Fantasy Filmfest 2015
Das Märchen der Märchen (F, GB, I 2015)
Die Königin von Longtrellis (Salma Hayek) ist verbittert, weil sie dem König (John C. Reilly) kein Kind schenken kann. Das Herz eines Seeungeheuers könnte helfen. Währenddessen verliebt sich König Strongcliff (Vincent Cassel) in die Stimme einer steinalten Vettel und der König von Highhills (Toby Jones) zieht neben seiner Tochter einen Floh auf…
Wenn ein profilierter Regisseur, wie Matteo Garrone, der gleich zweimal den Großen Preis der Jury von Cannes gewonnen hat (für „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ 2008 und „Reality“ 2012) die Verfilmung der Märchen von Giambattista Basiles (1575-1632) ankündigt, horcht die Filmwelt auf. Doch die Premiere auf den Filmfestspielen an der Cote d’Azur lässt genau so viele enttäuschte Zuschauer zurück, wie die Aufführung bei den FFF 2015 in Berlin. Dabei haben alle drei Märchen durchaus Potential, zumindest für ein erwachsenes Publikum. In ein paar wenigen Momenten, wenn die Königin ganz in Schwarz das riesige Herz des Ungeheures verspeist oder Strongcliff nach Enttarnung die Greisin aus dem Burgfenster wirft, blitzt mit morbidem Charme kurz auf, was „Il Racconto die Racconti“ (Originaltitel) hätte sein können, doch dem stehen viele zähflüssige oder gar misslungene Szenen gegenüber, wie z.B. die komplette Unterwassersequenz. Mit 133 min. ist der Film zudem entschieden zu lang geraten. Vor allem aber unternimmt Matteo Garrone, im Gegensatz zum kurz zuvor entstandenen, ebenfalls schwachen Filmmusical „Into the Woods“ (2014), nicht mal den Versuch die einzelnen Geschichten miteinander zu verknüpfen. Die gemeinsame, kurze Abschlussszene macht inhaltlich keinen Sinn. Ebenso wenig die Verpflichtung von internationalen Größen, wie John C. Reilly („Der Gott des Gemetzels“ 2010), der nach 2 Szenen aus der Handlung genommen wird, und Salma Hayek („Kindsköpfe“ 2010/13), die ihren Part lustlos runter spielt. Nur Vincent Cassel (Kind 44“ 2015) hat ein paar gute Momente als lüsterner Schürzenjäger. (5/10)