kurz angerissen*
Ein Method Actor, der was auf sich hält, muss eben auch mal einen Boxer portraitiert haben – insbesondere, wenn er erst im Jahr zuvor eine abgemagerte Hyäne seinem Repertoire hinzugefügt hat. Nun, für Jake Gyllenhaal geht der Plan auf, zum wiederholten Mal liefert er einen regelrechten Showact und während die vorangegangenen Filme ähnlich stark waren wie ihr Hauptdarsteller, hat er diesen hier zu retten.
An Antoine Fuqua jedoch scheitert "Southpaw" nicht, der Actionspezialist inszeniert das für ihn leicht fachfremde Boxerdrama mit dem ihm angeborenen Drive durchaus souverän. Aus den eigentlichen Ringszenen holt er zwar keine neuen Sprünge mehr heraus; diese hat der Boxerfilm mit der Zeit ohnehin immer weiter perfektioniert und auf die sich weiterentwickelnden Visualisierungsmöglichkeiten abgestimmt. Aber außerhalb des Madison Square Garden hält Fuqua zusätzlich eine gewisse Spannung aufrecht, die er stets an seinem starken Hauptdarsteller und dem Zusammenspiel mit dessen Filmtochter (optisch erfreulicherweise mal nicht das süße Bilderbuchtöchterchen, darstellerisch allerdings zwiespältig: Oona Laurence) oder seinem Trainer (veredelt die Besetzungsliste erst spät in der Handlung: Forest Whitaker) festzurrt. Was anfangs wie eine Egostudie über einen selbstzerstörerischen Einzelgänger wirkt, verwandelt sich irgendwann in eine durchaus berührende Familientragödie. Die Hauptfigur macht dieser Perspektivwechsel wesentlich interessanter, selbst wenn man nie ganz den Eindruck verliert, dass Gyllenhaal, so gut er auch spielen mag, seine Rolle letztlich nur als Vehikel begreift.
Schade, dass die Handlung nüchtern betrachtet dennoch eine baukastenartige Ansammlung von Sportfilmklischees ist, die – anders als bei "Creed" – weit über die Charaktere hinausreicht und diese somit in ihrem Handeln immer wieder lenkt. Besonders schwer betroffen von diesem Umstand ist Forest Whitaker, der nicht weniger überzeugt als Gyllenhaal, jedoch immer wieder von Konventionen und unsichtbaren Drehbuchvorgaben in seiner Leistung gedrosselt wird.
Auf einer primitiven Ebene weiß "Southpaw" sein Publikum also durchaus zu packen, liefert er doch reichlich Drama, Boxaction auf ansprechendem (wenn auch nicht maßstabserneuernden) Niveau und hochklassige Schauspielleistungen; jedoch reicht er bei weitem nicht so tief wie der große Konkurrenzfilm aus dem gleichen Jahr.
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