Jaja, wenn die Österreicher versuchen einen Satire-Film über die Deutschen zu veranstalten, dann kommt genau sowas bei heraus: ein vierteiliges Familienabenteuer einer deutschen Familie aus Berlin, zu Gast im schönen Tirol.
Die Sattmanns sind Großindustrielle, sehr vermögend, sehr wichtig, sehr beliebt - kurzum, bei Bürgermeister Wechselberger äußerst begehrt. Der Sattmann soll nicht nur als Tourist ins schöne Lahnenberg reisen, sondern vorallem dort eine Niederlassung errichten. Zwei Fliegen mit einer Klappe würde der umtriebige Bürgermeister damit schlagen: Arbeitsplätze schaffen und das Ansehen des kleinen Ortes erhöhen und zum anderen sich seine Wiederwahl sichern. Auch Karl-Friedrich Sattmann sieht mehrere Vorteile. So deutet alles auf einen Zuzug der Piefkes (Piefke = Ausdruck für Deutsche) hin.
Aber auch Privat gibt es einige Verbindungen zwischen den Sattmanns und den Lahnenbergern: Quotenblondine Sabine verliebt sich in den Hallodri Stefan, heiraten sogar. So wird zwischen Sattmanns und Wechselbergers ein noch festerer Bund geschlossen. Gunnar schwängert die arme Anna, allerdings ohne Hochzeit - jetzt geht hier das Gerangel um Nachwuchs und Geld los.
Hinzu kommen dann noch Schwierigkeiten beim Wandern oder Skifahren und allerlei andere urlaubertypische Szenen. Zumindest die ersten drei Folgen der Piefke-Saga dümpeln mal unterhaltsam, mal doch recht langweilig vor sich hin - Qualität eines Vorabendprogramms eben.
Was sich die Macher bei der Erschaffung dieser Kleinserie dachten wird wohl leider für immer verschlossen bleiben. Die Handlung an sich ist geradlinig, doch sollte doch alles in allem eine Satire sein, die Deutschen ihr Fett abkriegen? Von all dem ist seltsamerweise nichts zu spüren. Die Piefke-Saga ist weit weniger kritisch als sie hätte sein können, die Handlung erinnert viel eher an Rosamunde-Pilcher-Bilder und Heimatfilm. Noch verstörender wirkt die Tatsache, daß die Österreicher eigentlich stets die Dummen sind und schlechter wegkommen bei all dem.
Das zeigt sich schon in den Charaktereigenschaften der Protagonisten: Karl-Friedrich bleibt trotz allem Reichtum und Industrieinteressen redlich und anständig, wirkt nicht überheblich und versucht sich anzupassen (mit mässigem Erfolg). Senior Heinrich bleibt seiner geradlinigen vom Krieg anno dazumal geprägten Seele treu und zeigt ebenfalls viel Herz und Charakter. Und dann auf der anderen Seite die Österreicher: Ein Bürgermeister, so link wie kein zweiter, sein Gehilfe scheut vor keiner Schmierenaffäre zurück und dreht sich die Gesetze so wie er sie braucht. Korruption ist allgegenwärtig, die Sattmanns als auszunehmende Weihnachtsgans betrachtet.
Die Junioren sind nicht besser: Anna nutzt die von Gunnar geschaffene Situation gnadenlos aus, um sich dann mit Ökotrottel zu vergnügen. Nicht besser der Stefan, der sich an Sabine verlustiert, sie nach Strich und Faden betrügt und seine liederliche Art deutlich zum Ausdruck kommt. Der einzig ernstzunehmende Kritiker der Piefkes ist Annas Ökofutzi, doch dieser ist so dermaßen daneben, daß auch diese leise anklingende Spitze sang und klanglos in den Weiten des Zelluloids wirkungslos verhallt.
Die vierte Folge setzt dann all dem noch die Krönung auf, eine Mischung aus Science-Fiction, Heimatfilm und Clockwork Orange Inszenierung. Doch auch hier: Reichlich Kritik an Österreich. Mir stellt sich die Frage: Wo bleibt hier die Satire? Wo bitte sind die Spitzen auf die Flutung österreichischer Berggebiete durch sich unmöglich benehmende deutsche Touristen? Denn das sollte die Piefke-Saga ja eigentlich sein: Kritik und Unterhaltung, ein Lacher für die Österreicher, die Deutschen sollten diese "Saga" hassen.
Aber oh nein, davon ist weit und breit nichts zu spüren. Natürlich schmunzelt man über den unpassenden schrecklich deutschen Dialekt, aber das wars dann auch schon. Nein, hier kriegen die Tiroler ihr Fett weg - und das gehörig! Leider nichtmal allzu geistreich oder witzig.
Der vierte und letzte Teil zeugt zwar von Ideenreichtum, aber mangelnde schauspielerische Qualitäten zerstören auch diesen letzten Rest an schrägem Film. Was sich zunächst wie ein Traum anfühlt stellt sich letztlich tatsächlich als ernstgemeinte letzte Folge der Saga heraus, gänzlich unterscheidend zu den vorangegangenen Teilen. Surreal, unwirklich, unfreiwillig komisch - selten spannend, kaum unterhaltsam, schon gar nicht lustig.
Schade, hier habe ich mir deutlich mehr erwartet, zumindest angesichts der "Sagen" die sich um diese "Saga" ranken. Nein, man hat nichts verpaßt. Als Österreicher nicht, aber auch nicht als Deutscher. Drei wirklich sympathische Schauspieler retten wenigstens die Bewertung von den hintersten Plätzen in eine nur noch leicht unterdurchschnittliche Kategorie: Dietrich Mattausch als Karl-Friedrich, Kurt Weinzierl als Franz und Josef Kuderna als der windige und umtriebige Max Niederwieser.
(4/10)