Review zu „Halbe Brüder“ (2015)
„Treffen sich ein Nordafrikaner, ein Türke und ein Deutscher beim Testamentsvollstrecker … „, was sich hier anhört wie der Anfang eines schlechten Witzes ist die Ausgangssituation dieser deutschen Komödie von Christian Alvart. Es geht eben um die eingangs erwähnten 3 Typen, die erst beim Testamentsvollstrecker erfahren, dass sie Brüder sind und für das Erbe einen Roadtrip zu ihren 3 Vätern zurücklegen müssen. Der eine ist erfolgloser Rapper, der andere ein adoptierter, verzogener Erbe eines Firmenimperiums mit Nierenkrebs und der andere ein erfolgloser Vertriebler und verzweifelter Familienvater mit ordentlichen Schulden. Dieses ungleiche Trio zusammenzuführen und auf diesen abgefahrenen Roadtrip zu schicken bildet den Kern des Films.
Schauspielerisch setzt dieser Film absolut keine Akzente. Fahri Yardim spielt hier seine Rolle routiniert herunter und von den anderen beiden Tedros Teclebrahn (auch bekannt als Teddy-Comedy) und Paul „SIDO“ Würdig kann man aufgrund der sehr geringen schauspielerischen Kompetenz keine Quantensprünge erwarten, auch wenn Paul Würdig hier die größte Überraschung ist, weil sein Charakter auch Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist und definitiv ambivalent Sympathie und Antipathie wecken lässt.
Deutsche Komödien haben einen extrem schweren Stand – jährlich sprießen Unmengen an Komödien auch in Deutschland aus dem Boden. Da ist es für jeden Film schwer, sich aus der Masse hervorzutun und da hat es der Film schwer, wenn man keine Namen wie Schweiger, Schweighöfer und M´barek verpflichten konnte. Nach nicht mal ganz so langer Überlegung komme ich auf 4 Unterbereiche von deutschen Komödien:
Roadtrips
Familiendramen
Beziehungskisten
Gangsterstorys
Bei näherer und rückwirkender Betrachtung hat nahezu jede derzeitige deutsche Komödie seinen Fokus auf eine hybride Kombination dieser 4 Unterbereiche. So auch „Halbe Brüder“ - auch wenn der klassische Anteil von „Beziehungskisten – die gefühlte 1000te Umsetzung“ erfrischend gering ist und es mehr um den Roadtrip, die Gangsterstory und das Familiendrama geht.
Die 3 Berliner Jungs müssen auf ihrem Roadtrip Halt in den Stationen Frankfurt, Köln und Fehmarn machen, um ihre Väter kennenzulernen und um so dem Erbe auf die Spur zu kommen. Das ganze wirkt stellenweise sehr stationenhaft und checklistenartig abgefrühstückt, auch wenn der rote Faden der Story erhalten bleibt. Der Film ist witzig, humorvoll und steckt voller teils abstrus abgefahrener Szenen. Mich hat er unterhalten, trotz diverser Defizite.
„Halbe Brüder“ bekommt von mir 6/10 Punkte