Wenn es einen Film in John Carpenters Filmografie gibt, der seiner Karriere ernsthaft Schaden zugefügt hat, dann ist es „Big Trouble In Little China“. Gedacht als Big Budget-Blockbuster für das Kinojahr 1986, floppte der Film ganz fürchterlich an der Kinokasse und wurde von Kritikern verrissen. Dies ist umso tragischer, als dass der Film ein großartiges, mystisches Abenteuer ist, das bis heute noch Seinesgleichen sucht und heutzutage sehr viele Fans hat. Wer weiß schon, welchen Status Carpenter heute hätte, wenn „Big Trouble In Little China“ den verdienten Boxoffice-Erfolg gehabt hätte. Die Tragik in Carpenters bisheriger Karriere liegt darin, dass er meist mit schmalen Independentfilmen erfolgreich war und immer, wenn er aufgrund dieser Erfolge große Budgets zur Verfügung hatte, floppten die enstandenen Filme. Beispiele für Mainstreamflops in seiner Karriere gibt es viele (z.B. „Das Ding“, „Christine“ oder „Jagd auf einen Unsichtbaren“), doch „Big Trouble In Little China“ war wohl sein größter.
„Big Trouble In Litte China” ist wie eine Wundertüte. Immer wieder gibt es neue visuell (immer noch) beeindruckende Szenen zu sehen. Dabei wirkt der Film, wie ein durchgeknallte (im Besten Sinne) Mischung aus „Indiana Jones“, „Die Klapperschlange“ und „Tiger & Dragon“. Die Schauspieler müssen sich bei solch großartigen und atmosphärischen Sets vorgekommen sein, wie auf einem Abenteuerspielplatz. Auch der Zuschauer ist beeindruckt von der Welt, die Carpenter in diesem Film schafft. Es entsteht ein bedrohliches Labyrinth, eine Unterwelt von Chinatown, die viele unglaubliche Gefahren für die Helden bereithält. Die Story ist zwar fantasievoll, doch auch nicht der Rede wert. Ein uralter Dämon, dessen iridscher Körper dem Verfall nahe ist, kidnappt eine Chinesin mit grünen Augen, um wieder seinen unsterblichen Körper zu erhalten. Da hat er aber die Rechnung ohne den Trucker Jack Burton gemacht... Die Umsetzung ist jedoch einzigartig. Carpenter versteht es, wie kaum ein anderer, Spezialeffekte eindrucksvoll in Szene zu setzen. Zudem wirken die Martial Arts-Szenen professionell und bieten Stellenweise sogar Draht-Action, wie man sie von „Hero“ oder „Tiger & Dragon“ kennt.
Auch die Darsteller wissen zu überzeugen. So sieht man viele asiatische Darsteller, die man als bekannte Gesichter aus anderen Produktionen wiedererkennt. Carpenter-Liebling und Hauptdarsteller Kurt Russel überzeugt als Held des Films, den er mit mehr als einem Augenzwinkern spielt. Am Besten ist er in der Szene, in der er in die Luft schießt, bevor er sich ins Schlachtengetümmel werfen will und von dadurch herabstürzenden Steinen ausgeknockt wird. Seine Figur Jack Burton ist ein Großmaul, der zusammen mit den Zuschauern in eine Welt hineintappt, die er vorher nicht kannte und nicht daran glaubte, dass sie überhaupt existiert. Insofern ist Russel die Identifikationsfigur für das Publikum und nimmt seine bekannten Actionrollen (z.B. als „Die Klapperschlange“) mit Szenen, wie oben beschrieben auf den Arm. Dies zeichnet auch den gesamten Film aus, der nicht ernst genommen werden will, sondern die Zuschauer einfach auf möglichst lockere Art unterhalten will. Der Film schafft dies an jeder Stelle und ist niemals langweilig. Eine junge Prä-„Sex And The City“ Kim Cattrall spielt die weibliche Hauptrolle ebenfalls überzeugend. Als Nervensäge, die sich von nichts abbringen läßt, ist die genau der richtige Gegenpol zu Macho Russel.
„Big Trouble In Little China” gilt heutzutage als Kultfilm. Und dies zu Recht, denn ein derart visionäres, verspieltes und aufwendiges Filmabenteuer bekommt man nicht sehr oft zu sehen. Der Film überzeugt in allen Belangen, auch wenn Carpenter an 1-2 Stellen über sein Ziel hinausschießt. So wäre z.B. das komische rothaarige Monster gegen Ende des Films nicht nötig gewesen. Dennoch wünscht man sich bei Betrachten des Films (sehr guter Tipp für einen Videoabend mit seinen Kumpels!), dass Carpenter nochmals eine derartige Produktion auf die Beine stellen dürfte, die dann den gebührenden Erfolg hat. Vielleicht gibt man ihm ja bald noch mal die Chance, nachdem zwei seiner klassischen Filme („Das Ende“ und „The Fog“) mehr schlecht als recht neu verfilmt wurden...
Fazit:
9/10