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Chefredakteur Randall soll die Auflage seiner darbenden Zeitung steigern. Er schickt Reporter Isopod los, um einen 20 Jahre alten Mordfall aufzuwärmen. Die folgende Hetzkampagne treibt den resozialisierten Mörder und seine Frau in den Freitod.
Es ist doch immer wieder mal schön, wenn die öffentlich rechtlichen Sender mal wieder richtig tief in die Mottenkiste greifen und mal wieder die richtig alten Schinken präsentieren. Spätausgabe war damals sicher ein sehr mutiges Drama, aber aufgrund gewandelter Moralvorstellungen jetzt 80 Jahre später nur noch bedingt funktioniert.
Die Auflage einer New Yorker Abendzeitung geht grad mächtig in die Kniee. Um die Auflagenzahln wieder anzufüttern, wird entschieden über einst eherne Prinzipien hinwegzugehen und mit Sex and Crime wieder auf die Erfolgsspur zu kommen. Dazu wird auch ein alter Mordfall wieder aufgegriffen, bei dem eine Nancy Voorhees (Oma von Jason?) vor 20 Jahren jemand ermordete. Unter Vorspielung falscher Identitäten interviewed Frankensteins Monster aka Boris Karloff die mittlerweile wieder glücklich verheiratete.
Deren Tochter ist nicht nur gerade 20 geworden und will sogar am nächsten tag heiraten. Aber da sie nichts von Mamas Vergangenheit weiß, bringt die Artikelserie Nancy mächtig in die Bredouille. Alles Flehen der Frau wird ignoriert, die Zeitung druckt die Berichte, was sowohl Nancy als auch kurz darauf ihren Ehemann in den Freitod treibt und die Verantwortlichen der Gazette zum Nachdenken bewegt.
Spätausgabe ist eine richtige Watschn gegen den Senationsjournalismus, der für die Auflage wissentlich das Leben von Menschen gefährdet oder sogar zerstört. Folgerichtig gibt es am Ende auch keinerlei Gewinner, jeder ist entweder emotionell belastet, tot, arbeitslos oder mit dickem schlechten Gewissen gestraft. Für 1931 ist das schon starker Tobak und wurde sogar als bester Film für den Oscar nominiert. Die Darsteller sind souverän, auch wenn die eine oder andere Nebenrolle etwas übertrieben overacted.
Manche Aktionen kann man aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehen. Die yellow Press ist heute wesentlich härter drauf und auch die Reaktionen der Bräutigam Eltern kann man sich kaum noch vorstellen. Die Moralkeule wird am Ende auch etwas derbe ausgepackt, ich denke jeder Zuschauer hat kapiert, welchen Punkt der Film machen wollte. Trotzdem bleibt Spätausgabe immer noch interessant, denn einiges der Geschichte läßt sich durchaus auch noch auf heute übertragen.
6/10

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