Die traumatische Erinnerung an die Vergangenheit will Max Rockatansky nicht loslassen, weshalb er es vorzieht, auf eigene Faust und alleine durch eine Welt nach jeglicher Zivilisation zu ziehen. Widerwillig muss er gemeinsame Sache machen mit einer Gruppe von Überlebenden unter Führung von Furiosa, die in einem eigenen Panzerwagen durch die Einöde steuert. Sie werden gejagt von einem Trupp Wilder, der von Immortan Joe befehligt wird: Er will etwas zurückbekommen. Und dafür sind ihm alle Mittel Recht.
Mit seiner ursprünglichen Mad Max Trilogie hat Regisseur George Miller ganz sicher Filmgeschichte geschrieben und gleichzeitig dem damals sehr jungen Mel Gibson den Weg zum Weltstar geebnet. Genau drei Jahrzehnte nach dem bisher letzten Teil "Jenseits der Donnerkuppel" meldet sich Miller nun mit "Mad Max: Fury Road" fulminant zurück und präsentiert dabei ein wahres Action Spektakel, das für Freunde des Genres im Prinzip keinerlei Wünsche offen lässt. Dabei konnte man doch bei der Ankündigung einer Fortsetzung der Reihe nach einem so langen Zeitraum durchaus skeptisch sein, wobei sicherlich die Frage nach einem würdigen Nachfolger Mel Gibsons im Vordergrund stand. Immerhin hat der Darsteller diese Filme geprägt und zu ihrem berechtigten Kultstatus verholfen, der auch in der heutigen Zeit ungebrochen ist. Mit Tom Hardy in der Hauptrolle hat man jedoch die genau richtige Wahl getroffen und hätte das Erbe von Max Rockatansky sicherlich weitaus schlechter besetzen können. Zwar entfaltet der Mime meiner persönlichen Meinung nach nicht ganz die Ausstrahlung und das Charisma eines Mel Gibson, doch je länger der vorliegende Film dauert, desto mehr Sympathiewerte kann Hardy im Laufe der Zeit für sich verbuchen.
War "Mad Max" im Jahr 1979 mit einem Budget von gerade einmal 650.000 $ eine absolute Low Budget Produktion, so liegen "Fury Road" satte 150.000.000 $ zu Grunde, was ganz eindeutig aufzeigt, das es sich hier um einen echten Mega Blockbuster handelt. Aufgrund dieses Aspektes könnte nun schnell der Eindruck entstehen, das die Geschichte zu sehr auf Hochglanz poliert wurde, um dadurch natürlich das breite Mainstream Publikum anzusprechen. Und natürlich ist der neue Mad Max auf eine gewisse Art und Weise Mainstream, dennoch ist es Miller gleichzeitig erstaunlich gut gelungen, die ehemaligen Stärken der Reihe auch in seinen neuesten Streich zu transportieren. So ist hier beispielsweise auch diese wunderbare und postapokalyptische Atmosphäre eingefangen worden, die schon die Ur-Filme so dermaßen ausgezeichnet hat. Verändert haben sich selbstverständlich die vorhandenen Effekte, denn streckenweise wird man hier mit einem echten Gewitter konfrontiert, wobei die Qualität der SFX absolut hervorstechend ist.Ganz generell entpuppt sich "Mad Max: Fury Road" als absolutes Spektakel, offenbart sich dem Betrachter doch von der ersten bis zur letzten Minute ein Szenario, das vor Tempo und Aktionismus regelrecht überquillt.
So etwas sorgt in der Regel dafür, das die Geschichte an sich nicht sonderlich viel hergibt und auch in vorliegendem Fall ist an dieser Stelle der eventuell einzige negative Kritikpunkt anzubringen. Wer nämlich eine ausgefeilte Story erwartet geht mit falschen Erwartungen an diesen Film heran. Stattdessen bekommt man viel eher eine nicht sonderlich substanzielle Rahmenhandlung angeboten, die andererseits aber auch vollkommen ausreichend erscheint, um das dargebotene Festival der Action würdig zu umrahmen. George Miller lässt in seiner Erzählung nämlich von der ersten Minute an keinen Zweifel daran, das die inhaltliche Tiefe seiner Erzählung nicht unbedingt im Vordergrund steht, sondern vielmehr als nette Ummantelung für einen Action Kracher darstellt, der von Anfang bis zum Ende bestens zu unterhalten weiß. Hier handelt es sich praktisch um eine knapp zwei Stunden andauernde und extrem temporeiche Verfolgungsjagd, während der man sich manchmal fast schon eine kleinere Verschnaufpause wünscht, um endlich einmal Luft holen zu können. Diese Phasen sind allerdings kaum vorhanden, denn immer wenn man sich einmal entspannt zurücklehnen will, zieht das Tempo der Abläufe auch gleich wieder mächtig an. So könnte man "Mad Max: Fury Road" dann auch ohne Weiteres als echte Adrenalin Bombe bezeichnen, in der sich die bildgewaltigen Action Sequenzen quasi die Klinke in die Hand geben.
Auch ein weiterer und nicht gerade unwesentlicher Bestandteil der Ur-Trilogie wurde beibehalten, denn auch in dieser Fortsetzung bekommt man wieder eine Menge aufgemotzter und teils skurriler Fahrzeuge geboten und gleichzeitig präsentieren sich ebenso grotesk anmutende Figuren. Aufgrund des hohen Budgets ist die Auswahl in vorliegendem Fall allerdings um ein Vielfaches höher, da man sichtlich aus dem Vollen schöpfen konnte. Insgesamt gesehen handelt es sich also um eine äußerst gelungene Fortsetzung, die aber vielleicht nicht ganz den Charme der ersten drei Teile beinhaltet. Dennoch hat Miller einen absolut würdigen Nachfolger kreiert, der einerseits viele Stärken der Originale beinhaltet, andererseits aber auch die nötigen Zutaten für eine Verfilmung der heutigen Zeit inne hat. Die dadurch entstandene Mixtur ist in fast jedem Punkt überzeugend, denn einzig und allein die etwas ausgedünnte Handlung könnte manch einen dazu verleiten, seine Bewertung etwas tiefer anzusetzen. Ansonsten gibt es nämlich nichts zu kritisieren, da auch die Darsteller mit guten Leistungen aufwarten können. An dieser Stelle sollte man allerdings auch fairerweise anmerken, das fast ausschließlich die Performances der beiden Hauptdarsteller Tom Hardy und Charlize Theron hervorzuheben sind, da sämtliche anderen Akteure nicht über den Status einer notwendigen Nebenrolle hinaus kommen. Da dieser Aspekt jedoch auch in den vorherigen Filmen zum Ausdruck gekommen ist, dürfte er nicht weiter stören und fällt so keinesfalls negativ ins Gewicht.
Fazit:
Man kann wohl ohne Übertreibung behaupten, das sich George Miller mit "Mad Max: Fury Road" furios zurück gemeldet hat und einen Action Kracher der Superlative präsentiert. Wenn man unzähligen anderen Genre Vertretern gern einmal etwas mehr Tempo und Action gewünscht hätte, so vermisst man hier fast schon einige, kleinere Ruhephasen. Der neue Mad Max ist allerdings ein echtes Brett und dürfte den geneigten Fan absolut begeistern, so das man über weitere Fortsetzungen in dieser Qualität ganz bestimmt mehr als dankbar wäre.
9/10