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Auf dem Papier ist alles angerichtet für eine typische Chick’n’Geek-medy ihrer Zeit: Ein schrulliger Prof, der vom verführerischen Schweif vierer exotischer Damen durch das nächtliche Chicago geschubst wird und dabei von einer Rollenspielsituation in die nächste stolpert… das ist aus Autorensicht wohl eher Malen nach Zahlen als Pulitzer-Material.

Aber da hat man die Rechnung ohne Dan Aykroyd gemacht. Kaum wird er im Vorspann als Sport-Geher in viel zu kurzen Shorts mit lächerlichem Mini-Rucksack auf dem Rücken zum Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, da ist das ganze Konzept im Grunde schon durch den Fleischwolf gedreht. Schnell hat man realisiert, dass die Hauptfigur mit ihren tausend Gesichtern den Plot von der Stange überstrahlen wird, während sie im stetig wechselnden Farbbad der 80er-Popkultur auf Tauchgang geht, völlig schmerzlos gegenüber jedweder Peinlichkeit.

So gesehen ist „Doctor Detroit“ in gewisser Weise ein Musterbeispiel für Komödien ihrer Zeit… und dann auch wieder nicht. Gerne macht Michael Pressman Gebrauch von den üblichen Zutaten, die damals im Trend lagen, neigt aber bei manchem Gewürzstreuer zur hemmungslosen Überdosierung. Das Production Design spielt biedere institutionelle Einrichtungen gegen pulsierenden Disco-Pomp aus, Kostüme und Dekor befeuern den knalligen Puls der Zeit und feiern den Kontrast, in etwa so wie bei den frühen Comicadaptionen der Marke „Howard the Duck“ oder „Dick Tracy“. Der Erzählstil erscheint dadurch auf den ersten Blick wirr und ohne Fokus. Es dauert ein wenig, bis man merkt, dass hier im Grunde ihres Kerns trotz allem eine völlig gewöhnliche Allerweltskomödie vorliegt. Anders als etwa „Buckaroo Banzai“ oder „Hudson Hawk“, die durch ihre konfusen Gaga-Drehbücher vergleichbare Verwirrung direkt aus ihrem Kern heraus erzeugen, geht in „Doctor Detroit“ tatsächlich nahezu sämtliche Irritation auf das Konto von Dan Aykroyd.

Der Saturday-Night-Live-Hintergrund des Komiker-Schauspielers ist praktisch in jeder Sekunde präsent. Schon lange bevor sich der Professor in den ambivalenten Unterwelt-Boss Doctor Detroit verwandelt, tauscht er die ihm längst innewohnenden multiplen Persönlichkeiten wie seine tägliche Unterwäsche. Pressman hält offenbar wenig davon, den exzentrischen Weirdo aus dem Vorspann über die gesamte Laufzeit schonend aufzutauen, denn kaum steht dieser mit einem Fuß in der ihm unbekannten Welt der Abenteuer, lässt er sich bereitwillig einsaugen und wird auf der anderen Seite des Portals zum freakigsten Partymacher von allen. Aykroyd wird dadurch allerlei Gelegenheit geboten, aus der Haut zu fahren. Während ein Peter Sellers oder Eddie Murphy dazu noch mehrere Figuren verkörpern mussten, erledigt Aykroyd das einfach von seiner Basis aus.

In gewisser Weise ist das ein Problem, denn die Verschrobenheit des Clifford Skridlow, so der bürgerliche Name des Docs, erreicht nie ganz die knuffelig-liebenswerte Wirkung, die sie potenziell in sich trägt. Aykroyd hat anderes im Sinn als bester Freund des Zuschauers zu werden: Springen und tanzen nämlich, mit unerwarteten Verhaltensweisen überraschen, einfach seine unbändige Energie vor der Kamera freisetzen. Letztlich läuft es auf ein provokantes Experiment hinaus, das darin besteht, die Grenze von In-Character zu Out-of-Character auszutesten. Man würde unter normalen Umständen wahrscheinlich lieber einen James Bond mit Fran Drescher und ihren Gespielinnen in der Badewanne sehen als einen Goofy. Eben diese Sehgewohnheiten attackiert Aykroyd, indem er sich wortwörtlich zum Affen macht und hinauswagt ins Unbekannte.

Jenes Unbekannte in ein reizvolles Gangster-Milieu mit interessanten Akzenten zu verwandeln, daran versucht sich Pressman, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Immerhin, Kate Murtagh hat da mit „Mom“ eine originelle Figur erschaffen, die wohl auch die gleichnamige Figur aus der TV-Serie „Futurama“ mit inspiriert haben dürfte. Ihr Zusammentreffen mit Doctor Detroit auf einem Schrottplatz gehört aus Action- wie aus Comedy-Sicht gleichermaßen zu den Highlights: Aykroyd und Murtagh legen die Sequenz mit einem verbalen Schlagabtausch der lebensmüden Sorte zu einer urkomischen Verballhornung klassischer Suspense-Peaks aus alten Gangsterstreifen an, die vom Scheitel bis zur Sohle demontiert werden, größenwahnsinniger Dialogzeilen („Mom, I am going to rip off your head and shit down your neck!“) und Fluchtversuchen im hysterischen Hühner-Modus zum Dank. Aykroyd nimmt mit seinem struvvelpetrigen Pseudo-Gangster sogar ein klein wenig die ein oder andere Filmfigur vorweg, die später noch unter der Regie von Tim Burton entstehen sollte; De Vitos „Pinguin“ etwa, Depps „Edward“ und vor allem Keatons „Beetlejuice“. Zwischen ihnen und den Eskapaden von Jerry Lewis als „Der verrückte Professor“ bildet er die Brücke, während er noch im gleichen Zug die Pimp-Kultur und indirekt damit auch einen Teil des Blaxploitationfilms parodiert.

Die Gangster-Welt, in der diese merkwürdige Kreation von Aykroyd unterwegs ist, hält allerdings nicht ganz mit den ins Detail auskomponierten Wunderwelten Burtons mit. Da hilft nicht einmal das hübsche Damen-Quartett oder die coole Show von James Brown im letzten Akt. Unter seiner knalligen Oberfläche ist „Doctor Detroit“ eben handelsübliche Comedy, wie Aykroyd und seine Berufsgenossen sie im legendären Jahrzehnt des schlechten Modegeschmacks zu Hunderten vom Stapel gelassen haben. Die hochtourige Performance des Hauptdarstellers dürfte für so manchen Zuschauer zudem äußerst anstrengend zu goutieren sein. Gerade darin liegt aber die Chance, dass man es womöglich eben doch mit einem Unikat zu tun haben könnte. Zumal die scherzhaft im Abspann angekündigte Fortsetzung, anders als der zweite „Star Trek“-Kinofilm, mit voller Absicht nie entstanden ist…

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