Review

Es beginnt mit dem Tag der Entscheidung, die Resistance attackiert Skynet mit allem was sie hat, doch die künstliche Intelligenz schafft es, einen Terminator in der Zeit zurückzuschicken, um Sarah Connor und damit auch ihren Sohn, John Connor zu töten und den Widerstand im Keim zu ersticken. Kyle Reese meldet sich freiwillig, ihn zu verfolgen und Sarah Connor zu beschützen. Im Jahr 1984 angekommen merkt er rasch, dass die junge Sarah nicht wie erwartet eine verschreckte Frau ist, sondern sich der drohenden Auslöschung der Menschheit durch die Maschinen sehr wohl bewusst ist, mehr noch, eine dieser Maschinen kämpft an ihrer Seite und das ist auch notwendig, war Skynet doch in der Lage, die Vergangenheit zu ändern. So hat sich wohl die Ausgangssituation verändert, nicht jedoch das Ziel.

Nachdem T4 - Salvation Kritik dafür einstecken musste, einen offensichtlich digitalistierten Schwarzenegger verwendnet zu haben (den ich aber immer noch für gelungen halte), so kann der aktuelle Film sowohl mit dem Original in Form eines gealterten Schwarzeneggers als auch einer jüngeren Version aufwarten, die nur beim genauen Hinsehen als computergeneriertes Konstrukt zu erkennen ist, bemerkenswert. Ebenso bemerkenswert, dass man mitunter meint, Szenen aus dem ersten Teil zu sehen, die anscheinend Einstellung für Einstellung neu gedreht und nur leicht adaptiert wurden. Überhaupt geizt der Film nicht mit Anspielungen auf seine Vorgänger, seien es eben gewisse Szenen, Terminator-Modelle oder Sprüche, auch wenn den Running Gag um den verkrampft lächelnden Terminator nur diejenigen kennen dürften, welche die Extended Version von Judgement Day gesehen haben. Vorkenntnisse braucht man für diesen Film allerdings nicht, wie immer gilt aber auch hier, dass manchen Sequenzen damit aber ein gewisser Wiedererkennungswert innewohnt und man in Gedanken Verbindungen zu den Klassikern der Sci-Fi-Genres herstellen kann. Allerdings liegt hier auch der Hund begraben, denn es gab immerhin schon 4 Teile und die beiden ersten wurden gefeiert und quasi in die Hall of Fame aufgenommen, damit einhergehend ist auch ein Bild entstanden, dem die Reihe mit jedem neuen Film gerecht werden muss und so war bzw. ist es auch bei mir. Judgement Day ist für mich nicht nur der beste Teil der Reihe, sondern auch eienr der besten Filme aller Zeiten, weil er es schafft, technologischen Vorsprung mit einer emotional erzählten, durchaus philosophischen Geschichte zu verknüpfen, was selten genug gelingt und eher die Ausnahme denn die Regel darstellt (Camerons Avatar kann davon ein Lied singen). Und so sehe auch ich den Film nicht mit "unschuldigen" Augen, sondern solchen, die Perfektion erblickten (und Schmach hinsichtlich des Extended Cut von Terminator 2). Ja, Emilia Clarkes Sarah Connor wirkt zu zart und mädchenhaft nach Linda Hamilton, welche allerdings im ersten Teil auch kaum über das typische Klischee einer Frau in der Opferrolle hinauskam und erst später zu taffen Frau wurde; vielleicht würde man eine ältere, auch optisch reifere Clarke eher akzeptieren. Courtneys Kyle Reese bleibt verglichen mit Michael Biehn ebenfalls eher blass, doch am kritischsten stehe ich Schwarzeneggers Darbietung selbst gegenüber. Seine aktuelle Version des Terminators wirkt einfach zu menschlich und mitunter habe ich den Eindruck, dass manche Sätze nur gesagt und manche Taten nur getan werden um zu zeigen, dass er in seinem Inneren noch eine Maschine ist. In Judgement Day wurde einmal darauf hingewisen, dass sein Chip lernfähig ist, aber Schwarzeneggers Spiel war dann doch zu viel, oder zu wenig, je nachdem.
Die Inszenierung setzt auf gefälliges Popcorn-Kino, atemberaubende Neuerungen werden nicht geboten, zu übersättigt ist das Gehirn mittlerweile von den allgegenwärtigen Effekten und ich muss auch sagen, dass T5 neben all diesen Filmen untergeht und nicht bietet, was man nicht schon mal gesehen hat und kaum über das Mittelmaß hinaus reicht, die eingangs erwähnte digitale Version des jungen Schwarzeneggers mal ausgenommen. Der 3D-Effekt ist mitunter recht nett und wenigstens bietet er ein klares, scharfes Bild, hinsichtlich der Effekte muss sich Genisys nicht verstecken, glänzt aber ebensowenig. Dass der Film viele Action-Sequenzen fast aneinanderreiht, hilft hier auch nicht - das hat bei Mad Max: Fury Road noch funktioniert, doch bot dieser auch eine Opulenz, die man in Genisys vergeblich sucht, wie auch die nötigen Brachialität der Shootouts und Stunts. Ebenfalls wenige spannungsfördernd fällt die Kameraführung aus, auch wenn manche Einstellungen die Szenen sehr schön einfangen, beispielsweise das erste Aufeinandertreffen Sarahs und des Terminators.

Wohin man auch blickt, so wird der neue Terminator fast durchgehend zerrissen, die Wertungen von Rotten Tomatos und ähnlichen Portalen sprechen eine eindeutige Sprache und raten mehr oder minder davon ab, sich den neuen Terminator anzusehen. Das kann ich nur mindern: Ja, er hat seine Schwächen und ja, auch in meinen Augen ist er angesichts der durchgehenden Inszenierung jugendfreundlicher Action (immerhin eine 12er Freigabe) mehr eine Mischung aus Avengers 2: Age of Ultron und den Fantastischen Vier von 2005 mit den Tötungsmaschinen, viele Lichteffekte und Blitze, die ein "Wow-ist-das-abgefahren"-Gefühl erzeugen sollen und doch eher nur lahm wirken. Aber ich muss auch sagen, dass er ca. zwei Stunden lang gut unterhält, auch wenn die Action-Szenen nicht den gewünschten Wumms liefern, manches die Logik außen vor lässt und Schwarzenegger zwar DER Terminator ist, aber T5 nicht zu den Glanzlichtern seiner darstellerischen Leistung zählt. Er ist ein netter Film, dessen größter Fehler Trailer waren, die viel zu viel der durchaus wendungsreichen Handlung gespoilert haben. Ihm fehlen bahnbrechende Spezialeffekte (T1), eine ausgeprägte Emotionalität (und bahnbrechende Spezialeffkte, T2), gute Stunts (T3) und eine frische Story (T4), dafür bietet er von allem etwas, ein Jack-of-all-Trades, Master-of-none. Im Prinzip bin ich den vernichtenden Wertungen dankbar, somit wurde die Erwartungshaltung reduziert und der Film konnte mich positiv überraschen. Er mag der schlechteste Terminator sein, aber für sich betrachtet funktioniert er durchaus gut.

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