"Der Exorzist" ist nicht nur einfach ein Kultfilm, sondern er zählt zu den Wegweisern im Genre Horror. Diese drastische Geschichte basiert auf dem Roman von William Peter Blatty, der Regisseur William Friedkin (Atemlos vor Angst, Die Stunde des Jägers) auch gleich das Drehbuch lieferte. Friedkin hatte zwei Jahre zuvor schon mit dem kompromisslosen "Brennpunkt Brooklyn" einen Hit landen können, doch "Der Exorzist" wurde das Aushängeschild seiner gesamten Filmographie. Die 12 Millionen Dollar Produktionskosten waren für die damalige Zeit eine ganz schöne Stange Geld, doch neben horenten Gewinnen fuhr man diverse Auszeichnungen, darunter zwei Oscars, ein. Es folgten zwei in keinster Weise ebenbürtige Sequels und schließlich noch zwei Prequels.
Die Schauspielerin Chris MacNeil (Ellen Burstyn) lebt mit ihrer 12-jährigen Tochter Regan (Linda Blair) in George Town Washington. Doch in letzter Zeit benimmt sich Regan immer seltsamer, sie flucht und wird aggressiv, zahlreiche ärztliche Untersuchungen wollen aber nichts ergeben. Schließlich bleibt der verzweifelten Chris nur noch ein Ausweg, sie wendet sich an Pater Damian Karras (Jason Miller). Regan ist tatsächlich von einem bösartigen Dämon besessen, der nun mit Hilfe eines Exorzismus ausgetrieben werden soll. Als Karras der Kirche die Beweise für eine Besessenheit liefert, schicken die den erfahrenen Pater Merrin (Max von Sydow), um zusammen mit Karras den Exorzismus durchzuführen. Für Beide wird dieser zur Tortour, denn der Dämon denkt gar nicht daran Regans Körper zu verlassen.
Blatty ließ sich für seinen Roman durch einen wahren Fall von Besessenheit inspirieren, der sich angeblich im Jahr 1949 zugetragen hat. Natürlich nicht in dem drastischen Ausmaß, wie wir es hier serviert bekommen. Aber es sollen früher tatsächlich schon einige Menschen von bösen Dämonen besessen gewesen sein und konnten schließlich durch einen Exorzismus wieder gerettet werden. Darum klingt die ganze Chose gar nicht so abwegig. Wie der Dämon schließlich in Regan schlüpft kann nur vermutet werden, es muss etwas mit dem Ouija-Brett zu tun haben, welches sie im Keller des Hauses findet. Leider gibt es bezüglich des Dämons oder bösen Geistes keinerlei Erläuterungen, aber Merrin kommt gleich zu Beginn des Films in Kontakt mit ihm, bei seinen Ausgrabungen im Irak. Nur in Blattys Roman erfährt man, dass es sich hierbei um den Dämon Pazuzu handelt. Besonders intensiv wirkt der Film dadurch, dass hier ein wehrloses Kind zum Opfer wird. Regan verändert sich durch den Dämon nicht nur äußerlich, sondern sie gibt auch ganze Kanonaden von Schimpfwörtern von sich, erbricht grünen Schleim und lässt Gegenstände schweben. Hierzu gehört auch eine der furchteinflößendsten Szenen im Genre, wenn Regan komplett verdreht auf allen Vieren die Treppe hinunter läuft. Diese und weitere Szenen haben noch heute nichts von ihrer Intensität verloren.
Vielleicht kann man "Der Exorzist" vorhalten, dass er ein wenig schleppend in die Gänge kommt, doch dafür gibt es Charaktere mit Profil. Nicht nur Regan und ihre Mutter spielen eine tragende Rolle, sondern auch Pater Karras der sich für den Tod seiner Mutter verantwortlich fühlt und im Begriff ist seinen Glauben zu verlieren. Besonders hart trifft ihn, dass der Dämon in Regan über diese ganzen Dinge Bescheid weiß und ihn dadurch versucht zu verunsichern. Das alles hält Friedkin in gewollt kalten und monotonen Bildern fest, die düstere Grundstimmung und der sparsam gesetzte Score verstärken diese unheilvolle Atmosphäre noch. Nebenbei spielt auch noch der Mord an einem Regisseur eine Rolle, der offensichtlich von der besessenen Regan ermordet wurde. So kommt auch der filmbegeisterte Lt. Kinderman ins Spiel. Und gerade weil die zahlreichen Figuren hier Profil besitzen, fiebert man so ausgiebig mit, wobei der eigentliche Exorzismus nur sehr kurz ausfällt. Auch beschränkt Friedkin die garstigen Szenen auf ein Minimum, dafür fallen sie auch dementsprechend grausig aus und kommen immer schön unerwartet. Ganz besonders die junge Linda Blair (Savage Streets, Silent Assassins) trägt durch ihr dämonisches Schauspiel zum Funktionieren der ganzen Sache bei, mit ihren 14 Jahren eine grandiose Leistung. Da steht selbst Ellen Burstyn (Ambassador, Gefangene der Wildnis) als entsetzte Mutter im Schatten der jungen Blair. Mit Lee J. Cobb (Das Ultimatum läuft ab, Die Killer der Apocalypse), Max von Sydow (Shutter Island, Robin Hood) und Jason Miller (Der Exorzist 3, Schnitzeljagd) sorgen weitere Top-Schauspieler für die glaubwürdige Verkörperung ihrer Rollen.
Er mag in manchen Sequenzen ein bisschen lang geworden sein, doch ansonsten zählt er nicht umsonst zu den besten und erschreckendsten Horrorfilmen aller Zeiten. Gerade weil die Thematik um den Exorzismus nicht abwegig ist, nimmt einem das Geschehen sofort gefangen. Die teilweise grauenhaften Effekte waren ihrer Zeit voraus, man muss sich darauf einstellen, dass die Schocks hier immer sehr plötzlich kommen. Den Rest erledigen die guten Darsteller, allen voran Linda Blair und Friedkins gewollt triste und düstere Bilderflut. Ein Meilenstein des Genres.