Dass das Projekt vom Pound of Flesh schon länger angekündigt und in der Machart selber ist, sieht man dem Endergebnis in Sachen Ausgestaltung und Gründlichkeit, in der Umsetzung des Geschriebenen jedenfalls nicht an. Obwohl mit einem immer noch und dies auch zu recht veritablen Darsteller in der Hauptrolle besetzt, der genauso wie seine Leidensgenossen Lundgren, Seagal und Co. auch nicht jünger wird, aber sich körperlich noch recht fit hält und so physisch noch weiterhin überzeugend wirkt, markiert der Film den weiteren Bestandteil einer langen Karriere, die zuletzt grundsolide, vielleicht ein wenig unter den Erwartungen gar verläuft. Mittlerweile häufen sich die Nebenrollen, die kleineren Parts, die Figuren des Lehrmeisters wie in Dragon Eyes oder die des Bösewichtes, wie in Enemies Closer, die gar nicht mal unbedingt seiner speziellen Anwesenheit bedurften, dadurch aber natürlich nur am Gewinnen in Aufmerksamkeit und Marktwert sind. Hier abermals von den verwendeten Finanzen her der kleinere, mit 7.5 Millionen USD budgetierte Text, der den Belgier aber wenigstens in die Mitte des Geschehens, da allerdings auch in den Lichtschein von nicht nur dem Positiven, sondern auch dem Negativen rückt:
Auf der Kurzreise nach Manila, Philipinen, lässt sich der frühere Kidnap & Rescue - Experte Deacon [ Jean-Claude Van Damme ] auf eine heiße Nacht mit der unbekannten Schönen Ana [ Charlotte Peters ] ein, die er kurz zuvor aus den Fängen des schmierigen Drake [ Darren Shahlavi, dem der Film nach dessen frühen Tod mit 42 Jahren auch gewidmet ist ] befreit hat. Allerdings hat der One-Night-Stand ungeahnte Nachwirkungen, erwacht doch wie aus dem Tiefschlaf niedergestreckt in einer mit Eis gefüllten Badewanne und kann sich nur nach und nach bruchstückenhaft an die Geschehnisse zuvor erinnern. Als er feststellt, dass ihm zusätzlich auch noch eine Niere entfernt wurde, die er eigentlich Tags darauf der schwerkranken und darauf angewiesenen Tochter seines streng katholischen und zutiefst pazifistischen Bruders George [ John Ralston ] spenden wollte, trommelt er mit Kung [ Aki Aleong ] und dessen rechter Hand Nardo [ Brahim Achabbakhe ] die Überbleibsel seiner Freunde aus dem kriminellen Leben in der Stadt zusammen.
“Killing it's easy. Living with it, that's hard.”
Gedreht wurde das Ganze von Ernie Barbarash, der für die oftmals leeren Sätze der Figuren und ihr ähnliches Verhalten nichts kann, aber auch nichts tut, dies zu verschleiern oder durch eine ansprechende Inszenierung auf möglichst auffällige oder auch unauffällige Art und Weise zu umgehen. Barbarash zählt mittlerweile selber schon fast zum Routinier, nicht so sehr wie sein Star, aber vergleichsweise und angesichts des schnelllebigen DTV-Actiongenres, welches in den letzten Jahren sowieso am Leiden und am Darben ist. Barbarash ist noch lange nicht Florentine und auch nicht Kaufmann und vielleicht auch noch nicht mal Reiné, aber mit den letzten Projekten, allen voran den früheren Kollaborationen Assassination Games (2011) und Six Bullets (2012) oder zuletzt dem Falcon Rising (2014), und wenn dies denn fortführend, auf dem besten Wege der besseren Beständigkeit dahin. Hier allerdings mit dem ersten Stolperstein, den es möglichst schnell zu überwinden gilt.
