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Im Zweiten Weltkrieg werden britische Kriegsgefangene irgendwo im thailändischen Dschungel dazu gezwungen, eine Brücke über den Fluss Kwai zu bauen. Unter dem sadistischen japanischen Colonel Saito (Sessue Hayakawa) haben die Soldaten zu leiden, allen voran jedoch der britische Offizier Nicholson (Alec Guinness), welcher sich mit überzeugter Sturheit für bessere Bedingungen einsetzen will...

„Die Brücke am Kwai“ gilt heute als unbestrittener Klassiker des Antikriegsfilm und wird auch fast fünfzig Jahre später seinem Ruf mehr als gerecht. Meisterschaft erwirbt David Leans aufwändiges Werk vor allem in Charakterzeichnung und Spannungsaufbau, wobei in diesem Fall das eine mit dem anderen eng zusammenhängt.
Selten sieht man so ausgereifte und ambivalente Figuren in einem Kriegsfilm, die in Sympathie und Antisympathie auf den Zuschauer größtenteils eine interessante Entwicklung durchmachen. Saito in etwa kommt am Anfang wie ein unmenschlicher Teufel daher, leidet aber auch unter den Vorgaben seiner Vorgesetzten, die ihn beim Brückenbau dermaßen unter Zeitdruck setzen, dass er in blindem Ehrgeiz gegen die Gefangenen handelt.
Ganz anders sieht es mit Nicholson aus: Der sympathische Sturkopf bringt seine Forderungen für eine humanere Behandlung im Lager zwar zunächst durch, sein unauslöschlicher Stolz lässt ihn aber zunehmend blind werden und mündet je nach Interpretationssache in Landesverrat. Überhaupt lässt die „Die Brücke am Kwai“ viel Platz für eigene Ansichten, was die Hauptcharaktere angeht. Für niemanden ergreift der Film Partei, man muss sich genau wie bei Nicholson letzter Aktion (Absicht oder nicht?) selber ein Bild machen.

Für einen Film aus den Fünfzigern fährt David Lean bemerkenswert viel Action auf, nicht in dem Sinn, dass alle paar Minuten Kampfgemetzel gezeigt werden, sondern dass auf dem Bildschirm immer was los ist und es deshalb nur ein einziges kleines dramaturgisches Loch gibt (das Erpressen Shears ist bei aller inhaltlicher Notwendigkeit einfach zu lang geraten). Zunächst ist der Zweikampf Saito gegen Nicholson packend, die zweite Hälfte steht ganz im Zeichen des Kommandounternehmens, das gerade so spannend ist, weil so viel schief geht und weil man als Zuschauer weiß, was die Gruppe nicht wissen kann: Sprengen sie die Brücke, so handeln sie eigentlich gegen ihre Landeskameraden. Auch deshalb ist die letzte halbe Stunde eine Demonstration für gesteigerte Hochspannung aus besten Hollywood-Tagen, welche mit der legendären Sprengung der Brücke endet, die eigens für den Film in acht Monaten aufwendiger Arbeit gebaut wurde.

Berühmt gemacht hat den Film natürlich auch der „Colonel Bogey“-Marsch, den man nach Ansicht einfach nicht mehr aus den Ohren bekommt und der gleichzeitig die stolze Haltung Nicholsons und der britischen Soldaten einfängt.
Unterm Strich ist der vielgelobte Status dieses Klassikers also vollauf verdient, denn so makellos inszenierte Filme findet man selten, zudem ist „Die Brücke am Kwai“ nahezu klischeefrei (okay, Shears Heldentod hätte nicht sein müssen) und so genial in der Entfaltung seiner Charaktere, dass man um diesen Film unmöglich herumkommt.

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