Ein 12jähriges Mädchen (Linda Blair) ist beginnt plötzlich, ein merkwürdiges Verhalten an den Tag zu legen. Auch nach zahlreichen Art- und Psychologen Besuchen wird es nicht besser, so dass der Mutter (Ellen Burstyn) der Verdacht kommt, die Tochter sei vom Teufel besessen. Um ihn auszutreiben, bittet sie zwei Jesuitenpater um Hilfe: Damien Karras (Jason Miller), der kürzlich seine Mutter verlor, und den erfahrenen Lankester Merrin (Max von Sydow).
Vor 30 Jahren löste "Der Exorzist" einen Riesenskandal aus. Die Thematik war noch das geringere Übel, doch einige Szenen waren der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Tatsächlich war es in den 70ern nicht allen Zuschauern zuzumuten, ein Mädchen mit blutverschmiertem Unterleib zu Gesicht zu bekommen, dass sich mit einem Kruzifix und den Worten "Lass dich von Jesus ficken" masturbierte. Auch einige Ekeleffekte ließen den Film als einen der größten Schocker aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Für heutige Verhältnisse ist das natürlich alles nicht mehr so erschreckend, die gerade angesprochene Szene kennt jeder aus diversen Parodien und bessere Angstmacher gibt es auch.
Völlig ungewöhnlich ist der Beginn des Films, bei dem der Zuschauer hoffnungslos alleine gelassen wird und fast 10 Minuten nahezu ohne ein einziges Wort mit den Bildern aus einem afrikanischen Land beschäftigt ist. Die eigentliche Story "Kind vom Teufel besessen" entwickelt sich ebenfalls recht zäh, ist aber von der psychologischen Seite gesehen recht interessant. Da lässt die Nebenstory um den Mord an Burke keine richtige Spannung aufkommen. Wieso derartig viel Platz für die Figur des Lt. Kinderman verschenkt wurde, bleibt letztendlich ein Geheimnis. Eigentlich ist er völlig unwichtig, wird aber ausführlichst vorgestellt.
Auch wenn Schockeffekte eher selten sind, werden einige bei der richtigen Atmosphäre ihre Wirkung zeigen. Die plötzlich auftauchende Teufelsfratze bei der Untersuchung Regans hat mir eine ganz schöne Gänsehaut über den Rücken gejagt. Mit dem Exorzismus hat man schließlich ein Finale für die Ewigkeit geschaffen. Tausende Male parodiert und sicher auch Zuschauern bekannt, die "Der Exorzist" noch nicht gesehen haben, sind Szenen wie das Wegfliegen des Mädchens vom Bett. Richtig erschreckt hat mich jedoch auch das nicht, die enormen Kraftausdrücke des Mädchens sind fast schon wieder komisch. Vor 30 Jahren sah das natürlich noch ganz anders aus.
Vom Schauspielerischen her kann sich der Film durchaus sehen lassen. Linda Blair hat einige der denkwürdigsten Momente der Filmgeschichte inne, spielt aber manchmal etwas zu aufgedreht. Die Figur mit dem meisten Charisma ist sicherlich Max von Sydow, der zwar als Father Merrin nur am Anfang und am Schluss auftritt, aber dennoch mit seiner Rolle Weltruhm erlangte.
Alles in allem ein Film, den man gesehen haben muss. Für Fans des anspruchsvollen Horrorkinos nach wie vor ein Fest, ist "Der Exorzist" für alle anderen zumindest wichtig, um unzählige Zitate aus anderen Filmen zu verstehen. Ein Megaschocker ist das nicht mehr unbedingt, aber ein Gänsehauterzeuger allemal. Und Kult natürlich auch.