Review
von Leimbacher-Mario
Zeit für Träumer
"Tomorrowland" - ein Film der wie "Fluch der Karibik" auf einer Disneyland-Attraktion beruht. Kein Grund die Stirn zu runzeln, zumindest bei mir. Das erste Piraten-Abenteuer zählt zu meinen liebsten Abenteuer-Filmen überhaupt & ich bin absoluter Fan des Tomorrowlands - also nicht (nur) vom EDM-Festival, sondern ebenso des Abschnitts in den Themenparks von Mickey Mouse & Co. Warum daraus also keinen ansprechenden Film zaubern? Erst recht von Brad Bird, der mal eben so meinen liebsten Mission Impossible UND drei der besten Animationsfilme aller Zeiten ausgeheckt hat. Vor allem "The Iron Giant" ist immer wieder ein kleines Wunder. Zurück zum Land der Zukunft: ein cleveres & positiv denkendes Mädchen findet eine magische Münze, die sie in eine futuristische Parallelwelt wirft, wo die bisherigen Voraussagen zum Untergang unserer Welt allerdings nur unschön untermauert werden. Ist es wirklich zu spät für uns Menschen? Haben wir es nicht anders verdient? Wollen wir es vielleicht gar nicht anders? Gibt es noch Hoffnung?
"A World Beyond", wie er leider hierzulande betitelt wurde, stellt große Fragen & lässt uns mit unseren eigenen Meinungen, Ängsten & Hoffnungen zurück. Ein ziemlich schweres Thema, ein wirklich episch aufgestellter Film. I like: Filme mit positiver Message. Selbst wenn es hier doch arg auf die Nase ist & sogar heuchlerisch wirken kann, von einem vorzeigekapitalistischen Unternehmen wie Disney. Trotzdem ist es ein sehr feiner Abenteuer-Film für die ganze Familie, der den Misserfolg, den er vor zwei Jahren einfuhr, monetär wie kritikertechnisch, nicht durchgehend verdient hat. Die Effekte & Tomorrowland an sich, sind eine Augenweide & höchst kreativ. Nicht umsonst erinnert der Film vom Vibe her etwas an den Meilenstein "Der Zauberer von Oz". Dessen Status wird er wohl zurecht nie erreichen, trotzdem wünsche ich dem hoffnungsvollen Sci-Fi-Abenteuer eine Art Rehabilitation in den kommenden Jahren. Sicher nicht Brad Birds größte Stunde, trotzdem versprüht er genug Magie, Schönheit & Inspiration, damit man nach dem Abspann ein Stück positiv denkender zurückbleibt.
Die erste Hälfte des Films ist eindeutig stärker & gegen Ende verläuft er sich etwas in seinen eigenen hohen Ansprüchen. Eine wirklich bezaubernde & ungewöhnliche Liebesgeschichte inklusive eines George Clooney als mürrischem Erfinder, hält jedoch energisch gegen den qualitativen Absturz. Ein Film für Weltverbesserer & Gutmenschen, Träumer & Erfinder, Wissenschaftler & die Kinder, unsere Zukunft. Wie kann man da was gegen haben? Beim nächsten Mal auf der Space Mountain Achterbahn werde ich sicherlich mit einem Lächeln im Gesicht an "Tomorrowland" zurückdenken. An Wow-Effekte, an starke (jugendfreie) Action & eine Zukunft, die vielleicht gar nicht so düster aussieht, wie sie alle malen. Hoffen darf man ja wohl noch. Und am besten auch selbst etwas dagegen tun. Heute noch mehr denn je. Die Zukunft ist nicht fest geschrieben - das wusste schließlich schon der Terminator.
Fazit: süße (wenn auch etwas plakative) Message, grandiose Effekte, leider eine recht unspektakuläre Kern-Geschichte - vielleicht hat sich Brad Bird mit "Tomorrowland" etwas verhoben. Trotzdem sollte unsere graue Welt auf diese hoffnungsvolle Farb- & Ideenexplosion nicht verzichten. Verdient mehr Aufmerksamkeit!