Review

Heiland, Quacksalber oder Lachnummer?

Bei dem Cover hatte ich lange Zeit an einen verkappten und versteckten Slasher aus den frühen 80ern gedacht, doch viel mehr handelt es sich bei „Harlequin“ um ein weirdes Mysterydrama zwischen den Bänken, sehr emotional und berauschend, langsam und betörend, persönlich und fantasievoll. Ein wirklich andersartiger und sehr australischer Genremix. Denn gerade aus Down Under kamen über die Jahrzehnte doch ein paar der atmosphärischsten Querschläger überhaupt… Über den leukämiekranken Sohn eines Senators, der seine letzte Geburtstagsfeier erlebt und kurz vor dem Tod steht - doch ein „Clown“ mit seltsamer Aura, voller Magie, Mitgefühl und mysteriösen Absichten heilt den Kleinen im letzten Moment per Handauflegen, was ihn sofort in die einflussreiche und politisch hochrangige Familie integriert und zum Gesprächsstoff unter den oberen Zehntausend macht. Doch er interessiert sich nicht nur eher für die attraktive Mutter und Frau der Sippe, sondern vor allem auffällig für die Vergangenheit des schmierigen Vaters des unschuldigen Kindes…

Harry Schockins

Horrorelemente eines DePalmas oder Cronenbergs. Dazu Politkritik und Paranoiathriller a la Coppola. Dazu dann durchaus auch mal die sentimentale Seite Richtung Spielberg. Und auch trashige, unfreiwillig-komische Momente. Von der Magie und den unsittlichen Spannungen überall ganz zu schweigen. „Harlequin“ bietet keinen einfachen Zugang. Ein bisschen verständlich, dass zeitgenössische Kritiker keine Connection aufbauen konnten und ihn größtenteils verrissen. Dennoch enttäuschend selbst von festen Größen wie Siskel und Ebert, die hier vollkommen lost wirken und auch inhaltlich fast als hätten sie den Film nicht zu Ende geguckt. Wer weiß… Aber „Harlequin“ verdient eine komplette und konzentrierte Betrachtung! Dann kann man sich in seiner Traumähnlichkeit ohne viele Orientierungspunkte zu Wo und Wann sehr einfach positiv verlieren. Denn egal ob in Australien oder Amerika, ob Scharlatan oder Engel, ob Witzfigur oder Weiser, ob Betrüger oder Retter - dieser Harlekin hat es faustdick hinter den Ohren. Ein Kind leiden zu sehen ebenso. Politische Lügen und fake news auch. Gesellschaftliche und politische Zwangsheiraten sowieso. Und „Harlequin“ sagt zu all dem genug, um danach ziemlich begeistert von ihm zu sein. Und außer David Bowie hätte ihn wohl keiner besser als Robert Powell spielen können. „Harlequin“ ist ein gutes Stück entlarvend - für Kritiker, die Oberschicht und viele seiner Figuren. Löblich befremdlich. 

Fazit: ein ganz besonderer und magischer Grenzgänger… „Harlequin“ ist fesselnd, profund und hat eine unvergleichliche Aura! Unbedingt entdecken! 

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