3D-Review
Tja, was soll man nur sagen. Nach dem leider bei den Fans der Serie nur verhalten abgefeierten vierten Teil – ohne Arnold Schwarzenegger – waren die Erwartungshaltungen für „Terminator Genisys“ – mit Arnold Schwarzenegger – naturgemäß sehr hoch. Als dann allerdings das produktionsbedingte Anstreben einer PG-13-Freigabe durchs Netz sickerte, ernüchterten sich diese naturgemäß auch wieder ganz schnell. Und, was soll man nun sagen? Auf jeden Fall dürfte man überrascht sein – und zwar anders als gedacht.
Die Story beginnt 2029: John Connor muss bei seinem finalen Angriff aus das Skynet-Hauptquartier erkennen, dass sein Gegner per Zeitreise versucht, Johns Mutter Sarah in der Vergangenheit zu töten, um so die Geburt des Rebellionsanführers zu verhindern. Daraufhin schickt Connor den jungen Kyle Reese in das Jahr 1984, um die aus „T 1“ bekannte Mission zu erfüllen. Doch plötzlich ist alles anders als erwartet: Sarah Connor weiß bestens über ihre Zukunft und Kyles Rolle als zukünftiger Vater von John Bescheid, denn sie wurde quasi von einem Guardian-Terminator (natürlich: Arnold Schwarzenegger) großgezogen, der schon viel früher kam und auf diese Weise die altbekannte Zeitlinie verändert hat. Und diese „alternative Realität“ hält für Kyle noch einige andere Überraschungen bereit: neue Terminatoren, neue Bedrohungen und Feinde sowie die Erkenntnis, dass Skynet eigentlich gar nicht Skynet ist sondern das weltweit 2017 startende Betriebssystem „Genisys“, dass „Windows“-alike alles und jeden miteinander vernetzt…
Gut die erste Hälfte der Handlung ist quasi ein „T1 & T2“-Best-Of ganz im Sinne des James-Cameron-Universums, wobei sich die Drehbuchautoren Laeta Kalogridis und Patrick Lussier schon die Mühe gemacht haben, die Schlüsselszenen und –figuren aus den ersten beiden Teilen mit ihrer eigens ersonnenen parallelen Zeitlinie zu verbinden – was zu recht witzigen Déjà-vu-Situationen führt. Ja, „Terminator Genisys“ ist in erster Linie wieder mal ein Zeitreisefilm geworden, bei dem munter und wüst das theoretische Unterfutter aber auch die Regeln des diesbezüglichen Subgenres durcheinander gewirbelt werden. Dies wird ganz besonders in der zweiten, eigenständigeren Hälfte der Handlung auf die Spitze getrieben, so dass man als ernster Science-Fiction-Fan schon gerne abwinken würde. But, who cares, it’s a „Terminator“-Movie! Anstatt auf Logik zu setzen, sollte man sich lieber am Gros der bombastischen Actionszenen erfreuen, die – trotz PG-13-Absegnung – in den Shoot-Outs wenn schon nicht blutig dann aber doch klassisch-wuchtig geraten sind. Bei der Action langt also Alan Taylor richtig zu, zitiert den einen oder anderen Blockbuster aus vergangenen Zeiten und lässt es an allen Ecken und Ende laut und vernehmlich krachen. F/X, Sets und Bauten spiegeln ordentliches Handwerk wider. Fans der Serie kommen da wirklich voll auf ihre Kosten.
Der Kniff mit der alternativen Zeitlinie öffnet natürlich den Geldgebern ganz neue Möglichkeiten in punkto Franchise und Sequels, so dass man „Terminator Genisys“ durchaus als Reboot ansehen kann, zumal auch zu erwarten war, dass Arnold Schwarzenegger angesichts seines Alters kaum mehr noch weitere Auftritte in seiner Paraderolle haben wird. Umso erfreulicher ist es, dass er hier die Gunst der Stunde nutzt, seinen Guardian-Terminator mit viel Augenzwinkern sowie Ironie gibt („old but not obsolete“) und eine Staffelstabübergabe begleitet, die seinem Verdienst um die „Terminator“-Filmreihe würdig ist. Doch sehenswert ist auch der Rest der Besetzung und davon ganz besonders Emilia „Game Of Thrones“ Clarke in der Rolle der jungen Sarah Connor, als gleichsam toughe wie auch zerbrechlich-zarte Noch-nicht-Mutter, die aber trotzdem ihre Familie zu beschützen hat.
Doch kommen wir nun zum größten Schwachpunkt von „Terminator Genisys“: der 3D-Präsentation. Ok, in ruhigen Szenen ist das Bild gut tiefengestaffelt und recht homogen. Doch „Terminator Genisys“ ist nun einmal ein High-End-Actionfilm mit allem Drum und Dran, also mit hektischen Schnitten, schnellen Kamerabewegungen etc., und da kommt das 3D so gut wie nie zum Tragen sondern wirkt eher hinderlich. Bewusst inszenierte Pop-Outs gibt es eh nur zwei, drei, so dass es nicht tragisch ist, wenn man sich den Zuschlag auf die Kinokarte spart. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Jason Clarke, Jai Courtney, J. K. Simmons u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin