Review

Alec Guinness zeigt den Japanern in Gefangenschaft, was eine Harke ist...

Story:
Im 2. Weltkrieg zwingt die Japaner englische Gefangene zum Brückenbau am Fluss Kwai. Der britische Offizier Nicholson akzeptiert die regeln der Japaner aber zunächst nicht, denn auch normale Offiziere sollen an der Arbeit mitwirken. Das wiederspricht der Genfer Konvention. Darauf wird Nicholson weggesperrt und seine Männer werden zur Zwangsarbeit verdonnert. Doch die tun alles, damit die Brücke nie fertig wird. Damit der japanische Lagerkommandant seinen Auftrag durchführen kann und die Zeit drängt, akzeptiert man die Bedingungen der Engländer. Die zeigen den Japanern nun, was sie so zu bieten haben....
„Die Brücke am Kwai“ schildert intelligent und unterhaltsam den Machtkampf zweier unterschiedlicher Dickköpfe und die schwere Gefangenschaft der Engländer. Parallel dazu wird das Untenehmen der Engländer gezeigt, welche Maßnahmen treffen, um die Brücke zu zerstören. Geschickt wird dabei immer wieder der Zuschauer angesprochen und um seine Meinung gefragt. Geht Nicholson mit seiner Überzeugung zu weit? Arbeitet er so für Japan?
Fragen die jeder Zuschauer für sich entscheiden sollte, obwohl Nicholson am Ende die Antwort selber kennt....

Musik:
Wie für einen Kriegsfilm üblich dominiert hier häufig die streng oder fröhliche Militärmusik, die zu dieser zeit bei Kriegsfilmen Gang und Gebe war. Den besonderen Reiz macht aber die „Marschpfeifmusik“ aus. Die Melodie dürfte fast jeder schon mal gehört oder auch selber gepfiffen haben. Unvergesslich und ein Symbol für ungebrochenen Willen und Einheit.

Atmosphäre:
Der in Sri Lanka gedrehte Film wurde ungeheuer realistisch inszeniert. Der heiße Dschungel wird dem Zuschauer sehr nah gebracht, da möchte man sich schon mal eines Pullovers entledigen und einen kühlen Sprung in den Kwai nehmen. Damals wusste wohl noch niemand was von Malaria...
Auch die Lagerbauten inklusive Lazarett und Unterkünfte lassen keine Wünsche offen. Das Prunkstück des Films ist aber die fertige Brücke, die in Kleinarbeit für den Film zusammengebaut wurde und am Ende leider baden geht. Sehr imposantes Bauwerk, dass ein Symbol für englischen Fleiß und Genauigkeit stehen soll.
Der Kernpunkt des Films ist das Duell Nicholson/Saito. Während Nicholson ein britischer Dickkopf ist, wie er im Buche steht, ist Saito ein harter Lagerkommandant. Beide haben ihre Prinzipien. Da Nicholson nicht will, dass seine Offiziere normale Arbeit verrichten wird er in den „Backofen“ gesperrt. Wie sich das auf die Moral und den Arbeitsgeist der Soldaten auswirkt, kann man sich denken.
Parallel dazu kann Commander Shears aus dem Lager flüchten und nach langer Odyssee bei einem britischen Stützpunkt ankommen. Hier bietet sein sorgenloses Leben im Krankenhaus und mit den Frauen einen harten Kontrast zur Zwangsarbeit im Dschungel. Wird hier etwas leise Kritik laut? Allein weil Shears sich scheinbar nicht um seine Kameraden kümmert, wird er für den Zuschauer unsympathisch. Obwohl er nicht sonderlich begeistert ist, wird er nun mit einer Spezialeinheit zurückgeschickt um die Brücke zu sprengen.
Dumm nur, dass Nicholson und Saito sich einigen. Nicholson gewinnt nämlich das spannende Duell der beiden, da Saito die Zeit im Nacken sitzt. Nach allen regeln der britischen Armee wird nun die perfekte Holzbrücke aus dem Boden gestampft.
Spätestens hier wird der Zuschauer aber ein die Ecke getrieben. Entscheidet man sich für Holden und seinen moralischen Sieg über die Japaner oder entscheidet man sich gegen ihn? Denn die Arbeit, die er seinen Jungs aufbrummt grenzt fast an Sklaverei... Hier stellt sich die Frage, ob man sich einfach nach den Genfer Konventionen (Kriegsgefangene dürfen keine Arbeit verweigern) richtet, oder ob das schon an Landesverrat grenzt (man arbeitet sehr motiviert an der Brücke).
Der Frage Lösung stellt die Spezialeinheit aus 4, später 3 Männern da. Unser sorgenloser Ausbrecher mutiert hier schön klischeereich zum Supersoldaten. Da schlitzt er schon mal sorglos einen Japaner auf und läuft durch den halben Dschungel obwohl er gerade am verbluten ist. Na ja, was ein echter Held ist....
Zu guter Letzt kommt es zum spannenden Showdown an der Brücke, bei der der blinde Colonel Nicholson erst spät erkennt, was für einen Riesenfehler er begann......
„Die Brücke am Kwai“ überzeugt durch tolle Dschungelbilder und dementsprechende Atmosphäre. Obwohl der Film Überlänge hat wird er nie langweilig, nur ein paar Klischees ließen mich ab und zu sauer aufstoßen. Aber das kann man verschmerzen. Das Kernduell der beiden Befehlshaber und die Einbindung des Gewissens de Zuschauers vollenden diesen Film. Die wenigen Kämpfe sind da eher Beiwerk und dementsprechend unspektakulär. Überflüssige Gewalt hätte dem Film aber auch nur geschadet.

Schauspieler:
Großes Lob an Alec Guinness. Der Säbelschwinger liefert als starrköpfiger, britischer Kommandeur eine Glanzleistung ab. Ob Auftreten, Sprache oder Handeln: genau so stellt man sich die typischen Briten vor. Genial spielt er den verbohrten Mann, der blinde gegenüber Kritik ist. Dieser Mann beugt sich niemanden. Doch vor allem seine späte Einsicht zum Ende am Fluss war super gespielt.
Der Rest der agiert zwar nicht schillernd, aber so wie man es von britischen Soldaten erwartet. Nur William Holden nahm seine Figur etwas übertrieben ernst. Da lag aber wohl auch beim Drehbuch einiges im argen. Die Wandlung vom „Ich will nicht in den Dschungel“ Soldaten zum „Ich will die Brücke um jeden Preis sprengen“ Musterkämpfer geriet doch etwas unglaubwürdig.

Fazit:
Großartiger Antikriegsfilm mit tollen Bildern, einem großartigen Alec Guinness und einem Duell, dass sich gewaschen hat. Die Pfeifmelodie dürfte weltberühmt sein. Wie kaum ein anderer Film werden dem Zuschauer Fragen gestellt, die er für sich selber beantworten muss. Grandioser , unterhaltsamer und spannender Kinoklassiker.

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