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Love (2015)
Es ist Neujahr, früh am Morgen. Das Telefon klingelt. Murphy, ein Amerikaner in Paris, wacht neben seiner jungen Frau und ihrer zwei Jahre alten Tochter auf. Er hört die Stimme auf dem Anrufbeantworter: die Mutter von Elektra. Sie macht sich große Sorgen um ihre Tochter. Elektra ist wie vom Erdboden verschluckt und seit zwei Monaten verschwunden. Murphy ist geschockt. Ewig hat er nicht mehr an seine große und wahre Liebe gedacht, die aus seinem Leben verschwand, als seine jetzige Frau in einer stürmischen Liebesnacht von ihm schwanger wurde. Jetzt erinnert sich Murphy zurück an die wilde Zeit voller Versprechungen, Leidenschaft, Exzessen und Zärtlichkeit. Und er muss wissen, was mit Elektra geschehen ist.

Regisseur „Gaspar Noé“ der durch seine Filme nicht selten für kontroversen Gesprächsstoff sorgt hat in seinem aktuellsten Streich „Love“ gewiss auch wieder die Gemüter erhitzt. Stumpfer Porno, der provozieren soll oder ästhetisches Arthaus Cinema für den intellektuellen Zuschauer und Liebhaber experimenteller und nicht konventioneller Filmkunst. Wie immer liegt das im Auge des Betrachters, doch eines kann man auch hier sagen. Unüberlegter Murks ist „Love“ definitiv nicht, sondern eher ganz große Filmkunst, die Mut zur Innovation aufzeigt.

Die Story... Man soll nicht triebgesteuerte Lust mit Liebe vergleichen, man sollte auch nicht besessen in völliger Hingabe sein. Gier, Verlustangst, Drogenproblem, unechte Liebe, Weltschmerz und Verzweiflung, all das umschreibt Murphy, der sich vom Schicksal geplagt sieht und einen Fehler gemacht hat, als er untreu wurde. Seine große Liebe Elektra ist weg und er verfällt in Depressionen und Opiumwahn und welkt in Erinnerungen.

„Gaspar Noé“ hat in der Geschichte eigentlich alles richtig gemacht. Problem ist nur, das sie sich endlos zieht und nicht richtig zündet, denn als Zuschauer würde man am liebsten in den Flimmerkasten springen, um den völlig „dumm“ und „unkundig“ handelnden Murphy eines besseren zu belehren. In der Philosophie würde man sagen, er hat weder den Sinn des Lebens noch der Liebe noch seines eigenen Bewusstseins verstanden. Deutlich wird Letzteres bei einer Szene, wo er einen spirituellen Lehrer aufsucht, um seine Seele reinigen zu lassen. Hier ist der primäre Grund vertauscht worden und nur dem Selbstzweck dienlich gehandelt worden. So lässt sich sagen, dass die Story zwar zäh, wie Kaugummi ist, aber bewegt und zum Philosophieren anregt. Etwas kürzere Laufzeit hätte dafür allerdings auch gereicht.

Die Umsetzung ist hier mehr als gelungen. Mehr Pornografie und Sex als in einem Porno, ohne tatsächlich ein Porno zu sein. Ästhetische Erotik Szenen, die kunstvoll in Szene gesetzt wurden, ermöglicht diese Gegebenheit. Geschickte Kamera, Ausleuchtung, Musik und Filter, schaffen so eine unglaublich tiefe Atmosphäre, die man sogar in 3D bestaunen könnte. Die Sets sind sehr gut gewählt und auf die Kontraste abgestimmt. Wo „Love“ in der Story etwas schwächelt, überzeugt der Film absolut in seiner kreativen wie technischen Umsetzung. „Gaspar Noé“ Mut zum experimentellen und zur Kunst, würde hier passen.

Fazit:
„Love“ ist ein Anspruchsvolles Erotik Drama, das in der Story etwas schwächelt und gewisse Längen hat, in der optischen Umsetzung und in der Tiefe aber zu 100% überzeugen kann. Definitiv eine Empfehlung.

Bewertung:
7,5 / 10 Punkten.

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