Review

kurz angerissen*

Über Musikgeschmack lässt sich ja bekanntlich hervorragend streiten. Phrasen dreschen wie "Metal as fuck" und dann ein T-Shirt von "Trivium" auftragen, naja, das ist zumindest fragwürdig, wird aber später immerhin mit einem Shirt von Chuck Schuldiners "Death" wettgemacht. Aber was wollen wir denn hier über Trivium meckern, in so mancher Pseudo-Insider-Metal-Produktion hätte man uns vermutlich die Tracklist der ersten drei Guitar-Hero-Spiele unterjubeln wollen. Insofern steht die neuseeländische Splatterkomödie eigentlich gar nicht so schlecht da, wenn sie (abgesehen von Trivium) zu 80 Prozent Ultrapornsplattergrindcorebands serviert, deren Logos aussehen, als hätte der Drummer das runzlige Gesicht seines Urgroßvaters mit Papier und Kohlestift abgepaust.

Problematischer als die Musik ist wohl auch das Neuseeländische an der Produktion. Seit nunmehr 20 Jahren läuft ein unausgesprochener Contest, wer Peter Jackson am ehesten das Wasser reichen kann – ein Witz ohne Pointe, da niemals jemand Peter Jackson das Wasser reichen konnte und dies aufgrund der "Braindead"-Verkultung wohl auch niemals geschehen wird. Auch "Deathgasm" kniet vor dem bärtigen Meister nieder und auch hier hat das Niedergeknie etwas zunehmend Besorgniserregendes, denn ist wird immer schwieriger zu glauben, dass von der anderen Seite der Weltkugel noch einmal etwas kommen wird, das sich völlig emanzipiert zeigt.

Andererseits ist "Deathgasm" ja auch gerade eine Geschichte von Heldenverehrung und eine Würdigung von Klischees. Seine besten Momente hat er, wenn die übelsten Metal-Vorurteile regelrecht euphorisch bestätigt werden: Kennenlernen im Vinylladen. Rückwärts gespielte Platten. Garagenprobe im Spießerheim.Grufti-Schminke, schwarze Klamotten und Nietenarmbänder. Musikvideodreh im Wald. Bandnamen-Brainstorming. Date zwischen Metalhead und Blondie auf einer Parkbank. All das fängt Jason Lei Howden mit dem Auge des Außenseiters ein, der Zeuge einer skurrilen Subkultur wird – und sich in dieser langsam zurechtfindet.

Auch der Rahmen ist außerordentlich gelungen: Fantasievolle Zeichnungen und Artworks wie vom Zeichenblock aus dem Schulunterricht rahmen hin und wieder die Szenen und mausern sich im Stil von "Tenacious D" auch mal zu abstrusen Videoclips mit Pagan-Metal-Ausstrahlung. Wenn man hier etwas kritisieren will, dann ist es die (sicherlich auch budgetbedingte) Sparsamkeit, mit der solche Momente rationiert werden; gerade das Finale hätte doch einen schönen Panoramablick auf Eternia oder Castle Greyskull vertragen können, anstatt bloß eine gummiartige Beelzebubmaske und ein fades Solo auf der Streitaxt zu liefern.

Überhaupt ist es der flache Spannungsbogen, der zu den weniger gelungenen Aspekten von "Deathgasm" gehört. Blut kotzende Zombievisagen und dämonenhaft kichernde Gestalten der "Evil Dead"-Schule stehen zwar splatter- und maskentechnisch klar über dem überlaufenen Genre-Standard, lassen sich in Punkto Originalität irgendwann aber dem Standard zuordnen. Ab einem gewissen Moment beginnt man diese schrägen Einzelmomente zu vermissen, mit denen Howden seinen Filme inleitet und letztlich die gesamte Subkultur entlarvt.

Und doch, (altmodischer) Metal und Splatter sind ein Paar, das einfach zusammengehört und es verdient hat, in reiner Harmonie auf gesattelten Einhörnern in den Sonnenuntergang zu hüpfen.

*weitere Informationen: siehe Profil

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