Der gefühlvollste Film aller Zeiten
Nachdem Pixar das Genre der computeranimierten Filme erfand, groß machte & lange Zeit mit Meisterwerken wie "Oben" oder "Wall-E" dominierte, ließen sie etwas nach & die Konkurrenz, angetrieben von Pixars einzigartigen Meilensteinen, zog mindestens gleich. Nun sind die Urväter der modernen Animation zurück, vielleicht besser denn je. "Inside Out" bzw. in Deutschland unter gehöriger Verspätung als "Alles steht Kopf" vermarktet, hat seit langem mal wieder eine Idee, die so einfach wie einzigartig genial ist. Phasenweise erinnerte mich der Film zwar etwas an "Ralph reichts", was absolut nichts Schlimmes ist, aber insgesamt ist er einfach ein Gedankenblitz, den selbst solche innovativen Teams wie Pixar nicht oft haben. Ein absoluter Höhepunkt des Kinojahres & eigentlich ein Pflichttermin für Jung & Alt, für Traurige & Fröhliche, für Familien wie Singles. Kurz gesagt: für jeden der gute Filme mag & ein Herz hat! Eigentlich unmöglich hier das Kino ohne ein breites Grinsen zu verlassen.
Es geht um die Gefühle im Kopf. Freude, Kummer, Angst, Ekel & Wut - jeder hat sie, jeder braucht sie, unbewusst beeinflussen sie uns, helfen uns, passen auf uns auf. Auch bei der kleinen 11-jährigen Riley sitzen sie hinter der Stirn an ihrem Steuerpult, nichtsahnend wie sehr die sonst so fröhliche Fast-Teenagerin von dem anstehenden Umzug nach San Francisco mitgenommen werden würde. So entsteht ein Abenteuer in Rileys Gefühlswelt, welches vor allem die gegensätzlichen Freude & Kummer auf eine abwechslungsreiche Reise schickt, bei der es Einiges zu lernen & zu entdecken gibt. Von den dunklen Abgründen des Vergessens bis zu den ersten Anzeichen der Pubertät oder dem Labyrinth der Langzeiterinnerungen - egal wie komplex die Zusammenhänge in unserem Körper in echt sind, hier wirkt alles unglaublich spielerisch, beeindruckend fantastisch & gleichzeitig logisch. Die Welten & Verbindungen sprühen nur so vor Ideen & Einfällen, die Fantasie treibt einem fast Tränen in die Augen & spielt passend zum Thema mit unseren Emotionen erfreulich Klavier. Wenn die kleine Riley als Baby das erste mal lacht & kurze zeit später auch die unglaublich lustige wie depressive Kummer den ersten Schrei raus lässt, ist das nichts weniger als Kinomagie.
Ich kann über "Alles steht Kopf" nicht genug schwärmen, er hat selbst meine höchsten Erwartungen erfüllt. Auch wenn beide Filme unterschiedlicher kaum sein könnten, aber den Titel des besten Films des Jahres macht er mit "Fury Road" unter sich aus. Ehrlich gesagt ist "Alles steht Kopf" auf Grund seiner Gefühle & Verbindungen zu unseren tiefsten, traurigsten & kindlichsten Erinnerungen fast ganz allein oben auf dem Thron. Für Kinder gab es lange Zeit keinen mehr so wichtigen Film, auch wenn sie nicht alles verstehen. Aber sie werden lernen, fühlen, nachdenken & reinwachsen. Und für Erwachsene ist der Film fast genauso bedeutend, da wir nie das Kind in uns & unsere Erinnerungen an die schönste Zeit unseres Lebens vergessen sollten. Spätestens mit den eigenen Kindern, wird es Zeit, dies wieder zu entdecken.
Die einzelnen Emotionen haben alle eigene Charakter & sind stellenweise zum Wegschmeißen komisch, gerade in ihren Gegensätzen & Zusammenspiel. Die Familiengeschichte ist rührend aber auch sehr basic - ich war mir fast sicher, dass man mehr auf die Pubertät eingeht. Da hätte ich mir vielleicht noch ein paar Minuten mehr gewünscht, obwohl die Länge so eigentlich fast perfekt ist, ebenso wie zu erwarten die farbenfrohe Optik. Die größten Lacher liefern die Gefühlsteams anderer Leute oder sogar Tiere - spätestens hier findet sich jeder irgendwo wieder. Und wie charmant Phänomene wie Schüchternheit, Deja Vus oder Ohrwürmer abgebildet werden, ist sagenhaft. Aber den Kern des Films bildet sicher Kummer, die anfangs, wie sie halt geschaffen ist, extrem traurig an ihrer Existenz zweifelt & im Laufe der Geschichte lernt, wie wichtig sie im Gesamtzusammenhang ist. Ohne Kummer keine Freude, sie ist der Klebstoff für unsere Gefühle. Von sehr traurigen Momenten bis zu Freudentränen kriegt man als Zuschauer die volle Ladung & ich bin mir sicher, das "Alles steht Kopf" in den nächsten Jahrzehnten von vielen Generationen mit großen Augen & noch größeren Gefühlen geguckt & geliebt werden wird!
Fazit: vielleicht der wichtigste Film für Kinder überhaupt. Nie wurden komplexe, emotionale Gefühlswirren so genial, süß & verständlich rüber gebracht. Pixar ist wieder auf Meisterwerks-Kurs!