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Es gibt Sequels, die machen ihre Originale, oder besser die Idee hinter ihnen, langsam aber sicher kaputt. Ihre Methodik: Sie verwässern das Konzept, dehnen es, brechen seine Regeln und passen sie im schlimmsten Falle modernen Trends an. Da hilft dann auch nicht die oft gestellte Forderung, misslungene Anhängsel einfach mit Ignoranz abzustrafen und aus der Franchise zu streichen. Diesen Teil gibt’s nicht? Gibt’s eben wohl! Er ist designierter Bestandteil des Ganzen, was seine Verdrängung kaum möglich macht. Man kann Teile einer Filmserie nicht einfach für sich selbst wegstreichen, denn Filmserien sind nun mal Allgemeingut.

„Terminator: Die Erlösung“ war ein solcher Film, der das Konzept „Terminator“ verwässerte. „Genisys“ ist es nicht. Genau wie der gleichaltrige „Jurassic World“ ist er ganz gegenteilig eine demütige Hommage an die Klassiker. Macht die fehlende Autonomie aus ihnen gute Filme? Nicht unbedingt. Lässt sie die Originale in neuem Glanz erstrahlen? Unbedingt!

Nun musste sich „Jurassic World“ nur auf einen wirklichen Klassiker beziehen („Lost World“ und „Jurassic Park III“ konnten bequem übergangen werden), „Genisys“ hat hingegen die Vorgaben zweier gleichwertiger Meilensteine zu befriedigen: Mit „Terminator“ den räudigen B-Noir-Actioner, der aus dem Nichts kam, mit „Terminator 2“ die spektakuläre CGI-Revolution.
Die Unterschiedlichkeit dieser beiden Vorlagen legt sich in zweierlei Form nieder: Einmal in der treppenwitzartigen Drehbuchstruktur, dann im uneinheitlichen Art Design. „Genisys“ ist inhaltlich eigentlich nicht schwer zu verstehen, wenn man in der Franchise halbwegs heimisch ist, wirkt aber umständlich erzählt, weil er aus beiden Filmen ganze Szenen praktisch 1:1 nachstellt, um sie anschließend per Zeitschleifenkniff zu variieren. Die Verbeugungen allesamt gelingen zu lassen, sie plausibel zu verknüpfen und dann auch noch eigene erzählerische Ambitionen durchzusetzen, das ist schon eine Menge Holz. Da bleibt nicht aus, dass man in dem Durcheinander aus x Terminator-Sorten in x Alterszuständen kein allzu homogenes Gesamtbild zu Gesicht bekommt.

Visuell hingegen bleibt „Genisys“ auf neutralem (um nicht zu sagen: sterilen) Boden. Blaugraues Pre-Judgment-Day-Wetter, polierter Stahl, ein paar Reminiszenzen an ikonische Serienmomente. Effekttechnisch fehlt heute der Wow-Effekt, im Gegenteil fallen einige Künstlichkeiten auf, wobei wenigstens jene im Kampf des jungen mit dem alten T-800 nur bedingt störend ausfallen, weil sie direkt auf das Thema der Tarnung von Maschinen als Menschen referieren. Super-High-Tech-Innovationen werden indes als Superlativ der Schwarzenegger- und Patrick-Modelle inszeniert. Die Bedrohlichkeit der Vorgängermaschinen soll übertroffen werden, doch ob nun T-Rex oder T-800, die allererste Bedrohung ist immer die schrecklichste. Apropos - Schrecklichkeit bleibt wiederum auf der Strecke, denn die beunruhigende Bebilderung der Androiden aus den ersten Filmen findet in der bekömmlichen Fast-Food-Bildsprache Alan Taylors kaum Entsprechung, zumal die im Director’s Cut von „Judgment Day“ initiierte Komödisierung fortschreitet.

Und dennoch ist es erlaubt, „Genisys“ als ein Fanfest zu verstehen, das von vorne bis hinten unterhaltsam geraten ist. Von mediokren Story-Alleingängen hält er sich weise fern, was zwar seine narrative Substanz in Frage stellt, doch manchmal reicht es auch, sich selbst genügsam zu sein. Lee Byung-hun erweist Robert Patrick alle Ehre und geht noch als bedrohlichstes Element aus dem Film hervor, obwohl er leider nur einen besseren Cameo abliefern darf; Jason Clarke passt vielleicht optisch nicht so gut in die Rolle, leistet aber schauspielerisch Ordentliches bei der nicht ganz so einfachen Aufgabe, eine Maschine darzustellen, deren KI ein täuschend menschliches Verhalten ermöglicht. Sarah Connor und Kyle Reese hätte man auch anders besetzen können, zumindest machen sich Emilia Clarke und Jai Courtney nicht gerade unentbehrlich. Schwarzenegger-Anhänger hingegen bekommen die volle Packung – wenn er mal nicht grinst, zeigt er in verschiedenen Make-Up-Stufen wieder seine ganze Erfahrung mit dieser Rolle.

Weshalb „Jurassic World“ dermaßen erfolgreich lief, während „Terminator: Genisys“ zeitgleich absoff, ist angesichts der vielen Parallelen schwierig nachzuvollziehen: Der fünfte Teil der Cyborgsaga mag umständlich erzählt sein und den inszenatorischen Grip vermissen lassen, doch er zeigt auf, weshalb die Franchise so bedeutsam für die Filmgeschichte ist. Und ermöglicht nebenbei einen schönen Filmabend, dem man gerne noch einen weiteren folgen lassen würde.

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