Denn abseits der Geschichte, die die Kohlen schon nicht aus dem Feuer holt, von der Prämisse her eine veraltete urbane Legend, der Nachzügler zu Damian Lees Thriller The Donor (1995) bzw. David Marconis The Harvest (1992), hier mit Exotik nur mangelhaft spielt und dies auch noch schlecht am vortäuschen ist, ist eine eigene Handschrift hier nicht erkenntlich oder keinen Deut wert. Eingangs wird das Gefühl der Verlorenheit mehr schlecht als recht wie als langsames Abgleiten in einen Albtraum bzw. ebenso schleichendes Erwachen aus einer Mahr heraus erzählt; was in den trüben und abgehakten, oft minimal ausgeleuchteten Bildern eventuell noch funktioniert, aber mit diesen immer und ewig während auch durchbrochen und zusätzlich mit dem erwähnt blassen Monolog/Dialog zerstört wird. Soll heißen, das Erwachen des Beraubten nach seiner Ankunft in der fremden und auch unangenehm abstoßenden Stadt hat noch seine Berührungspunkte zum Zuschauer zu bieten, eine darstellerische Leistung von Van Damme, der eh zerklüftet, verschwitzt, abgekämpft und auch etwas verlebt oder ungepflegt wirkt sowieso. Das Hotelzimmer ist schon hässlich genug, ein schales Gelb, ein Nichts von Einrichtung, die den Gegensatz von Gastfreundlichkeit und Bequemlichkeit verströmt, was durch das viele Blut auf dem Bettlaken und den nackten muskulösen Neandertaler im Zimmer selber noch gesteigert wird.
Auch das Eintreffen der nächsten Beteiligten, der insgesamt noch drei Mitstreiter in diesem hässlichen Kabuff, wirkt auf seine Art und Weise wie ein lockendes Ziel; ein Beckett im Schmalspurkosmos, dass durch mehrere Hinweise und Fragzeichen und Devotionalien wie eine Spielkarte, ein Umschlag mit Geld, mehrere Schälchen voll mit Tabletten und ganz am Ende der Diskussion um Moral und Ehre und Anstand angereichert und aufgefüllt wird. Doch davor, danach und zwischendurch geht es hinaus in die Wirklichkeit, oder das, was der Film in seinem Unvermögen zu zeichnen versucht und durch Drama und etwas Diskussionsmaterial am kaschieren ist. Manila ist nicht Manila, sondern Nanhai bzw. Guangzhou, jeweils Provinz Guangdong, was selbst dem Ortsfremden und Unkundigen auffällt; soviel Chinesen, wie da rumrennen und sicher keine Filipinos sind. Ganz schlimm wird das Verschleiern der Tatsächlichkeit und das Studiogefühl bei Fahraufnahmen, in denen die vemeintlich im Auto Sitzenden wie zu Zeiten der frühen Fünfziger nicht wirklich im Auto, sondern halt vor einer Leinwand sind. Aus diesen Mitteln von falscher Kulisse und falscher Szenerie wird mittig gar noch eine Verfolgungsjagd im (CCTV Nanhai Movie & TV Town) Studio gestrickt, in der selbst die Arbeiten des Second Unit Teams nur noch peinlich sind; keine Stunts, keine Geschwindigkeit, ergo auch keine Sehenswürdigkeit oder gar Aufregung, die da erzeugt wird.
Nicht ganz so ein Armutszeugnis, aber angesichts der Beteiligten vor der Kamera und hinter ihr leicht antiklimatisch sind die (wenigen) Kampfeinlagen, die eher auf das Greifen und Halten und den Nahkampf und nur wenig Fußarbeit und das Wahren der Distanz geeicht sind. Woher das kommt und was die Vorbilder sind, ist angesichts der Mitarbeiter im Stab wie eben Shalavi, Achabbakhe, Mike Leeder, Mike Möller oder besonders auch John Salvitti, der sich zuletzt um Donnie Yen und sein Special ID gekümmert hat, klar. Eine Idee, die so verkehrt angesichts des zunehmenden und folgerichtig Tribut zollenden Alters seines hiesigen Stars auch gar nicht, aber in der Umsetzung, der Adaption an die Umstände derart erfolgreich wie beim Yen sicherlich nicht ist. Ab und an einige kleinere Schauwerte, den Spagat am fahrenden Auto, oder das Niederklatschen eines Angreifers aus der Höhe in voller Wucht auf den Asphalt hinab als kleine Appetizer, als Vorgeschmack für ein ebenfalls etwas unbefriedigendes Finale; was dann eher im Drama um den Bruderzwist – [Alpha und Beta, Yin und Yang, Arschloch und Martyr] – zündet als in seinen Explosionen und Schießereien mitreißend ist.