Secrets and Lies - Staffel 1 (2015) (unsachlich-version light)
--Vorab ein Hinweis: Ich habe gegen keinen der Darsteller etwas, ich mag Juliette Lewis und auch Ryan P. kann ich akzeptieren oder zumindest artig tolerieren.
Daher seht mir meine evtl. etwas überspitzten Bemerkungen bitte nach! Ich schildere lediglich meine völlig unausschlaggebende, subjektive Meinung zum Gesehenen und verpacke es in sarkastische und föllig fiese Floskeln.--
Spoiler sind durchaus auch vorhanden, es sei also gewarnt!
Der selbstständige Maler Ben Crawford (Ryan Phillippe) findet beim allmorgendlichen Joggen durch den Wald den Leichnam des 5jährigen Nachbarjungen Tom Murphy.
Da er der einzig greifbare Zeuge ist steht er auch schnell auf Platz 1 der Verdächtigenliste. Anzumerken ist hier: die Plätze 2-10 blieben doch weitestgehend unbesetzt.
Die Pressemeute bringt sich, natürlich auch zum Leidwesen seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern, vor seinem Haus in Stellung, die Nachbarn gehen auf Abstand, keiner will ihm mehr seine Wände zwecks der Farberneuerung anvertrauen und fortan steht Chefermittlerin Andrea Cornell fast minütlich vor seiner Türe.
Ben, von Anfang an seine Unschuld beteuernd, wird das schnell zu bunt und er versucht nun auf eigene Faust zu "ermitteln"...
Zunächst also eine zwar nicht neue aber durchaus spannende Ausgangslage die letzten Endes leider an Vielem scheitert. Die zu Anfang aufblühende Spannungsblume, oder nennen wir es Blümchen, wird recht schnell mit dem alles zerstörendem Pestizid namens "wenig bis kaum durchdachtes Drehbuch" zum verwelken gebracht, würde ich es splatterisch ausdrücken würde ich sagen förmlich dahingemetzelt und nicht allzuviel drangelassen.
Ryan Phillippe ist mehr damit beschäftigt seinen nichtssagenden, wenn auch nicht unsympathisch wirkenden Gesichtsausdruck möglichst exakt über die gesamte Spielzeit in der Waage der nichtssagenden Ausgeglichenheit zu halten, zieht sich statt dessen lieber nanosekündlich um und der Rest des Casts schliesst sich geradezu lemmingesk an.
Im Grunde wirkt er, egal was er tut eher so als suche er statt den Mörder eher seine eigene Motivation diese Rolle mit Leben zu füllen, gefunden hat er sie scheinbar nicht. Ich hörte ihn noch rufen: "Soo, fertig, wo muss ich noch eine Szene drehen? Soll ich mich nochmal umziehen, ich trage schon minutenlang das gleiche Hemd..." und wollte mich gerade von diesem Emotions-Ensemble in die wohlverdiente Nachtruhe "spielen" lassen, da springt mir auch schon mit Anlauf und Karacho Juliette Lewis in Person der Chefermittlerin Andrea Cornell förmlich mitten ins vor Schreck erstarrte Gesicht.
Einerseits spielt sie sehr eigen und auffällig, im Bezug auf alle anderen würde ich ihr spontan den Preis der "Queen of overacting" verleihen, was durchaus zunächst positiv gemeint und als lobenswert zu verbuchen ist, andererseits würde ihre "merkwürdig" anmutende Darbietung, Mimik und Gestik eher und sarkasmusfrei in die Hexen-Staffel von American Horror Story passen, allerdings müsste sie sich DANN umziehen, und das ist ja schon der Part von Ryan P. Ein Teufelskreis. Als ernstzunehmende Ermittlerin wirkt sie leider für mich komplett "fehlberollt". Sie sticht heraus ohne einen wirklichen Stich zu machen um es mal in skatische Worte zu hüllen.
Es darf an dieser Stelle ruhig kurz Tränenflüssigkeit verschüttet werden, darüber wie hochgradig verschenkt sie hier im Grunde ist. Ich weiß nicht ob sie so spielen MUSSTE oder WOLLTE, aber es ist subjektiv zumindest zu nicht wirklich kleinen Teilen grenzwertig im Bezug auf DIESE Rolle.
