Ein bis zwei Verfilmungen im Jahr gibt es mindestens von Mary Shelleys „Frankenstein“ und nicht selten kommen dabei ziemliche Gurken heraus. Die recht moderne Interpretation von Bernard Rose orientiert sich passagenweise dicht an der Vorlage, doch weder in Sachen Spannung, noch auf atmosphärischer Ebene werden erinnerungswürdige Momente serviert.
Das Paar Marie (Carrie-Ann Moss) und Viktor Frankenstein (Danny Huston) haben mit Adam (Xavier Samuel) einen künstlichen Menschen erschaffen, welcher zunächst liebevoll behandelt wird. Doch bei den Replikationen der Zellen kommt es zu abnormen Entwicklungen, so dass Adam eingeschläfert werden muss. Die Kreatur überlebt jedoch und erkämpft sich einen Weg nach draußen, wo Adam nicht nur an wohlgesonnene Menschen gerät…
Rose macht von vornherein deutlich, dass sein Homunkulus nicht kleckert, sondern klotzt, als er einem Wissenschaftler die Schädeldecke öffnet und neugierig mit den Innereien spielt. Auch später werden Schädel zu Brei geschlagen, Knochen gebrochen und Großkaliber angesetzt, was durchweg handgemacht ist und erstaunlicherweise mit einer unangetasteten FSK18 versehen wurde.
Lobenswert sind ferner die Maske und das Make-up ausgefallen, denn Adams Hautveränderungen erzeugen eine Mischung aus Ekel, Abscheu und Mitleid, was offenbar das Ziel war. Nach dem Ausbruch aus dem Labor begegnet Adam einigen Menschen, was teilweise an die Verfilmungen aus den Dreißigern erinnert. Nach dem naiven kleinen Mädchen trifft er auf einen blinden Obdachlosen (Tony Todd), der Adam ohne Vorurteile zu seinem Freund erklärt und ihm Sprache als auch Alltäglichkeiten beizubringen versucht.
Letztlich schließt sich der Kreis, als Adam nach einem einschneidenden Vorfall zurück zu seinen Schöpfern wandert und es zum unausweichlichen Showdown kommt.
Allzu spektakulär darf man sich die Ausführungen allerdings nicht vorstellen, denn bis auf die wenigen, jedoch derben Gewalteinlagen fällt die Odyssee des Geschöpfes nicht allzu spannend aus, zumal die Philosophien aus dem Off mit wohl überlegten Formulierungen so rein gar nicht zum Nachplappern weniger Worte auf Kleinkinderniveau passen wollen.
Wie ein junger Poet sinniert Adam über Begebenheiten in freier Natur, doch anderweitig kommt ihm außer „Mama“ kaum etwas über die Lippen.
Die Ausstattung ist zweckdienlich, doch lässt diese das Besondere vermissen, um mit nachhaltig atmosphärischen Szenen zu punkten. Ein austauschbarer Wald, ein paar heruntergekommene Gassen, eine Polizeizelle und ein Hotelzimmer zeugen nicht von sonderlich stimmungsvollen Handlungsorten und auch der eigentlich sehr schön arrangierte Score hält sich zu sehr im Hintergrund, um etwaige Emotionen angemessen zu untermauern.
Dabei kommt die Kritik gegenüber Menschen im Umgang mit Andersartigen recht gut zum Vorschein, auch wenn Polizeibedienstete durchweg schlecht wegkommen und es wundert, dass nach der Inhaftierung keine Spezialisten hinzugezogen werden. Auch etwas merkwürdig ist, dass Adam nach einem Kopfschuss mit einem Großkaliber noch immer denken kann, jedoch Bourbon verabscheut, stattdessen auf Rattenfleisch steht.
Präsente Mimen wie Tony Todd oder Carrie-Ann Moss bleiben insgesamt eher blass, während Samuel als Monster eine angemessen zurückhaltende Performance abliefert. Handwerklich ist wenig auszusetzen, doch in Sachen Spannung und Atmosphäre bleibt der Stoff recht austauschbar und weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
4,5 von 10