So, habe mir jetzt gestern abend nochmal "Dämon" (auf Vox "Fallen-trau keiner Seele") mit good, old Denzel Washington zu Gemüte geführt. Es geht um den Cop Hobbes, der just zu Beginn des Films den Serienmörder Reese, den er nach entbehrungsreicher und enervierender Jagd geschnappt hatte, einen letzten Besuch vor dessen Hinrichtung abstattet und sogleich von ihm mit unverständlichen Kauderwelsch vollgebrabbelt wird.
Minuten später tritt der Bösewicht dann seinen letzten Gang durch den Todestrakt an, um dann vor allerlei Publikum, aber immer noch "Time is on my side"-singend durch Gas hingerichtet zu werden...
Bad Man Dead, happy ending könnte man vielleicht schon jetzt denken, wenn der Film an dieser Stelle nicht erst fünf Minuten alt wäre. Sollte nicht sein, denn jetzt geht`s erst richtig los.
Ein nächtlicher Anruf bei Hobbes, ein anonymer Hinweis auf eine Adresse, die eine Leiche preisgibt und mehrere Fingerabdrücke des vermeintlichen Täters lassen einen Trittbrettfahrer vermuten, einen Reese-Fan, der seinem Idol nacheifert...
Hört sich doch alles ganz nett an, oder? Die Besetzung ist erste Sahne (D.Washington als Hobbes, J.Goodman, J.Gandolfini & D.Sutherland als weitere Cops), die Story an sich sehr interessant und es sind sogar satirische Ansätze enthalten. Das erste Problem aber ist, dass der Film tatsächlich den für die anfängliche Basisstimmung entscheidenden Storykniff wirklich & wahrhaftig schon in den ersten Minuten verrät(, nämlich bei der Hinrichtung).
So wird das Duell zwischen Hobbes & seinen übernatürlichen Widersacher ziemlich berechenbar, selbst die Rätselfragen, mit denen Rees kurz vor Ableben begann und nun Hobbes von Tatort zu Tatort begleiten, vermögen den Spannungspegel kaum anzuheben, man weiss einfach zuviel, um nicht schon einen Schritt weiter als unser Super-Gesetzeshüter zu denken, auf Überraschungen wartet man vergebens.
Okay, keine Spannung, keine bedrohliche Atmosphäre (es hätte echt gutes Paranoia-Kino werden können), also wenden wir uns den satirischen Ansätzen zu. Das gelungenste hierbei, eigentlich das beste am ganzen Film sind die inneren Monologe der Hauptfigur Hobbes, die ihr damit, man staune, doch etwas Transparenz verleiht. Man erfährt einiges von Hobbes` Ansichten, Vorlieben und Abneigungen, und natürlich seinen Geisteszustand. Leider wird die Möglichkeit, hier wenigstens noch etwas Spannung zu erzeugen, mal wieder gnadenlos außer Acht gelassen, wäre ja auch zu schön gewesen. Die Monologe hängen einfach zu lose aneinander, als für den Film und seinen Fortlauf noch großartig relevant zu sein. Zwei weitere Thesen ("they are all good cops" & "was nützt die Todesstrafe, wenn man nur einen "Wirtskörper" tötet?") werden einfach im Raum stehengelassen oder nur kurz angeschnitten. Auch der Umschwung zum Okkult-Thriller in der Mitte des Films funktioniert aufgrund des eingangs erwähnten Vorwissens nur bedingt.
Eine Menge verschenktes Potenzial also, hätte durchaus ein sehr spannender werden können, da die Story an sich interessant und die Darsteller, allen voran D.Washington & J.Goodman, überzeugend genug wären. Aber in dieser Ausführung erwarten uns nur knapp zwei Stunden halbgarer Okkult-Horror-Psycho-Thriller-Potpürrie ohne Gänsehaut und Schockmomente.