Ihrer Berufsbezeichnung geht sie zudem mehr als aktiv und vor allem konsequent aus dem Wege, versteift sich wie ein kleines trotziges Kind, mit zickigem "Ätsch, Ich bin schlau und du der Mörder"-Getue einzig und allein auf Ben Crawford als Täter, obwohl im Grunde immer mal wieder mehr für, denn gegen ihn spricht, und so erhält man leider nur kaum warnehmbare Einblicke in auch nur ansatzweise so etwas wie "vernünftige oder gar nachvollziehbare Ermittlungsarbeit".
Statt dessen penetriert und präsentiert Ermittlerin Cornell uns und vor allem dem armen "Streicher" Ben unaufhörlich ihre stalkeresken Fähigkeiten, die im Laufe der ersten Staffel zu beinahe schon so etwas wie Stalker-Superkräften anwachsen welche dem Marvel-Universum aber vor Neid die Farbe aus dem Gesicht prügeln würde. Aber nichtmal dies lässt den Gesichtsausdruck von Ryan auch nur mal kurz der Entgleisung anheim fallen.
Kennt ihr die folgende Situation: Man ist bei Oma und Opa zum Essen eingeladen, nebst der gesamten buckligen Verwandschaft, man selbst ist schon da, der Rest noch nicht. Abgemacht war 17Uhr zum pünktlichen Abendessen und nun ist es schon fast 2 Minuten nach 17Uhr, da fällt welcher Satz? Richtig! Oma sagt: "HORST- EGON, DA IST DOCH WAS PASSIERT, RUF DA MAL AN! Naja, ähnlich ging es mir mit Juliette Lewis in dieser Serie. Kaum war sie mal 2 Minuten nicht im näheren Kontakt mit Ben, stiess ich meine "Spe"-Frau an und sagte: HORST EGON, DA IST DOCH WAS PASSI...So derart stalkt Sie den armen Kerl. Ich hatte zwischendurch gar die Befürchtung die zieht gleich bei ihm ein und mein Blick huschte doch ein ums andere Mal hektisch umher auf der heimlichen Suche nach Gepäckstücken.
Alles in allem flüchten sich also fast alle Darsteller ins Spieleland "Zum markanten Mittelmaß" und wollen da partout auch nicht mehr abgeholt werden.
Die Charakterzeichnung blass wie frisches Alpinaweiß, einzig die geringstälteste der beiden Crawfordschen Töchter spielte im Vergleich zu "Rudis-Reste-Cast" in frischen Regenbogenfarben in diesem "Weisser Hase im Schnee"-Film und aufgrund der anderen Weißlinge sicher sogar deutlichst hervorzuheben.
Ben's trotteliger und liebevoll trantütiger Nachbar, dem die Bierflasche zumindest anfänglich noch an der Hand angewachsen zu sein scheint, und einziger Freund Dave Carlyle (gespielt von Dan Fogler) geht wohl maximal als Stichwortgeber, im unfreundlichsten Falle als dödeliger Doofkopp durch.
Einerseits sprüht seine Rolle diesen "Wenn man schon nichts im Kopf hat, füllt man wenigstens seinen Magen mit hektoliterweise Bier" Duft aus, andererseits erschreckt er einen dann wieder mit durchaus durchdachten und von Intelligenz nicht gänzlich befreiten Statements die so gar nicht zum Rest des Rollenbildes passen wollen. Vorgesehen für diese Rolle war eigentlich Clifton Collins Jr. (Blutige Pfad Gottes zwo, Crank 2). Auch die Freundschaft der beiden wird kaum beleuchtet, statt dessen wird kaum nachvollziehbar gehandelt, da wird man rausgeschmissen, es wird sich entgültig die Freundschaft gekündigt nur um Minuten später wieder die dicksten Kumpel zu sein, ohne ernstzunehmende Erklärung versteht sich. Auch in diesem Bereich tun sich leider Schwächen auf, denn diverse Handlungen werden hier wenig fundiert erklärt oder verständlich oder gar nachvollziehbar inszeniert.
Einige der Charaktere entwickeln sich viel zu unglaubwürdig. Um es in Bildern auszudrücken: man stelle sich eine Person vor die in 8von10 Folgen strikt gegen das Rauchen ist, an Demos teilnimmt, und sich eher beide Hände abhacken würde statt auch nur einen einzigen Glimmstengel zwischen die Lippen zu nehmen, um dann am Ende in den letzten 2 Folgen kettenrauchend in der Ecke zu sitzen. SO in etwa ist die Charakterentwicklung diverser Personen.
