Review

Es gibt nur ein Unterfangen. Einen Akt. Eine Kunst, die von Seele und Herz erfasst und kontrolliert wird. Eine Balance, die aus Lebensbejahenden Elementen, Seele, Herz und Lebenswillen besteht. Eine Balance, ohne die das eine ohne das andere, nicht existiert. Der Drahtseilakt. Der Drahtseilakt, der vor vielen Jahren bereits eine Faszination inne hatte, die sich in Worten nicht ausdrücken lässt. Es ist also schwer für mich den Film zu beschreiben....wenn man es in Worten garnicht ausdrücken kann. Ich möchte trotzdem versuche, etwas von der Faszination, die ich während des Films erleben durfte, auch in meine Kritik mit rein nehmen zu können.

Das Leben von Philippe könnte traumhafter nicht sein. Und damit meine ich, wie ein einziger verdammter Traum. Bodenständigkeit und fester Wille an eines, für das sich das Leben lohnen soll. Was wünsche ich mir so sehr, wie Philippe. Diese Frage kann ich nicht beantworten. Wünsche ich mir doch dasselbe, was sich ''jeder vernünftige Mensch'' wünscht. Eine Frau, oder zumindest eine Freundin, jemand in meinem Leben, mit dem ich die schönsten aller Momente erleben darf. Eine Familie, vielleicht einen Sohn und eine Tochter....Einen festen Arbeitsplatz, denn das eine kann ohne das andere nicht existieren....''Ohne Moss nichts los''...einen festen Halt in Freund und Familie...Was man sich halt so wünscht, wenn man nicht, wie Philippe von klein auf, nichts anderes kennt, als das jonglieren, den Drahtseilakt, um den es wohl auch gehen soll und das schiere Verlangen, nach etwas, das zuvor kein Mensch gewagt hat und das wundervoll, wunderschön ist.

Nun, ich bin Philippe. Ich komme aus keinem adligen Hause, nein, eher aus etwas armen, ''bescheidenen'' Verhältnissen. Als ich jung war, sah ich in einem Zirkus zum ersten mal, dass Drahtseil-Akrobaten, wie kleine Engel, mit einer Balance, die die Seele und das Herz beschreibt, über ein Seil gingen, über ein Seil balancierten. Die Schönheit, die darin verborgen lag, veranlasste mich, mich diesem strengen, fokussierten und gefährlichen Akt zu widmen. Ich begann in jüngsten Jahren damit, lernte Papa Rudy kennen, der all sein Wissen an mich weitergab, wie ich meine Seile sichere und später meinen großen Coup reißen kann. Der Traum, zwischen den Trade-Centern im wundervollen New York meine Seile zu spinnen und ''The Walk'' zu verwirklichen. Jahre vergingen zwischen dem Traum und seiner Verwirklichung. Es gab so viel zu beachten. So viel Pläne und Logistik. Aber weg davon. Das interessiert euch nicht. Euch interessiert ''Der Gang'' über das Seil, dass mich 400 Meter über dem Boden, von der einen Ecke des Nordturms und dem anderen Ende des Südturms gehalten hat. Gesichert, wie viele andere ihr Leben durch eine große Liebe sichern. Ein Traum, gefestigt und beständig wie ein Turm, der 400 Meter nach oben ragt, so wunderschön, wie die größte Liebe. Aber nun, bevor ich zu viel abschweife. Es war das größte aller Gefühle, das ich je verspührt habe, als ich da oben, bei meinen großen Coup, über mein Seil ging. Ich überquerte es mehrmals, die Polizei forderte mich später sogar mehrmals auf, herunter zu kommen, doch ich verpürte nach dem ersten Gang, das mein Lauf noch nicht vorbei war. Ich musste zurück. Ich musste mein Seil erneut überqueren. Ich verpürte plötzlich ein Gefühl, dass mich noch nie überkam. Ich sah den Abgrund, ich ging, ich legte mich auf das Seil, ich sah die Leute, mein Publikum, und machte eine Verbeugung, wie es mir Papa Rudy beigebracht hatte. Ein ''Compliment''. Ich war glücklich. So glücklich, dass ich auf dem Seil hätte ausharren können. Doch dann begannen die Holzklötze, die ich in meiner sorgfältigen Sicherung eingebracht hatte langsam zu brechen und ein weißer, wunderschöner Vogel kündigte mir an, dass mein Gang vorbei war. Es war der richtige Zeitpunkt. Ich hab es geschafft. Ich teilte der Polizei natürlich sofort meinen Namen mit und das ich Drahtseil-Akrobat bin ^^. Ich fand das sollten sie wissen. So etwas haben sie bestimmt auch noch nicht gesehen. Es war unglaublich. [...]. Am Ende blieb mir ein wunderschönes Gefühl, das ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde. Wisst ihr?... Es ist nicht einfach nur ein Drahtseilakt. Ein Gang. Ein paar Schritte auf einem dünnem Seil. Es ist Ballett, es ist ein Stunt, es ist gefährlich, ja, aber voralllem ist es ein Unterfangen, dass meinem Traum den nötigen Halt gegeben hat. Es schien unmöglich, aber das war es garnicht.Der nötige Wille steckt in mir und steckt in uns allen. Denkt an meine Worte. Ihr werdet euch an sie erinnern. Und nur damit ihr es wisst: ''Ich heiße Philippe und ich bin Drahtseil-Akrobat!''

