Review

Echte Narbengesichter


Ein junger Mann in Harlem, der zuerst versucht von der schiefen Bahn fern zu bleiben, springt doch noch auf den Zug voller Drogen, Geld und Gewalt - was ihn und seine Freunde teuer zu stehen bekommt…

Geldscheine fliegen auf den nassen Asphalt, goldene Felgen zieren das Cabriolet, hübsche Mädels zeigen sich nicht abgeneigt, das Ghetto blüht als in sich geschlossener (und sich ebenso wieder zerstörender) Kosmos mit allem Pipapo. Und doch denkt man bei „Paid In Full“ fast nie an Blacksploitation, sogar nicht mal wirklich an andere Klassiker dieser Zunft wie „Menace 2 Society“ oder „Boyz N The Hood“. „Die Straßen Harlems“ ist dafür viel zu bodenständig und eigen, viel zu weise und ruhig, viel zu unaufgeregt und (positiv) beiläufig. Trotz Erinnerungen an „Blood In Blood Out“ und eigene Anspielungen an „Scarface“ macht dieser Ghettokrimi sehr viel ohne laute Shoot Outs und massive Setpieces. Viel mehr ein hartes Charakterstück mit Message und Abschreckpotenzial, zu keiner Minute im Endeffekt einen solchen Lifestyle beschönigend oder feiernd. Als ein 80er-Setting noch kaum auffiel. Als selbst Rapper wie Cam‘Ron nicht übel aufstießen. Als aus diesem Milieu kaum noch brauchbare Filme kamen. „Paid In Full“ ist unterhaltsam, authentisch und tragisch. Ein trauriger Lichtblick. 

Fazit: ein (mindestens) guter Gangsterfilm zwischen Strassenintelligenz, Authentizität und Black Cinema. Noch immer: Geheimtipp für ernstzunehmende Crimefans! 

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