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New York: Nachdem sich unzählige Ratten an einer Ladung Steroid-verseuchtem Mais gütlich getan haben, wachsen die Tiere auf eine stattliche Größe an und flüchten in das Kanalisations-System der Stadt, von wo aus sie ungehinderten Zugang zu neuen Nahrungsquellen haben. Natürlich schrecken die Viecher auch nicht vor Angriffen auf Menschen zurück und schon kurze Zeit später tauchen die ersten angeknabberten Leichen auf. Aufgrund der Biss-Spuren an den Kadavern stellt Kelly Leonard, eine Mitarbeiterin der Gesundheits-Behörde, die Vermutung auf, dass tatsächlich ungewöhnlich große Ratten für die Todesfälle verantwortlich sein könnten, stößt mit ihrer Behauptung bei ihren Vorgesetzten jedoch auf taube Ohren. Über ihren neuen Freund, den Sportlehrer Paul Harris, erhält Kelly allerdings Kontakt zu dem Nagetier-Experten Dr. Louis Spencer, der auch schnell Beweise für ihre Super-Ratten-Theorie findet... und dafür mit dem Leben bezahlt. Nun drängt die Zeit, denn die Tiere hält es auf der Suche nach Frischfleisch nicht mehr länger in der Kanalisation. Die Biester kommen nicht nur in Scharen an die Oberfläche, sondern haben auch einen Weg in einen neu ausgebauten U-Bahn-Tunnel gefunden, wo einige geladene Ehren-Gäste während der Jungfern-Fahrt des Zuges aufgrund eines Strom-Ausfalls festsitzen... "Night Eyes" ist ein leicht verspäteter Nachzügler zu jener Welle von Tier- und Öko-Horrorfilmen, die die 70er Jahre dominiert hatte, und natürlich auch das inhaltlich wesentlich gewöhnlichere und in traditionellen Erzähl-Bahnen verlaufende Companion Piece zu dem ein Jahr später entstandenen "Unheimliche Begegnung", bei dem es sich übrigens ebenfalls um eine kanadische Produktion handelt. Wo dieser sich dem Thema von einer ganz anderen Seite her genähert und das Duell "Mensch gegen Ratte" eher von einer psychologischen Warte aus betrachtet hat, geht es hier ohne besondere Originalität, aber dafür genregerecht nach dem Vorbild von "Die Vögel" zu, wenn ganze Heerscharen von überdimensionalen Nagetieren über die Leinwand wuseln und für einige Aufregung sorgen. Die gut arrangierten F/X-Einlagen sind einigermaßen blutig und bilden die heimlichen Höhepunkten dieses kleinen B-Movies, wobei es die Macher verstanden haben, ein paar tricktechnische Defizite durch eine flotte Montage recht geschickt zu kaschieren. Die gigantischen Ratten werden in den Massen-Szenen nämlich, wie weiland in Ray Kelloggs "Die Nacht der unheimlichen Bestien", vornehmlich von kostümierten Hunden gedoubelt, lediglich in einigen Inserts kommen die allseits beliebten Plüsch-Props zum Einsatz. Da die Charade trotzdem nicht auffliegt, funktionieren die entsprechenden Sequenzen jedoch allemal. Regie-Routinier Robert Clouse, der für die asiatischen Co-Produzenten von Golden Harvest zuvor bereits einige Martial-Arts-Pictures runtergekurbelt hatte, bekommt die Chose folglich gut in den Griff und hat es in dem actionreichen Schluss-Drittel sogar gepackt, an die Intensität seines ’77er-Hunde-Reißers "Die Meute" anzuknüpfen. Zum wahren Glück fehlt hier eigentlich nur ein ähnlich charismatisch aufspielender Hauptdarsteller vom Format Joe Don Bakers, der unbekannte Sam Groom macht dagegen eine eher schwächliche Figur. In der breiten Masse von Genre-Beiträgen der frühen 80er Jahre, die allesamt mit immer aufsehenerregenderen Spezial-Effekten beim Publikum hausieren gehen, kann sich dieser sowohl formal als auch handlungsmäßig eher altbacken anmutende Streifen zu aller Überraschung trotzdem durchaus behaupten. Im Gedächtnis dürfte sich hauptsächlich die finale Einstellung mit ihrem hübschen Schluss-Schock festsetzen. Laut Credit-Einblendung handelt es sich bei "Night Eyes" übrigens um eine Adaption von James Herberts Debüt-Roman "Die Ratten", von der literarischen Vorlage ist nach der Bearbeitung durch den Drehbuchautoren dem Vernehmen nach aber nicht mehr viel übrig geblieben. Regisseur Robert Clouse zollt sich selbst einen kleinen Tribut (wenn es sonst schon keiner macht), und featured in der Kino-Sequenz während einer Bruce Lee-Retrospektive ein paar Ausschnitte aus dem Patchwork-Heuler "Game of Death". Hätte es nicht wenigstens "Der Mann mit der Todeskralle" sein können?

6/10

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