Review
von Alex Kiensch
Innerhalb der „Insidious"-Filme hat sich Lin Shaye in der Rolle des Mediums Elise zur heimlichen Hauptheldin gemausert. So kann es kaum verwundern, dass der dritte Teil des Franchises ein Prequel ist, das ihre Vorgeschichte vor den bereits bekannten Ereignissen erzählt: Ein junges Mädchen wird von einer finsteren Geistergestalt verfolgt und wendet sich in ihrer Verzweiflung an Elise. Diese begibt sich widerwillig in den Kampf mit den bösartigen Wesen des Ewigreichs.
Erstmals übernahm hier Leigh Whannell neben dem Drehbuch auch die Regie, während sich James Wan auf die Rolle als Co-Produzent und einen kleinen Gastauftritt beschränkte. Diese personelle Veränderung schlägt sich leider direkt auf die Qualität des Films nieder: Wo die bisherigen Beiträge der Reihe mit originellen Variationen bekannter Geisterhaus-Motive überzeugten, bleibt „Insidious: Chapter 3" durchgehend klischeehaft und für Genre-Fans vorhersehbar. Das betrifft nicht nur einzelne Gruselszenen - immer wieder vollkommene Stille, bevor die Schockmusik explodiert und dazu eklige Gestalten aus dem Dunkeln hervorspringen - sondern auch das Storykonstrukt. Viel zu schnell ahnt der erfahrene Zuschauer, wohin die Reise geht, und weiß damit womöglich sogar mehr als der Drehbuchautor selbst. Denn eine echte Erklärung für die unheimlichen Ereignisse gibt es hier im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen nicht: Der Dämon ist einfach da und drangsaliert zufällig ausgewählte Opfer.
Dass diese Geschichte keinerlei notwendige Bezüge zu den späteren Ereignissen aufweist, macht „Insidious: Chapter 3" zu einem beliebigen weiteren Geister-Abenteuer von Elise. Neben den unoriginell inszenierten Schocksequenzen und dem mauen Soundtrack missfällt dabei auch die schwächere visuelle Inszenierung. Bekannte Details bleiben erhalten - etwa das blaue Licht, mit dem die Agierenden durch die düsteren Flure des Ewigreichs wandeln - aber von der fesselnden visuellen Kraft der Vorgänger ist hier nichts mehr übrig. So bleibt der dritte Teil ein höchst durchschnittlicher Gruselstreifen.
Auch die Darsteller können nicht überzeugen, nerven anfangs mit extrem gestelzten Dialogen, und werden später - erneuter Auftritt der beiden skurrilen Geisterjäger - zu hoffnungslos überzogenen Knallchargen. Wäre nicht die düstere Atmosphäre, die immerhin für den einen oder anderen Spannungsmoment sorgt, die durchaus gelungene Licht- und Farbdramaturgie und eine Handvoll doch halbwegs gelungener Schockmomente, „Insidious: Chapter 3" wäre vollends in der Versenkung verschwunden. So bleibt er ein enttäuschender Nachklapp zu den beiden wirklich starken Vorgängern, dessen Anspielungen auf Teil 1 und 2 reichlich bemüht wirken, der dafür mit keiner Silbe auf das offene Ende des zweiten Teils eingeht, sondern nur reichlich klischeehafte Geister-Grusel-Szenen abliefert. Nach der hohen Messlatte der beiden früheren Filme ist das ziemlich enttäuschend.