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Überraschender Neueintrag in der kantonesischen Filmlandschaft, die, bei dem wenigen was noch vorhanden ist, ansonsten meist auf kleinere Romanzen und Komödien oder Dramen oder deren Beimischung und darüber hinaus meist nur im Verbund mit China, als Bereitstellung von Talenten für das dort vorhandene Geld am Leben ist. Die grob geschätzt vielleicht fünfzig komplett landeseigenen Erzeugnisse sind eher für das Einfache im Leben und gleichzeitig die Ablenkung davon gedacht, wird das Wagnis selten mehr gesucht und die Zensur und deren Schwierigkeiten auch gleich komplett umgangen. Ausnahmen bestätigten sich dabei ausgerechnet im Genre des Ex- oder Erotikfilmes, welches im humoristischen Bereich spät mit Vulgaria [ 2012 ] seinen Achtungserfolg bei Publikum und Kritikern und prompt auch einige Nachzügler und wenige Jahre zuvor mit dem The Forbidden Legend: Sex & Chopsticks Zweiteiler [ 2008/09 ] sowie natürlich Sex and Zen: Extreme Ecstasy [ 2011 ] seine Beiträge erhielt. Der vorliegende The Gigolo geht in Anlehnung daran und in der Thematik selber noch mal bis an den Anfang der blühenden Neunziger, und dies mit einem mittlerweile selten gesehenen Erfreulichkeit zurück:

Um nach seinen Rauswurf aus der Schule trotzdem seine Mutter und den getrennt von ihr auf der Strasse lebenden Vater Shing [ Ricky Yi ] unterstützen zu können, fängt Ho Kui-fung [ Dominic Ho ] als Putzfrau im Nachtclub seiner Cousine Hung [ Elena Kong ] an. Dort erregt der noch verschüchterte, allerdings bestens aussehenden und auch superb bestückte junge Mann schnell die Aufmerksamkeit der anwesenden Damenschaft, vor allem von den reichen und männerwilden Yoyo [ Hazel Tong ] und Michelle [ Candy Yuen ], die sich bisher mit dem lokaleigenen Gigolo Chris [ Ronan Pak ] ver- und begnügt haben. Nach einigen Startschwierigkeiten und der Lehre beim in der Szene legendären Abson [ Tan Lap-man ] wird Fung ebenfalls zum Gigolo ausgebildet und höchst begehrt, was ihn allerdings bald in Schwierigkeiten mit seiner neuen Liebe Chloe [ Joana Fung ] bringt, einer Regisseurin, die ihn unwissend von seinem Beruf eigentlich als Darsteller für ihren Film "King of Gigolos" engagiert hat. Denn Chloe ist nicht nur die Stieftochter von Michelle, die seinerseits Besitzansprüche erhebt; sondern auch die Tochter des Triaden Ben Choi [ Tony Ho ], der absolut keinen Spaß in solchen Dingen wie Lug und Betrug versteht.

Die Geschichte des käuflichen Mannes, des Mannes für gewisse Stunden wird dabei als Rückblende, dann aber geschlossen in sich und so als Art Biographie, von den unschuldigen Anfängen an bis zum Jetzt wieder erzählt. Dabei tauchen nur anfangs ein voice over und da schnell auch ein direkter Blick und ebensolches Sprechen in die Kamera, ein Suchen von Kontakt zum Zuschauer und auch dessen Sympathien auf. Sorgen darum muss sich der Gigolo da allerdings schon nicht mehr machen, hat er doch seine Mama im Schlepptau und die Beweggründe, das Sorgen und die Fürsorge um die kranke Erzeugerin sprechen auch für sich.

Sowieso hat Regiedebütant und Autor Au Cheuk-man, ein bisher recht unbeschriebenes Blatt, seine Geschichte und die Figuren darin teils erstaunlich gut im Griff, wird das Milieu und seine Personen weder glorifiziert noch dramatisiert, sondern eher auch ironisch, aber nicht lächerlich machend betrachtet und die verschiedenen Szenen auch in verschiedener Art und Weise, dem Moment ansprechend formuliert. Das Dramatische selber bleibt klein, auch wenn es da Augenblicke gibt, die mehr verlangen könnten, aber gut daran tun, dies nicht auszureizen und die Gunst der Stunde nicht zu verlieren. Die erotischen Akte werden gleichsam entsprechend ihrer Natur umgesetzt, mit dem Auge für sinnige Details und auch die deutlichen Faktoren, ohne sich aber schwerpunktmäßig auf ein Bumsorama zu verlagern und alles abseits dessen zu negieren. Im Vordergrund bleibt weiterhin die Odyssee des Jünglings, der in der Welt der reichen und schönen Frauen neu und gefangen und sich dort auf seine eigene Art und Weise und mit dem gut ausgestatteten Körperbau ausreichend Platz verschaffen ist.

So herrscht dann ausreichend Zeit und Muße, trotz des Titel gerade auch den weiblichen Körper, die Klienten und nicht in den Dienstleister selber in Szene zu setzen, werden vor allem die Brüste liebkost und von der Kamera ausdauernd eingefangen und im Grunde alles außer dem Intimbereich, der vorsorglich außen vorgelassen wird mit einschmeichelnden Blicken und weichem Licht präsentiert. Ob nun ein Lapdance im Nachtclub oder ein Quickie auf der Tanzfläche in der Diskothek nebenan, eine gemeinsame Dusche auf der Yacht oder anderes Liebesspiel, wird dies je mit Geschmack und Eleganz und einer gewissen Achtung inszeniert. Als Gegenspieler dazu und gleichzeitig dem höchsten Einsatz in der Unterhaltungsbranche wird gerade auch die Komik im Anklang an vorherige Vertreter wie eben SDU: Sex Duties Unit [ 2013 ] , Naked Ambition 3D [ 2014 ]  oder dem The 33D Invader [ 2011 ], also ein wenig grotesk bis bescheuert, aber mit dem Lacher auf dem richtigen Herz und einer ansteckenden Fröhlichkeit und Ungezwungenheit injiziert.

Zu guter Letzt und dies als Unterbau all des ganzen Geschehens, quasi als Metaebene für die Kundigen und die Filmhistorie, werden hier mit den ausdrücklich genannten Hong Kong Gigolo (1990) und Gigolo and Whore II (1992) auch die Quellen für all das Geschehen hier erwähnt und sich daran orientiert. Heutzutage an vergessenen Randstück, damals sicher auch in all der Masse etwas untergehend, aber über einen Zeitraum von etwa drei Jahren recht omnipräsent und vor allem auch edel besetzt und um Scheu und Scham nicht verlegen, gab es eine Weile tatsächlich den Gigolo-Film; in einer Ära, die sowieso reich an Jedem und Allem war und bald danach langsam schwand und bis kurz vor dem endgültigen Ertrinken unterging.

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