Die Mutter des toten Jungen die über die gesamte Strecke der Staffel unauffällig ist, nett ist, traurig ist, entwickelt sich plötzlich und spontan zur emotionslosen schizophrenen Furie die mit Schere umsich schmeisst, scheinbar seit Jahren ihre Pillen nicht nimmt und schonmal ein Kind auf nicht ganz koschere Weise verlor, was aber natürlich während der Ermittlungen über 8,5 Folgen nicht einmal erwähnt wird, sondern am Ende einfach als gegeben hingenommen werden muss.
Die jüngste Tochter von Ben Crawford ist über fast die gesamte Strecke der ersten Staffel nett, vernünftig, vernünftiger als so mancher Erwachsener, hat einige gute Dialogpassagen und spielt auch recht annehmbar emotional um sich dann in der letzten Folge plötzlich zur soziopathischen und empathielosen Kinderkillerin zu entwickeln.
Die Entwicklung der Charaktere ist mir hier viel zu sprunghaft, bleibt meist ungeklärt, wird nur oberflächlich einfach so dahingeworfen und will uns zurufen: Hier du Arsch, friss!
Ware Highlights der Idiotie allerdings tun sich in folgenden Situationen auf: hier sei z.B. die "Ich verbuddel das vermeintliche Tatwerkzeug namens Taschenlampe derart geschickt im Wald- komm ich getz im Fernsehn?"-Szene erwähnt. Ben fährt mit Anhang zum shoppen, lässt Frau und Kids früher aussteigen um die Besorgungen schonmal ohne ihn zu erledigen, angeblich weil er erstmal einen Parkplatz finden muss, und es ist ja auch schon kurz vor 17Uhr...in Wirklichkeit aber wissen wir zu dem Zeitpunkt es geht in den finsteren Forest zum heimlichen Taschenlampe-verbuddeln. Gut, man kann sich natürlich fragen warum er sie nicht in einen See schmeisst, oder der Heilsarmee spendet, aber sie im Wald verbuddeln?
Zumal das Verbuddeln eher wie ein zärtliches "ich bedecke dich mit etwas Laub du armes Pocket-Lämpchen, hab keine Angst" anmutet. In diesem Moment war ich bereits so weit das ich mir wünschte Marcus spränge überraschend hinter einem Baum hervor und würde zusammen mit Achim Menzel: Kleine Taschenlampe brennt! anstimmen. Das hätte auch rein zeitlich gepasst, die ganze Aktion dauert nämlich nur ca. 2-3 Minuten, er geht siegessicher zurück zum Auto und wer steht da schon zickig dreinschauend? Seine Frau! Die Kinder warten schon. Ja, okay, gerade vor 3-4 Minuten ausgestiegen und schon die Einkäufe erledigt, bezahlt und zurück zum Auto gekommen und steht da als würde sie bereits ne Stunde auf ihn warten? Und als Ben dann seinen Waldausflug auch noch mit dem dringenden Bedürfnis zur Blasenerleichterung als Grund erklärt, schaut sie drein als wolle Sie sagen:
Hast du wirklich geglaubt mit so einer derart dreisten und abwegigen Lüge durchzukommen? Im Wald beim Pinkeln? Hahahaha.
Die Krone setzte dem Ganzen dann Folgendes auf:
Chefhexe und Hauptermittlerin Andrea Cornell saugt sich wie ein schnippischer Wels an Ben fest, fast die ganze Staffel über, als wäre er das einzige Aquarium auf Erden und damit natürlich auch gleichzeitig der gesuchte Kinderkiller um dann kurz vor Ende der Staffel sinngemäß zu uns zu sprechen: Es war eine Frau, so wie ich schon immer vermutete. Kindstode mit Bezug zu Wasser (ich hoffe sie sagte nicht ertränken, denn dann wäre auch die Taschenlampe komplett fehlbesetzt und man hätte sie nicht so verabscheuungswürdig im dunklen Wald allein zurücklassen müssen) weisen in der Regel auf Frauen als Täter hin. Ich glaube ja immer noch ganz fest daran, das ich mir das nur eingebildet habe, aber seit dem meine "spe"-Frau sagte das ich nachts im Schlaf ständig "ER wars, ER wars" und dann mit verstellter Stimme "NEIN, SIE wars, SIE wars" schreie dürften an dieser These doch die ersten aufkeimenden Zweifel...ääääh....hochgespült werden...
