Review

Hosen runter, Frauen hoch

Ich mochte „Magic Mike“ zehnmal mehr, als ich es vorher erwartet hatte. Der Look war cool, mit den Typen hing man gerne ab, die Shows waren heiß und das Ding hatte mehr Tiefgang, als es jedes Recht hatte. Frauen spulen zwar wahrscheinlich fast zu den „entscheidenden“ Stellen vor, doch Steven Soderbergh, Channing Tatum und Co. haben hier viel mehr geschaffen als eine Art Chippendales-Best Of. Das war durchdacht, das war ehrlich, das konnte man fühlen. Das war viel mehr Drama als Partyfilm. Die Fortsetzung ist nun fällig und weitaus weniger tiefsinnig, dramatisch, geschwätzig. Und ebenso weniger zeigefreudig. Sind nun also beide Zielgruppen enttäuscht? Die lächzenden Ladies sowie die Filmnerds? Der fehlende Erfolg und die vielen enttäuschten Gesichter und Stimmen könnten dafür sprechen. Doch ich finde „Magic Mike XXL“ ziemlich gelungen. Sicher nicht perfekt und ganz auf dem Niveau des Originals, doch gut genug um ihn wärmstens zu empfehlen. Oder auch nicht. Denn wie gesagt: es gibt etliche Leute, die hier enttäuscht werden können. Aus den unterschiedlichsten Gründen...

Drei Jahre sind vergangen und Mike hat es schwer als selbstständiger Möbelbauer. Daher beschließt er mit seinen alten Jungs durch das Land zu fahren in Richtung einer Stripperconvention. Und dass die Bande das natürlich nochmal genießt, liegt auf der Hand... McConaughey ist nicht mehr dabei. Das ist ein echter Verlust. Soderberghs Touch ist natürlich auch weg. Ebenso blöd. Dafür hat „Magic Mike XXL“ ein paar neue Stärken dazu gewonnen. Der Bund zwischen den Männern scheint intensiver denn je, jeder bekommt mehr Solozeit und Neuzugänge wie Jada Pinkett-Smith oder Donald Glover geben neue Facetten und Farben. Zudem gibt es einen sehr witzigen Zwischenstopp an einer Tanke, den keiner so schnell vergessen wird. Auffällig ist auch, wie sehr das „Verwöhnen, Verstehen, Vergöttern“ von Frauen betont wird. Was immer eine gute Sache ist. Doch das Wichtigste ist: Frauen wollen die Muskeltänzer vielleicht nur nackt sehen, doch gleichzeitig wollen wir Männer (zumindest ging es mir so) mit ihnen ein Bier trinken. Sie wirken wie alles andere als nur reine Sexobjekte und hohle Fritten. Man gönnt ihnen die Zeit ihres Lebens und den Erfolg beim weiblichen Geschlecht. Sie scheinen coole Typen zu sein und haben gefühlt mehr Respekt vor Frauen, als die meisten unscheinbaren Büroangestellten beispielsweise. Egal wie sehr sie sie bei den Shows durch die Luft wirbeln oder ihre Pimmel an sie drücken. Das ist ein sehenswertes Paradoxon. Spaßig, feucht-fröhlich, ansteckend. Gute Laune und zumindest ein Schmunzeln leicht gemacht. Selbst wenn am Ende recht wenig hängen bleibt und es „nur“ wie eine leichte Reunion wirkt.

Fazit: fast so gut wie Teil 1. Lockerer, spaßiger, glatter, genauso sympathisch. Zumindest wenn man die Jungs mag. Ich hatte bei diesem Roadtrip jedenfalls eine Menge Spaß. Wer jedoch nur Dancemoves, Schweiß und nackte Männerhaut erwartet, könnte bei diesem Sequel noch weniger auf seine Kosten kommen, als ohnehin schon beim Soderbergh-Original. Für mich jedoch eine tolle Ergänzung! 

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