Review
von Psst!
„Jurassic World“ gibt sich ja schon namentlich als expandierte Version von Spielbergs Erfolgsserie aus und folglich werden hier die bekannten Steigerungen eines Sequels zu den Sequels eingehalten. Bösere Saurier, tumbere Helden und ... das war‘s. Tatsächlich, neben der Schwachsinnsidee eines genetisch zusammengewürfelten Supersauriers mit Tarnfunktion gibt es lediglich eine Variation aller bisherigen Zutaten.
Das wäre eventuell nicht so schlimm, wenn 22 Jahre später ein technischer Fortschritt gegenüber dem Erstling zu erkennen wäre, um reines Effektkino zu rechtfertigen. Aber die Evolution im Bereich CGI hat in den 22 Jahren lediglich einen bescheidenen Fortschritt gemacht. Die Texturen sind halt detaillierter. Dafür gibt es weniger mechanische Figureneffekte, die dem Original helfen, auch heute noch eindrucksvoll wirken zu können. So kann man trotz des zeitlichen Abstands keine Pluspunkte für den Neustart des Franchises verbuchen, was angesichts der sonstigen Leere fatale Auswirkungen hat.
Chris Pratt kann diese Leere ebensowenig füllen wie Bryce Dallas Howard. Beide sind keine guten oder gar charismatischen Schauspieler und manche eh schon blöde Szene wird durch einen von beiden oder auch gemeinsam verhunzt. Vielleicht hätte man die Rollen tauschen und Judy Greer in den Park schicken sollen. Die hätte da mehr reißen können. Die Kinderdarsteller sind ebenfalls egal bis nervig und wirken wie eine ideenlose und noch unsympathischere Variation von Teil 1.
Die Spannungsszenen sind tatsächlich allesamt vorhersehbar und kommen einem durchgehend aus den Vorgängern bekannt vor. Als am Schluss dann dressierte Raptoren in Zusammenarbeit mit einem T-Rex und einem Riesensaurier aus dem Wasser den Neuling gemeinschaftlich ausschalten, ist man froh, dass alles vorbei ist. Das prähistorische Kollektiv hat gesiegt und die modernistische Supersaurierdame hat der Wissenschaft klar die Grenzen aufgezeigt. Das wäre dann, mal wieder, die Botschaft. Übrigens konnte sich der Genmix nicht nur tarnen, sondern auch mit Raptoren unterhalten und Pläne schmieden. Zudem tötete die Kreatur nicht für den Lebensunterhalt. Die reine Freude am Töten war die Triebfeder. Da hat man wohl noch etwas Chuck Norris mit ins Reagenzglas gekippt. Höhö.
Fazit
„Jurassic World“ zeugt von maximaler Einfallslosigkeit, reiht plakative Figuren in plakativen Szenen aneinander und ist zu keiner Sekunde originell. Die Kernidee des Supersauriers scheint für den vierten Teil einer Serie angemessen, wird aber so blöd umgesetzt, dass das FSK-12-Siegel gewissermaßen eher Ober- als Untergrenze sein könnte. Selbst mein zehnjähriger Sohn konnte in jeder Szene lauthals vorhersagen, was passieren wird. Der Film will es einem da aber auch einfach machen. Langeweile mit ein paar Dinosauriern, die aber schon mal allesamt origineller in Szene gesetzt wurden. Aber in Corona-Zeiten muss eben auch mal solche Unterhaltung reichen. In den heutigen Zeiten des allgemeinen Mangels an Toilettenpapier hätte das Drehbuch zu „Jurassic World“ jedoch als erstes dran glauben müssen.