Details einbindet. Dennoch muss "Kung Fury" für seinen ausbremsenden Inhalt und schwankende Effektqualität gerade stehen. Für Trashanhänger mit einem Faible für die 80er ist der Kurzfilm aber definitiv ein Kleinod. Sehr knappe ...
7 / 10