Am Ende fällt auch mal der Satz: Der Mörder war allerhöchstens 1,50m groß! Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, das dies nicht erst nach 10 Folgen ermittelt wurde, sondern bereits zu Anfang, immerhin gehts hier um einen Kindesmord! Also wäre Ben schon gleich von Anfang an als Täter gar nicht in Frage gekommen, denn der ist ja höchstens 1,15m groß, sozusagen "Hobbithöhe", einhergehend mit der Tatsache das die Mutter des toten Jungen bereits schon einmal ein Kind auf nicht ganz koschere Art und Weise verloren hat und sogar schon eine geschlossene Institution mit ihrer Anwesenheit beehrte..Dennoch wird konsequent weiter Ben verdächtigt. The Only possible suspicious en earth.
Zudem beglückt uns die Serie, wie es der Titel schon vermuten lässt, häppchenweise mit allerlei Geheimnissen, Lügen und kleineren Wendungen, die aber für den trainierten Thrillergoutierer recht vorhersehbar sind und dadurch leider die Spannung doch meist flöten geht. Mich konnte kaum eine Begebenheit dazu nötigen beide Augen auch wirklich über die volle Distanz in seiner Gänze aufzubehalten. Wäre ich nicht so selten däm...neugierig wer denn nun der Mörder letzten Endes ist, zum Glück gab es keine Gärtner bisher, ich wäre schon lange im Tiefschlaf und würde von den guten alten "Strange Days" träumen.
Die Auflösung mutet dann zunächst einigermaßen spannend an, wird aber, kaum will man mal nen PLUSpunkt notieren, gleich wieder mit meiner Meinung nach komplett unsinnigen Handlungen und sich spontan und sprunghaft veränderten Charakterentwicklungen nahezu komplett dem Erdboden gleich gemacht.
Immerhin dürfen wir noch kurz die Laola anstimmen, denn Cornell schafft es doch tatsächlich Ben noch einmal zu einer fast schon extremen Gesichtszugentgleisung zu animieren. "Go Ryaaan, Go Ryaaan" schrie ich ihm aus voller Inbrunst entgegen. Schon versteinerte er wieder...Aber da war was, er kann es, aber er wollte wohl nicht. Schade Ryan. Geh weg...
Versuchen wir es zum Schluß verständlich zusammenzufassen:
Die Spannung lauerte irgendwo da draussen in den unendlichen Weiten des Waldes, da bin ich sicher, ließ sich aber Yetiesk nicht zu einem längeren Stelldichein überreden.
Darsteller agieren größtenteils etwas gelangweilt vor sich hin und erinnerungswürdig ist das alles kaum.
Charaktere mit diversen nicht nachzuvollziehenden Handlungen bemalt, Charakterliche Eigenschaften, Hintergründe oder nähere Beleuchtung (z.B. Bruder von Ben's Frau der erst konsequent GEGEN Ben ist, warum weiß man nicht, ihn eher ignoriert und nicht beachtet um ihm dann plötzlich aus heiterem, gleichzeitig aber auch ungeklärten Himmel seine Hilfe anzubieten, Ermittlerin Cornell selbst, der Soldaten-Ex der Mutter des toten Kindes) wurden aus Zeitgründen eher eingespart. Es gibt die üblichen Ehestreits, Fremdgehgeschichten, Streit zwischen Eltern und Kindern, etc. alles fein säuberlich zusammengeklöppelt von Stiefmütterchen "Vera Vorhersehbar", routiniert aber höhepunktearm serviert, und das einzige was MICH dennoch zum Weiterschauen gebracht hat, naja, ihr wisst schon...
Es gäbe sicher noch vieles zu erzählen, aber besser würde dadurch das Gesamtbild kaum. Zuviel was hier einfach auf mich nicht stimmig, schlüssig, realistisch, nachvollziehbar oder gar sonderlich aufregend wirkte. Teilweise fühlte ich mich geradezu eingeengt und umzingelt von fielen fiesen Fehlerfreaks die mit kleinen in Handtücher eingewickelten Seifenstückchen auf mein Hirn einschlugen. Die Unlogik füllte meinen gesamten Körper aus, ich hoffe die geht da irgendwann wieder raus.
Da aber das zarte Spannungsknöspchen zumindest hin und wieder mal kurz sein Köpfchen aus der taubenetzten Erde streckte und mir zurief "Ach komm immerhin haste mal wieder Juliette Lewis gesehen", gebe ich insgesamt:
4,5-5/10
P.S. Inzwischen nach mehrfachen Absetzgerüchten DOCH verlängert um eine 2te Staffel. Neuer Fall, neue Darsteller (Juliette bleibt!), vielleicht schaffen es die Macher hier mehr rauszuholen, wäre schön. Derweil in Hoffnung badend verabschiede ich mich. ;-)
M