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Klar, das Großvater-Paradoxon war schon immer die Krux von Zeitreisestories. Den wahren Terminator-Fan kümmerte dieses grundsätzliche Kausalitäts-Problem aber nur peripher. Beinharte Action und derber Zynismus sind einfach zu schön, um sich über Logikstolperer groß aufzuregen. Im aktuell fünften Teil klafft die Schere dann aber doch ein bisschen arg weit auseinander. Was nun wo und warum auf welcher Parallel-Zeitschiene passiert und wie das zu den alten Filmen passt, hinterfrägt man besser nicht.
Andererseits, bei dem wohlklingenden Titel „Terminator: Genisys denkt man ja gleich an die Schöpfungsgeschichte und da ist ja bekanntlich so gut wie alles möglich. Was uns die Drehbuchschreiber hier auftischen ist aber vermutlich selbst überzeugten Verschwurblungs-Ignoranten ein, zwei Nummern zu überdreht. Von 2029 zurück nach 1984, von da aus dann schnurstracks nach 2017 und fertig ist der Zeitschleifenbandsalat.

Leider entschädigt das Kerngeschäft des neuen Terminator auch nicht gerade für den intellektuellen Kurzschluss. In schaurig durchsichtiger Anbiederung an den ganzen Superhelden-Kinderkram aus dem Hause Marvel und Co. musste unbedingt ein jugendverdauliches Action-Menü serviert werden, das dem ein oder anderen R-Rating Feinschmecker gehörig auf den Magen schlagen dürfte. Es wird schon ordentlich geballert und in die Luft gejagd, aber menschliche Verluste - und schon gar die ach so bösen Kollateralschäden - werden tunlichst vermieden. Ein Terminator fürs sonntägliche Familienkino ist aber halt leider auch irgendwie paradox.

Da ist die Kuscheltier-Matamorphose des T800 immerhin konsequent. Arnie gibt nun schon zum dritten Mal den geläuterten Killercyborg mit programmiertem Beschützerinstinkt. Diesmal darf er exklusiv die verjüngte und aufgehübschte Sarah Connor bemuttern. Game of Thrones Drag(on)-Queen Emilia Clarke gibt sich trotz Zeitsprung - wir erinnern uns der dafür obligatorischen Nacktheit - kompromisslos züchtig. Ja, ja, das böse PG-13. Dem Terminator jedenfalls ist´s egal, so weit geht die Vermenschlichung dann doch nicht.
Zum Dank - vermutlich mehr für den Bodyguard als für den Anstandswauwau - nennt sie ihn fortwährend „Paps“, was garantiert ein weiterer schmerzhafter Tiefschlag für die Cameron-Fangemeinde ist. Rein optisch sieht er eher wie „Opi“ aus, womit wir wieder beim Großvaterparadoxon wären, aber davor haben wir ja schon weiter oben kapituliert. Wenigstens gibt es für den Blech-Rentner eine der wenigen plausiblen Erklärungen des Films. Das menschliche Gewebe ist echt und kann daher auch altern. Gut, ist jetzt nicht nobelpreiswürdig, kann man aber schlucken.

Bei der anfänglichen „Hommage“ an T1 und 2 muss man erst mal schlucken. Da werden ganze Szenen der lieb gewonnenen Kunstwerke praktisch eins zu eins nachgestellt, um eine Kontinuitätsbrücke zu schlagen, die man mit den beiden müden Folgesequeln seinerzeit fröhlich eingerissen hatte. Der Film wandelt hier auf einem Nostalgie-Bindfaden über einem Peinlichkeits-Abgrund. Für das Herausbilden einer eigenen Handschrift ist eine solche C&P-Masche auch nicht gerade förderlich, aber TV-Mann Alan Taylor hatte ja schon bei „Thor 2“ bewiesen, dass er diesbezüglich keinerlei Ambitionen hegt. James Cameron wird´s freuen. Sein inszenatorisches Gütesiegel bleibt unangetastet.

Ach ja, John Connor (Jason Clarke) und Kyle Reese (Jai Courtney) dürfen natürlich auch wieder mitmischen. Während Reese im Business-as-usual-Modus der spröden Sarah hinterher hechelt, hat man sich diesmal für den vernarbten Widerstandsboss etwas ganz dolles ausgedacht - und zur Sicherheit gleich mal in sämtlichen Filmtrailern gespoilert. Na ja, was solls. Bei all den Haken, die die Story im Verlauf des Films schlägt, ist es ganz beruhigend, wenn man wenigstens für den entscheidenden Twist bestens gerüstet ist.
Für Auslaufmodell Schwarzenegger gilt das nur sehr bedingt. Bei zwei seiner drei Altersstufen liefen die Rechner auf Hochtouren. Die Künstlichkeit dabei ist nur allzu deutlich sichtbar. Müsste bei einem menschenähnlichen Roboter eigentlich super passen. Tut es aber irgendwie nicht. Dann doch lieber wieder die gealterte Originalversion. Auch wieder so ein Großvater-Paradoxon.

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