The Invitation - Die Einladung (2015)
"Wieso tun hier alle so scheiß höflich?" (Will)
Nunja, wenn ein Film es schafft fast gänzlich ohne Action, Jumpscares, Monster, Blutbäder und sonstige "gewohnte" Schauwerte auszukommen, statt dessen eher durch mäßig interessante Gespräche und massig viel Rotwein zwischen alten Freunden auffällt, dabei aber dennoch an den Sitz fesselt, dann darf man ruhig mal scheiß höflich sein. Wenn sich dann gleichzeitig noch, trotz aller vordergründigen, eher langweiligen Normalität, sehr schnell starkes Unbehagen, leichte Paranoia und ein stetes Gefühl von zeitnaher Situations-Eskalation im gesamten Raume breit macht, dann weiß ich zumindest ich bin im richtigen Film.
(Kammer)Spielend gelingt es der Regisseurin den Zuschauer inszenatorisch gekonnt bei der Stange zu halten und die Spannungsschraube im fiesen Rudolf Scharping-Modus (gaaaaaaaaaaanz laaaangsam) genüsslich anzuziehen. Unterstützt von einem starken Sound, einer ruhigen, blicke- und gestenobsessiven Kamera und einem Logan Marshall-Green der den Hauptteil des Filmes alleine trägt. Er läßt den Zuschauer fast aus der Ego-Perspektive teilhaben an seinen eigenen inneren Dämonen ... oder sind es die Dämonen einiger anderer Dinnerpartyteilnehmer?
Klar ist nur: Ein sicher geglaubter Ausruf à la "ich weiß doch längst wie der Hase läuft" könnte durch fein eingestreute Wendungen hier und da zur Gewissheit führen: ja richtig, der schlägt ja Haken ... kurz noch ein finales, aktionsreiches Zucken, shout and Twist und am Ende wird man nicht ohne mittellautes "Bääääm", insgesamt zufriedenstellend und rotleuchtend in den pulsberuhigenden Abspann entlassen. War da mehr drin? Da war auf jeden Fall recht ordentlich was drin.
Fazit: Sollte man sich mal ansehen und keine Angst: "Das sind nur Menschen ..."
scheiß höfliche 7,5 von 10 gauklerischen Kojoten