Review
von Leimbacher-Mario
Ein Juwel im Einheitsbrei
Johnny Depp - wie ging er mir als verrückter Hutmacher, Tim Burton-Spezi & immergleicher Jack Sparrow-Verschnitt auf die Nerven. Klar, er ist eine Legende & muss gar nichts mehr beweisen - aber trotzdem war es wunderschön ihn endlich mal wieder in guter Form zu erleben, heute in der Gangster-Biographie "Black Mass", über den Aufstieg (& kurz den Fall) des größten Gangsters von Boston, Whitey Bulger.
Ein Ensemble voller Talent, ein Depp der alles überstrahlt (sogar seine eiskalten Augen & seine weiße Haut), eine klassische Gangster-Story - alles angerichtet für einen Klassiker ala "Goodfellas", "Carlito's Way" oder "Scarface"? Nein, nicht mal einem "American Hustle" kann der Film Paroli bieten, und das ohne das ich diesen wunders wie gut fand. Ehrlich gesagt ist "Black Mass" ein lauwarmer Aufguss vieler schon zehnmal gesehener Gangstermotive & eher einem zweistündigen Schulreferat über den Gangster Bulger gleich, als einem unterhaltsamen Film. Er ist in Ordnung & nie schlecht, aber absolut ohne wirkliche Höhen. Abgesehen von Depp natürlich.
Wäre "Black Mass" der erste Gangster-Film überhaupt, könnte man begeistert sein & ihn lieben. So ist das leider gerade für Fans des Genres hart an der Grenze, wirkt seelenlos. Und auch stillos - da reicht ein rauer Filter & etwas gröbere Körnung einfach nicht. Ein Ben Affleck, gerade in seiner Heimatstadt, hätte da regietechnisch sicher weit mehr heraus geholt. Auch Spannung gab es auf Grund fehlender Gegenparteien & Identifikationen kaum. In Erinnerung bleibt nur Depp, ein paar toll gestylte Gangstervisagen, die Schicksale per Texttafeln eingeblendet am Ende - dat war et! Und so richtig schlauer über den Protagonisten, ist man nach dem Abspann auch nicht wirklich. Von abgebrochenen Plotlines & ganzen Charakteren, die im Nirgendwo verschwinden, will ich gar nicht anfangen. Wenig Lacher, wenig Kills, wenig Härte, wenig Skills. Viel auf der Stelle treten, mau kopieren, in die Länge ziehen. Nur durch Depp als Mischung aus Albino & Ray Liotta über grauem Mittelmaß. Muss & will man nicht öfters sehen!
Fazit: ein endlich wieder auf die Spur kommender Johnny Depp reicht nicht für einen empfehlenswerten Gangster-Film - dafür wirkt das Ganze aufgewärmt & höhepunktarm!