''Wenn ich vor dem Abgrund stehe weiß ich nicht, ob ich für den ersten Schritt bereit bin.''

''Der Abgund ist meine Domäne, nun, nicht dieser Abgrund, und trotzdem nehme ich meinen Mut zusammen und flüstere. Ich flüstere, damit mich die Dämonen nicht hören: Ich flüstere: Es ist unmöglich, aber ich tue es trotzdem.''

''Ja, es ist wahnsinnig, niemand bei gesundem Menschenverstand würde das tun. Deshalb muss ich es versuchen, weil es noch niemand getan hat. Also ja, ich geb's zu. Ich bin verrückt.''

Der Film nimmt sich zu keinem Zeitpunkt zu ernst und erziehlt das wunderschöne an der Geschichte, indem er die Geschichte und das Leben von Philippe genauso wunderschön erzählt, als würde es sich um ein Märchen handeln. Es ist lustig, die Erzähl-Szenen von besonderer Anmut auf der Freiheits-Statue, von der aus man immer die zwei Türme sehen kann. Seine Geschichte ist abwechslungsreich. Der Gedanke, wie zum Teufel wollen die diesen Drahtseilakt auf 120 Minuten ziehen vollkommen irrelevant. Mir war klar, dass es sich sowohl um eine inspirierende als auch biographische Verfilmung handelt, die freilich nicht 2 Stunden ''The Walk'' zeigt. Weshalb dieser Mensch auf die Idee kam, was in seinem Leben passiert ist und wie das alles vorbereitet und gemanaget werden muss, ist hinreichend und auf fröhliche Art und Weise abgearbeitet worden. Die Story verliert sich nicht in Belanglosigkeit, sondern zeigt die Motivation und das Verlangen des Haupcharakters auf, der seinen Traum auf biegen und brechen verwirklichen will und nicht locker lässt. Es ist zwar eine wahre Geschichte aber ebenso auch eine Metapher an uns. An uns, die wir oft viel zu schnell aufgeben, unsere Träume weiter ziehen lassen und uns mit dem zufrieden geben, was unausweichlich scheint und was manchmal ungeachtet dem, was wir uns am meisten wünschen, passiert. Eine Hommage an einen Traum. Eine ''Verbeugung'', ein ''Compliment'' an den ''Traum''. An die Bedeutung dieses Begriffs.

Die Bilder sind indes atemberaubend. Immer wieder unglaublich zu sehen, was heute möglich ist. Einfach nur wundervoll. Ich las bei Saturn nur den winzigen Text auf der Rückseite des Steelbooks und schon war er in der Tüte. Zemeckis fängt hervorragendes ein. Atemberaubende und wundervolle Bilder.

Die Musik ist langsam, hoffnungsvoll, im richtigen Moment heroisch und aufrüttelnd. Ganz klar das Werk von Alan Silvestri. Sie rundet das Werk nicht nur ab, sondern passt das traumhafte aus Philippes Vorstellung und Tat in etwas gar wunderschönes ab.

Robert Zemeckis beweist einmal mehr, was er kann und das er sich gerne an wunderschöne und inspirierene Werke traut. Hut ab.
Bitte nicht von der Geschichte, die klein wirken mag, täuschen lassen. Denn es gehört immer das wieso?, weshalb?, Warum? mit dazu. Ansonsten hätte man einen 20 Minütigen Kurzfilm daraus machen können. Aber der ''echte'' Philippe hat bedeutend an dem Werk teilgenommen und an Joseph-Gordon Levitt die wichtigsten Zutaten für die Darstellung weitergegeben. Sowohl seine Biographie als auch seine Präsenz beim Set, bieten den Stoff an, und Zemeckis hat ihn verfilmt.
Ich hätte ungerne auf etwas verzichten wollen. 10 Punkte für ''The Walk'' !

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