Wie bescheuert muss man eigentlich sein, wenn man einen Gutteil seines hart verdienten Geldes für so etwas Albernes wie DVDs ausgibt? Oder mehrfach am Tag durch die Gegend gurkt, um sich um Pferde zu kümmern, die einem oft genug Ärger machen? Oder zu jedem Auswärtsspiel einer Fußballmannschaft fahren? Oder ein Seil zwischen zwei Türme zu spannen und drüber zu laufen? Das Letzte ist natürlich einige Nummern extremer und gefährlicher, aber im Prinzip ist das der Kern- und Angelpunkt des Films - die Leidenschaft für etwas, die von außen nicht nachvollziehbar ist. Das macht der Film auch dreikt deutlich - eine Untersuchung der Gründe Philippe Petits wird sicher nicht stattfinden, dafür aber eine höchst unterhaltsame Schilderung der Vorgänge. Ein junger Seiltänzer möchte sein Seil zwischen den Türmen des World Trade Centers spannen und darüber laufen. Inszeniert wird das Ganze wie ein Heistfilm (vergleichbar Ocean's Eleven), mit jeder Menge Charme und überraschend hohem Unterhaltungswert. Man fiebert mit Philippe mir - und fragt sich im nächsten Moment "Warum eigentlich?". Das funktioniert erfreulich gut, auch wenn wirkliche Dramtik und zwischenmenschliche Konflikte nur angedeutet werden. Am Ende punktet der Film dann auch noch mit schwindelerregenden Aufnahmen vom Seiltanz, bei denen man schlechter hinschauen kann als bei harten Horrorszenen.
Eine besondere Dramatik bekommt der Stoff natürlich durch das, was im Film nicht erwähnt wird und 27 Jahre später passiert ist. Die Türme werden als Symbol für den menschlichen Geist inszeniert, der Seiltanz als quasi "lebensspendender" Akt - durch die Bilder vom 11.09.2001 bekommt das Ganze natürlich noch mehr Dramatik als ohnehin.
Der Film kommt nicht an Zemeckis' beste Filme (Zurück in die Zukunft und Forest Gump) ran, aber was tut das schon? Ein guter, unterhaltsamer Film, mit einem gut aufgelegten Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle. Ich mochte den