Review

Der aus der Blütezeit der B-Movie-Schmiede Nu Image stammende „Blood of the Innocent“ tritt den Beweis an, dass in Osteuropa, in diesem Fall Polen, tatsächlich niveauvolle B-Action machbar ist – ausgerechnet von Bob Misiorowksi, dessen Machwerke „Shark Attack“, „Air Panic“ und „Derailed“ dem geneigten Genrefan als Bodensatz bekannt sind.

Der Plot selbst ist freilich ein Selbstjustiz publizierender, genreüblicher Revenge-Reißer, indem U.S. – Cop Frank Wusharsky (Thomas Ian Griffith, „Vampires“, „Timecop: The Berlin Decision“) nach Polen reist, um dort den Killer seines Bruders für dessen hinterhältige Attacke sühnen zu lassen. Das wird dann auch recht flott in der ersten Hälfte abgearbeitet. Doch weil Wusharsky versehentlich auf die Spur einer Organmafia gerät, wird der Budenzauber schnell um eine zweite verlängert.

Ausgerechnet Bob Misiorowksi hätte ich so einen professionell inszenierten Streifen gar nicht zugetraut. Der Mann kann wenn er will oder das nötige Budget hat tatsächlich einen fachgerechten, bisweilen auch ziemlich spannenden Film drehen. Der prominente und für B-Verhältnisse auch gut spielende Cast um Griffith, Rutger Hauer („The Hitcher“, „Split Second“) und dem als freundlicher, polnischer Cop Wusharsky tätigen John Rhys-Davies („Indiana Jones and the Last Crusade“, „The Lord of the Rings“) schlägt sich jedenfalls achtbar, während im osteuropäischen Supportcast auch keine Totalausfälle zu vermelden sind.

Dass „Blood of the Innocent“ letztlich so einen guten Eindruck hinterlässt, mag auch darauf zurückzuführen sein, dass hinter der Kamera noch ein paar weitere, inzwischen leider mit schwachen Regiedebakel glänzende Männer aufhielten: Der zwischenzeitlich später für B-Regie-Ass Isaac Florentine („U.S. Seals 2“, „Special Forces“) tätige Yossi Wein ist als Kameramann im B-Sektor nach wie vor eine Kompetenz und Alain Jakubowicz ein für den Schnitt verantwortlicher Rückhalt, der sich früher bei Cannon-Gründer Menahem Golan („The Delta Force“, „Over the Top“) und Horror-Ikone Tobe Hooper („The Texas Chainsaw Massacre“, „Poltergeist“) seine Sporen verdiente.

Die Action reicht von Schießereien über Kloppereien mit Martial-Arts-Anleihen bis hin zu den obligatorischen Car-Stunts, die dann stets in einer schicken Explosion enden. Die dynamischen Shootouts glänzen nicht nur mit schicken Zeitlupen, sondern geizen auch nicht mit Zerstörungswut. So werden beispielsweise auf einem polnischen Markt Gemüse und Verkaufsstände gleich im Dutzend artgerecht zerlegt. Der Lagerhauskonflikt zu Beginn und der spätere kürzer gehaltene Bleihagel in einer polnischen Disco stehen dem in nichts nach.
Blutige Shootouts sind dabei zwar selten, doch die wirklich alles andere als künstliche Inszenierung macht das wieder wett. Während die sich überschlagenden Autos und die anschließenden Explosionen auf oberem B-Niveau angesiedelt sind, begeistern die harten Schlägereien mit einem durch viel Beinarbeit überzeugenden Griffith.

Während der in gewohnten Bahnen verlaufende Plot freilich wenige Überraschungen zu bieten hat und vielleicht etwas flotter erzählt hätte werden können, fallen weder die Romanze mit Anna (Joanna Trzepiecinska), noch die auf die Vernichtung der Organmafia fußende Suche nach einem kleinen Jungen völlig aus dem Konzept und nerven mit pathetischen Einlagen. Trotzdem hätte die Action noch etwas häufiger sein können. Aufgrund des Budgets war aber wahrscheinlich nicht mehr möglich.


Fazit:
Der eindeutig zu den besten Nu Image-Produktionen zählende „Blood of the Innocent“ überzeugt durch seinen professionellen Look, tolle Actionszenen, eine recht spannende, wenn auch weitestgehend innovationsfreie Story und relativ gute Darsteller. B-Action-Fans werden hier rundum gut bedient.

Details
Ähnliche Filme