Viele junge deutsche Filmemacher haben mit ihrem Erstling kläglich versagt und leider gibt es noch immer zahlreiche Spezialisten im Independent-Bereich, die nach über einem Dutzend Filmschrott ungeachtet jeglicher Verrisse einfach weiter machen, was auch nichts mehr mit Schadensbegrenzung zu tun hat. Moritz Mühleck, seines Zeichens Cutter, Darsteller, Autor und Regisseur liefert mit seinem Debüt hingegen viele gute Ansätze, doch leider fehlt dem Stoff das, worunter viele erste Werke leiden: Die Konzentration aufs Wesentliche.
Ein namenloser Auftragskiller (Volker Reuel) wird bei der Ermordung eines Politikers dummerweise auf Video festgehalten, während zwei nicht wirklich kompetente Polizisten ermitteln. Die dubiose Organisation, welche den Mord in Auftrag gab, gerät ebenso unter Druck wie eine Journalistin, während dem Killer nur noch die Möglichkeit bleibt, das Feld von hinten aufzurollen...
Mühleck liefert mit einem Budget von rund 11.000 Euro natürlich eine reine Independent-Produktion ab, was bei der Exposition des ersten Mordes eher positiv ins Auge sticht: Versierte Kamera, ordentlicher Ton, ein halbwegs markanter Schauplatz und ein wenig Blut, welches glücklicherweise nicht nach abgelaufener Marmelade aussieht.
Um die Opening Credits einzubauen, hätte man sich allerdings eine unterhaltsamere Alternative einfallen lassen können, als irgendwelche Hampel in einem Club abzufilmen, was dann auch gleich den Charakter eines Hobbyfilmers verstärkt.
Besser wird es mit dem Einbau der zwei Ermittler jedoch nicht. Mal davon abgesehen, dass die Polizisten wie Altrocker in unpassender Kleidung anmuten, interessiert ein Kaffeeklatsch über Ehefrauen und Prostituierte im Vergleich genauso wenig wie die übliche Unterteilung in Good Cop und Bad Cop, - Letztgenannter nimmt natürlich am unerlaubten Glücksspiel teil, ist stets dicht, Frauen gegenüber latent aufdringlich und taugt genauso wenig als Sympathieträger wie sein Buddy, der in Sachen Ermittlungsarbeit rein gar nicht vorankommt.
Der Einsatz der Dienstaufsichtsbehörde in Form des Filmemachers persönlich lenkt nur noch mehr vom eigentlichen Thema ab, denn da steht ein Mord im Raum, eine Institution ohne Kontext und ein Killer, der viel zu lange im Hintergrund bleibt.
Hätte Mühleck mal eher die Story um den dubiosen Bösewicht herum entwickelt, denn der Reuel bringt Charisma mit, kann grundsolide schauspielern und geht prompt als passable Variante zu Jason Statham durch. Denn siehe da: Obgleich der FSK16 können sich sämtliche Gewalteinlagen in Form blutiger Einschüsse, Messer in Hand und Hals und einem insgesamt annehmbaren Bodycount sehen lassen. CGI völlig in Ordnung, Make-up mindestens passabel und auch die Choreo bei den wenigen Zweikämpfen weist in Sachen Timing ein gutes Gespür auf. Die Kameraarbeit umfasst indes sogar Unterwasseraufnahmen, gelungene Zeitlupen und ein paar Nahaufnahmen, welche bezüglich einiger hölzern performender Mimen jedoch nicht immer so gut kommen.
Das ständige Drumherum innerhalb einer knackigen Laufzeit von 84 Minuten nervt halt und das letzte Drittel offenbart, wozu Mühleck zukünftig hoffentlich noch in der Lage sein wird: Tempo, ordentlich inszenierte Action, etwas mehr Score zum Antreiben und einigermaßen taugliche Mimen, die eben nicht so hölzern daherkommen, als hätten sie ihren Text vor wenigen Minuten erst erhalten.
Das Gesamtpaket unterhält trotz drehbuchtechnischer Mängel zumindest ab Hälfte der Laufzeit nicht schlecht, Luft nach oben ist bei Mühleck deutlich spürbar, welcher auf alle Fälle handwerklich auf einem richtig guten Weg ist
5.5 von 10